"Rapid ist von der ersten Adresse im heimischen Fußball zu einer Dauerbaustelle geworden. Es wird sich weisen, ob der im eigenen Saft geschmorte Neuanfang eine Trendwende bringen wird."
Sturm hat sich dazu entschieden einen neuen Weg zu gehen, alte Dogmen hinter sich zu lassen und das auch konsequent weiterzuverfolgen. Neue Leute mit einem Blick von außen sind dazugekommen und die üble Drohung „Stallgeruch“ wurde hintangestellt. Etwas, was auch Rapid im Zuge des Neuanfangs unter Alexander Wrabetz, Steffen Hofmann und Co angekündigt hat. Wenn man sich ansieht, wer nun an den wichtigen Hebeln im Klub sitzt, klingt das ein bisschen wie ein schlechter Scherz. Von Hofmann abwärts sind fast ausschließlich viele Jahrzehnte Rapid-Vergangenheit zu finden. Markus Katzer, Michael Hatz, Trainer Barisic – Rapid-Urgesteine allerorts.
Dauerbaustelle Rapid, Ruine Austria
Was man genau mit dem Neustart und den Kräften von außerhalb gemeint hat, ist nicht nachvollziehbar. Sehr viele Millionen Euro will Neo-Präsident Wrabetz aber jedenfalls in die erste Mannschaft pumpen. Möglicherweise war diese Ankündigung ohne konkretes Konzept nicht gut genug, Personal mit Qualität von außerhalb anzulocken. Sturm-Sportchef Schicker hat man intensiv umworben, der hat aber dankend abgelehnt und seinen Vertrag bei Sturm verlängert. Rapid ist von der ersten Adresse im heimischen Fußball zu einer Dauerbaustelle geworden. Es wird sich weisen, ob der im eigenen Saft geschmorte Neuanfang eine Trendwende bringen wird. Zumindest hat Sportdirektor Katzer einen Plan: im Sky-Interview ließ er wissen, er plane den Einzug ins Cupfinale und dort den Sieg. Die Rapidfans können sich also schon für die erste Titelfeier seit 2008 bereitmachen.
Abseits von so merkwürdigen Ankündigungen können sich die Rapidler aber zumindest an zwei Dingen erfreuen: Hans Krankl ist 70 geworden und darf in jedem österreichischen Medium sein narzisstisches Gequatsche absondern und dem Stadtrivalen aus Favoriten geht es noch viel schlechter. Dort wird gerade ein Lehrstück aufgeführt, wie man sich mit einem allein finanziellen Eigeninteressen folgenden Investor einen rostigen Nagel eintritt. Ein beliebter Trainer, der aus sehr wenig recht viel gemacht hat, wird sang- und klanglos rausgeschmissen. Sein Fußball war nach Ansicht des Investors nicht genug darauf ausgerichtet, maximale Transfererlöse zu kreieren. Der Sportdirektor stotterte sich rechtfertigend durch die Medien, ganz offensichtlich sehr daran interessiert, seinen gut dotierten Job zu behalten und nicht dem Trainer folgen zu müssen.
Sieht man sich das Austria-Trauerspiel an, dann muss man Rapid und Sturm umso dankbarer sein, dass derzeit vom Konzept des Mitgliedervereins nicht abgewichen wird. In diesem Fall sind Rapid und Sturm tatsächlich auf Augenhöhe und die letzten verbliebenen Bastionen der Selbstbestimmung in Fußballösterreich.