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Torwart-Dilemma? Nakamura-Abgang? LASK-Sportdirektor Vujanović erklärt seine Pläne [Reportage]

Welche Spieler dürfen im neuen Stadion in Schwarz-Weiß auflaufen? LASK-Sportdirektor Radovan Vujanović erklärt seine Pläne für den Kader.

+ + 90minuten.at PLUS - Eine Reportage von Daniel Sauer + +

 

Üblicherweise wird nach 100 Tagen oder einem Jahr im Amt Bilanz gezogen, bei LASK-Sportdirektor Radovan Vujanović sind diese Fristen allerdings bereits verstrichen. Der 40-Jährige ist seit September 2021 wieder für den Verein tätig, den er als Stürmer 2014 zurück in den Profifußball schoss. Nach einer schlechten ersten Saison ist man 2022/23 wieder einigermaßen auf Kurs, unter Cheftrainer Didi Kühbauer sollte der Sprung zurück in die Meistergruppe gelingen.

Vujanović hat inzwischen seine dritte Transferperiode hinter sich - genug Zeit, um dem Kader seinen Stempel aufzudrücken. "Insbesondere im letzten Sommer hatten wir einen größeren Umbruch, der nach der schwierigen Vorsaison auch notwendig war. Der Kader hat sich seit meinem Amtsantritt durchaus stark verändert und in der laufenden Saison sind wir damit erfreulicherweise recht erfolgreich", erklärt der Sportdirektor gegenüber 90minuten.at

Wir haben weiter nachgefragt: Wie geht es im Tor weiter? Welche Talente stehen vor dem Durchbruch? Und was ist der aktuelle Stand bei Keito Nakamura?

 

Zusammenarbeit mit Kühbauer: "Die Tabelle lügt nicht"

Nach der Trennung von Andreas Wieland im Mai übersiedelte mit Didi Kühbauer ein großer Name nach Linz, federführend bei der Bestellung war bereits Vujanović. Mit seiner Entscheidung wirkt er nach wie vor zufrieden, die Zusammenarbeit scheint zu funktionieren: "Wir stehen selbstverständlich in engem Austausch und arbeiten gemeinsam daran, das sportlich Beste für den LASK zu erreichen. Für Didi hat bei der Verpflichtung ganz klar seine Vita als Trainer gesprochen. Bei welcher Mannschaft er auch war – ob Admira, WAC, St. Pölten oder Rapid – überall hatte er seine Erfolge. Als er Ende letzter Saison zu uns gekommen ist, konnte er sich im Saisonfinish schon ein erstes Bild von der Mannschaft machen und hat dann den vorhin erwähnten Umbruch gemeinsam mit dem restlichen Trainerteam sehr gut bewältigt. Die Tabelle lügt nicht, wir stehen zu Recht auf Rang Drei und haben uns eine gute Ausgangslage fürs Frühjahr geschaffen. Das ist natürlich nicht zuletzt ein Verdienst des Cheftrainers und seines Teams". 

 

Nicht nur Vujanović: Buric als rechte Hand, Muhr als Schnittstelle

"Er ist eine unglaublich zuverlässige Stütze für mich und hat großen Anteil an den Transfers, die wir getätigt haben." - Vujanović über Buric

"Wir sind sehr zufrieden. Wir haben eine turbulente und schwierige Saison hinter uns, dann einen Umbruch im Sommer", resümierte Dino Buric vor kurzem für den LASK auf der Bundesliga-PK zum Frühjahrsauftakt. Der 32-Jährige ist seit knapp einem Jahr Teil einer personellen Neuaufstellung im sportlichen Bereich. Buric kam von der Admira und gilt seitdem als rechte Hand Vujanovićs, als Sportkoordinator ist er mitverantwortlich für Scouting, Kaderplanung und die Abwicklung von Transfers. "Er ist eine unglaublich zuverlässige Stütze für mich. Auf dieser Position brauchst du jemanden, dem du absolutes Vertrauen entgegenbringen kannst und das ist bei Dino der Fall. Er hat dementsprechend ebenso einen großen Anteil an den Transfers, die wir in dieser Saison getätigt haben. Ich bin sehr froh, ihn bei uns zu wissen", erklärt Vujanović gegenüber 90minuten.at.

Auch den zweiten "Neuzugang", Ralf Muhr, kennt er gut. Muhr – lange im Nachwuchsbereich der Wiener Austria tätig – holte Vujanović in den frühen 2000ern als Spieler zu deren Amateuren. Als Technischer Direktor soll er jetzt eine Schnittstelle zwischen Profis und Nachwuchs koordinieren, führt außerdem die Geschäfte der Akademie. "Mit seiner langjährigen Erfahrung weiß er genau, was es braucht, um jungen Talenten die bestmöglichen Rahmenbedingungen zu bieten. Das macht sich auch schon bezahlt: Im Trainingslager der Profis in Belek waren zum Beispiel gleich fünf Spieler aus dem Amateure-Kader mit dabei".

 

LASK sucht Stammkeeper: Lawal oder vielleicht doch ein Neuer?

Weiter umgebrochen wird ab Sommer vor allem ganz hinten. Alexander Schlager (27) verlässt den Verein mit Ablauf seines Vertrages – damit braucht der LASK zum ersten Mal seit fünf Jahren einen neuen Stammtorwart. Man sei vorbereitet gewesen, gab die sportliche Leitung seit Ende Dezember wiederholt zu verstehen - mit Tobias Lawal (22) steht die aktuelle Nummer 2 bereit und vor allem langfristig unter Vertrag (2027). Damit wird man im Tor gleichzeitig um ein Eck jünger und deutlich unerfahrener: Der Eigenbauspieler hat gerade einmal zwei Bundesligaspiele in den Beinen, das letzte Pflichtspiel absolvierte er im Mai des vergangenen Jahres.

Naheliegend wäre es, Lawal schon in den nächsten Monaten im Bewerb Fuß fassen zu lassen. In den Winter-Testspielen kam er zumeist mit der zweiten Garde von der Bank, Schlager durfte beginnen. Letztendlich sieht der Sportdirektor die Entscheidung bei Kühbauer, dieser wurde zuletzt so in der ‚Krone‘ zitiert: „Alex ist ein Topprofi, der bis zum Schluss alles geben wird. Das bedeutet aber nicht, dass er immer spielen wird".

"Es ist durchaus eine Überlegung wert, einen routinierten Keeper zu verpflichten." - Radovan Vujanović

Hinter Lawal warten weitere Talente: Einerseits konnte man im Jänner den Vertrag mit dem ÖFB-U21-Keeper Nikolas Polster (20) verlängern, er wurde dann an Vorwärts Steyr verliehen. Andererseits steht zumindest für ein weiteres Jahr der 18-jährige Lukas Jungwirth unter Vertrag, der ebenfalls für Nachwuchs-Nationalteams auf dem Platz stand und ins Trainingslager der Profis mitfahren durfte. Beide Keeper durften bereits Zweitliga-Erfahrung sammeln, ein Jahr auf der Bank als Nummer 2 wäre ihrer Entwicklung also wenig dienlich. Holt man sich dann vielleicht doch lieber einen routinierten Ersatzmann dazu? "Es ist durchaus eine Überlegung wert, in weiterer Folge einen routinierten Keeper zu verpflichten – nicht als Nummer 1, sondern als Mentor, der seine Erfahrung an unsere jungen Torleute weitergibt", so Vujanović. Jörg Siebenhandl, der zuletzt mit dem LASK in Verbindung gebracht wurde, dürfte für diese Rolle jedenfalls nicht Infrage kommen.

Allen drei Torhütern wird das Potenzial für die Bundesliga zugetraut, Jungwirth - der im Frühjahr für die Amateure spielen soll - trainiert bereits bei den Profis mit. "Unser Anspruch ist es, unseren Torwart-Talenten in der Bundesliga die Chance zu geben, sich zu beweisen", so Vujanović. 

Routinier Thomas Gebauer (40) dachte bereits vor einem Jahr laut über ein Karriereende nach, ohne Bekanntgabe einer Vertragsverlängerung ist davon auszugehen, dass er seinen aufgeschobenen Plan umsetzt.

 

"Wir haben darauf geachtet, Spieler zu holen, die mit Erfahrung und als Führungspersönlichkeiten weiterhelfen können." - Radovan Vujanović

Alternde Defensive - Kein Platz für Talente?

Komplett konträr dazu die Verhältnisse eine Reihe weiter vorne: Die Viererkette mit Felix Luckeneder, René Renner, Philipp Ziereis und Filip Stojković ist einzementiert wie bei kaum einem anderen Verein in der Bundesliga. An Routine mangelt es damit jedenfalls nicht – im Gegenteil: Der LASK stellt die drittälteste Defensive der Liga. Kein Zufall, wie Vujanović bestätigt: „Wir haben beim Umbruch im letzten Sommer bewusst darauf geachtet, Spieler zu holen, die mit ihrer Erfahrung der Mannschaft nicht nur spielerisch, sondern auch als Führungspersönlichkeiten weiterhelfen können“. Neben Ziereis (29) und Stojkovic (30) wurde auch Ákos Kecskés (27) neu verpflichtet, mit Philipp Wiesinger (28) kehrt ein weiterer Routinier nach fast einem Jahr Verletzungspause zur Mannschaft zurück.

"Er konzentriert sich derzeit auf sein Comeback, parallel dazu sind mit ihm in Gesprächen." - Vujanović über Jan Boller

Angesprochen auf nachrückende Talente verweist der Sportdirektor auf die LASK Amateure: "Das ist für unsere jungen Spieler eine sehr gute Plattform, um regelmäßig Einsätze zu sammeln. Mit guten Leistungen können sie sich für Nominierungen in den Profikader empfehlen". Dort zu spielen, ist dann aber ein anderes Thema. Luca Wimhofer (18) und Moritz Würdinger (21) durften in der Bundesliga zwar schon auf der Bank sitzen, für ein Debüt hat es aber noch nicht gereicht. Der jüngste Verteidiger mit Aussichten auf Spielminuten, Jan Boller, erholt sich derzeit von einem Kreuzbandriss, sein Vertrag läuft außerdem mit Saisonende aus. Das könnte sich laut Vujanović aber noch ändern: "Jan konzentriert sich derzeit ganz auf sein Comeback, er arbeitet tagtäglich mit unserem Reha-Team und wir unterstützen ihn nach Kräften. Parallel dazu sind wir mit ihm auch schon in Gesprächen". Auch Boller war aber bisher nie dauerhaft Stammspieler.

Mit Sebastian Kapsamer (19) ist ein Ex-U19-Teamspieler an den Kooperationsverein Amstetten verliehen, kam in der 2. Liga aber bisher nur auf neun Kurzeinsätze und damit deutlich weniger Spielzeit als in der Vorsaison bei den eigenen Amateuren. "Bei Sebastian Kapsamer lief es im Herbst nicht ganz nach Wunsch. In Summe sind wir mit der Zusammenarbeit mit Amstetten aber sehr zufrieden", bilanziert Radovan Vujanović auf Nachfrage.

Keine Entscheidung bei Celic, Talente sollen Perspektive bekommen

Deutlich offener ist der Wettbewerb im Mittelfeld, aber auch hier sind mit Branko Jovičić, Peter Michorl, Sascha Horvath und Robert Žulj routinierte Kicker gesetzt. Nemanja Celic – ein Absolvent der eigenen Akademie – kam im Sommer per Leihe aus Darmstadt, die in ihn gesetzten Erwartungen blieben bis jetzt aber unerfüllt. Angesprochen auf die für ihn vereinbarte Kaufoption erklärt Vujanović: "Hier besteht keine Eile". Man werde es zu gegebener Zeit entscheiden, "Nemo" Celic sei Teil eines breiten Kaders.

Mit Marco Sulzner, Gabriel Zirngast und Marco Kadlec drängen mittelfristig drei Talente nach – wie es bei ihnen in der kommenden Saison weitergehen soll, ist noch offen. "Wir beobachten die Entwicklung von allen drei sehr genau. Es ist unser Ziel, jungen österreichischen Talenten eine echte Perspektive beim LASK zu bieten. Wie das dann konkret aussieht, ist immer vom Einzelfall und der jeweiligen Kadersituation abhängig. Es besteht auch die Möglichkeit, dass den LASK Amateuren OÖ bereits in ihrer ersten Saison der Aufstieg in die zweite Liga gelingt. Das wäre natürlich umso hilfreicher, um junge Spieler noch besser an die Profis heranzuführen, der Aufstieg ist in dieser Saison aber kein Muss".

Sulzner (19) ist ein echtes Eigengewächs und derzeit Stammspieler bei der Vienna. Kadlec (22) kam im Winter 2022 von der Admira und konnte bei den LASK-Amateuren mit acht Toren in 13 Spielen aufzeigen – er absolvierte in seiner Karriere bereits 33 Bundesligaspiele. Gabriel Zirngast (21) wurde bei der SV Ried ausgebildet und kam im vergangenen Sommer nach Linz, er durfte im September bei den Profis debütieren.

 

Klare Verhältnisse in der Offensive - Keine Kaufoption bei Nakamura

"Keito wird uns mit seinen unbestrittenen Qualitäten im Frühjahr helfen. Ausstiegsklausel gibt es keine." - Radovan Vujanović

In der Offensive ist soweit alles klar, mit Marin Ljubičić wurde der Shooting-Star der aktuellen Saison bis 2027 gebunden. Kein billiges Unterfangen, knapp unter drei Millionen soll die feste Verpflichtung laut Medienberichten gekostet haben. Das sollte aber vor allem insofern kein Problem sein, dass mit einem möglichen Abgang von Keito Nakamura im Sommer ordentlich Geld in die Kassa gespült werden könnte. Der Japaner ist die mitunter wichtigste Figur im Spiel des LASK, Interesse aus der Premier League soll es schon seit längerem geben. Wie Radovan Vujanović nachdrücklich festhält, war ein Verkauf im Winter kein Thema und auch im Sommer hält man scheinbar gute Karten in der Hand: Wie der Sportdirektor gegenüber 90minuten.at bestätigt, wurde bei der Vertragsverlängerung im Sommer keine Ausstiegsklausel inkludiert.

Ebenfalls vor kurzem verlängert wurde der Vertrag von Tobias Anselm, der durch nachhaltiges Verletzungspech noch auf seinen ersten Einsatz in Schwarz-Weiß wartet. Der 22-Jährige erholt sich von seinem zweiten Kreuzbandriss: "Das war natürlich ein extrem bitterer Rückschlag für ihn, aber Tobias ist ein echter Fighter. Er hat die Situation so angenommen und ist fest entschlossen, so bald wie möglich für den LASK zu debütieren. Da wir von seinen Qualitäten überzeugt sind, haben wir ihm mit der Verlängerung vorzeitig den Rücken gestärkt. Wir werden bei seinem Weg zum Comeback aber nichts überstürzen, wenn er fit ist, ist er fit. In der laufenden Saison ist mit einer Rückkehr noch nicht zu rechnen". Bei seinem ehemaligen WSG-Sturm-Partner Thomas Sabitzer lässt man beim LASK scheinbar alles offen, auch diese Personalie werde man erst zu gegebener Zeit besprechen – im Fußball könne es bekanntlich schnell gehen. „Da gilt es flexibel zu sein und auf möglichst viele Szenarien vorbereitet zu sein“.

Im Trainingslager erstmals wirklich in Erscheinung getreten ist mit Adil Taoui (21) ein ehemaliger U18-Teamspieler Frankreichs, der international bis vor einigen Jahren als Top-Talent gehandelt wurde. "In der Wintervorbereitung konnte er einige Akzente setzen und drei Treffer erzielen. Wenn er so weitermacht, kann auch er eine gute Option für unser Offensivspiel werden", so eine erste Einschätzung. Sein Vertrag läuft bis Saisonende 2024/25.

Offene Fragen bleiben - "Balanceakt" Österreicher-Topf

Mit Ivan Ljubic soll man sich laut Medienberichten bereits über einen Transfer im Sommer einig sein, auch Manprit Sarkaria könnte von Sturm Graz zum LASK wechseln. Kommentare dazu gibt es vom Verein allerdings nicht. Die Leihspieler Moses Usor und Maksym Talvierov - beide Sparta Prag - standen noch in keinem Pflichtspiel auf dem Platz, ob sie eine Zukunft bei den Oberösterreichern haben wird sich noch zeigen. Einige andere Transfers von Radovan Vujanović - Oumar Sako, Filip Twardzik - kann man wohl als Fehlgriffe abschreiben, beiden stehen aber noch langfristig unter Vertrag. Der Umbruch aus dem vergangenen Sommer wird sich also fortsetzen.

Kein klares Bekenntnis vom LASK bekommt man derzeit zum Österreicher-Topf. Wie ein erheblicher Teil der Liga verzichten auch die Linzer auf die zusätzlichen Mittel, mit 43 Prozent von Legionären absolvierten Spielminuten liegt man aktuell im Mittelfeld. Man habe immerhin mit mehreren heimischen Talenten verlängert, heißt es zu diesem Punkt. "Mittelfristig ist es natürlich wünschenswert, viele heimische Spieler beim LASK zu haben. Andererseits haben wir einen finanziellen Rahmen, in dem wir uns am Transfermarkt bewegen müssen - das ist ein Balanceakt".

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