„Eine neue Arena schießt keine Tore“ [Reportage]
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„Eine neue Arena schießt keine Tore“ [Reportage]

Der LASK reiht sich mit dem neuen Stadion in die Riege der heimischen Großklubs ein. Wie kam es dazu und wie könnte sich die Zukunft gestalten?

Diese Frage stellt sich nicht, das wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach und zur Genüge betont. Unser Vereinsname lautet LASK, das ist so und das bleibt so.

Generalsekretär Gernot Fellinger

Ein derartiges Projekt verleiht nicht nur dem gesamten österreichischen Fußball Rückenwind, es setzt auch wichtige Impulse für den heimischen Wirtschaftsstandort.

Heinrich Schaller, CEO Raiffeisenlandesbank OÖ

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Ein warmer Julitag im Sommer 2020. Auf der Gugl verkündet LASK-Präsident Siegmund Gruber die ersten Eckdaten für das „Jahrhundertprojekt“ Stadionneubau. Landeshauptmann Thomas Stelzer (ÖVP) und der Generaldirektor der Raiffeisenlandesbank Oberösterreich und Vorsitzender des Vorstandes, Heinrich Schaller sind anwesend und finden lobende Worte. Kein Wunder: Das Land Oberösterreich fördert den über 60 Millionen Euro teuren Bau mit bis zu 30 Millionen Euro, die Bank ist Namensgeber. Das erste Spiel war für Sommer 2022 angekündigt, ein halbes Jahr Verzug kam dazu. Das neue Stadion ist ein sehr wichtiger Mosaikstein für den Verein, der sich sportlich unter den österreichischen Topklubs etabliert hat.

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Ex-Trainer Oliver Glasner halt mit, den LASK nach oben zu bringen.

Mit dem mittlerweile international auch mehr als nur anerkannten Oliver Glasner waren die Athletiker sportlich sofort auch in der Bundesliga konkurrenzfähig. 2017/18 noch Vierter, schaffte man mit dem Vizemeistertitel 18/19 die beste Platzierung seit dem Meisterjahr 1965. Zwar verhedderten sich die Schwarz-Weißen im ersten Corona-Jahr im Trainingsskandal, landeten nach dem „Gewinn“ des Grunddurchgangs letztlich auf Platz 4. Das wurde im nächsten Jahr wiederholt, 21/22, just in dem Jahr, in dem mit dem Spatenstich für die neue Arena und der Gründung des Frauenteams endgültig die Weichen für die Zukunft gestellt wruden, musste man erstmals in die Qualifikationsgruppe. Aktuell scheint es, als sei das ein negativer Ausreißer gewesen. International redete man bereits mehr als ein Wörtchen mit. 2019/20 schaffte man es in die Gruppenphase der Europa League und gleich ins Achtelfinale, im Folgejahr war nach dem Herbst Schluss. 2021/22 konnte die Gruppenphase der neuen UEFA Conference League souverän gewonnen werden, im Achtelfinale schied man gegen Slavia Prag aus.

 

Selbstbewusstsein

Die Linzer legen dabei durchaus, partiell gerechtfertigtes, Selbstbewusstsein an den Tag. Die Scharmützel zwischen LASK und Rapid sind schon fast legendär. Gruber ist eben knackig, so sagte er schon im Jahr 2018 über den noch immer in schwarz-weiß auflaufenden Thomas Goiginger: „Aus welchem Grund sollten wir das machen? Glauben Sie, ich verkauf’ den Goiginger an Sturm Graz?“ Dieses Selbstbewusstsein führt zu einer gewissen Stabilität im Mannschaftsgefüge. Keeper Alexander Schlager (seit 2017), Abwehrspieler Philipp Wiesinger (2016), Mittelfeldstratege Peter Michorl (2015) und Offensivgeist Thomas Goiginger (2017) bilden ein gewisses Rückgrat, an dem sich der Rest orientieren kann.

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Jürgen Werner trat beim LASK wegen Ungereimtheiten bei Transfers gehen, es kam zur Schlammschlacht.

Die Athletiker heften sich ans Revers, dass verkauft werden kann, aber nicht muss. Eine Auswahl: Pavao Pervan ließ man um kolportiert 500.000 Euro nach Wolfsburg ziehen, Goalgetter Joao Victor brachte von ebendort 3,5 Millionen Euro, Rapid ließ man 600.000 Euro für Maximilian Ullmann auf den Tisch legen. Für Dominik Fireser bekamen die Athletiker von Barnsley 800.000 Euro, Reinhold Ranftl (650.000, Schalke), Gernot Trauner (1 Mio Euro, Feyenoord), Mamoudou Karamoko (1,5 Mio Euro, Kopenhagen), André Andrade (1,25 Mio Euro, Bielefeld), Marko Raguž (1,3 Mio, Austria) und Hyon-seok Hong (1,5, Gent) brachten 12,6 Millionen Euro ein. Das sind fast zehn Millionen Euro mehr, als Ablösesummen für sie hingelegt wurde. Jürgen Werner, zu Beginn dafür verantwortlich und nun bei der Austria, wusste, was er tut.

 

Ein Stadion = Geld

Wie kommt man aber zu mehr Geld, wenn es nicht immer Transfers sein sollen oder man am Europacup hängen will? Richtig, durch ein Stadion. In Pasching gibt es 600 VIP-Plätze, auf der neuen Gugl 2.000. Ein Riesenschritt. Oder wie es Siegmund Gruber vor fünf Jahren formulierte: „Alle haben Budgetgrößen von mindestens 15 bis 20 Millionen. Wenn ich langfristig mit dem Abstieg oder dem unteren Playoff nichts zu tun haben will, dann werde ich mich in diese Sphären bewegen müssen. Da komme ich nur hin, wenn ich ein Stadion habe.“ Dass es dazu kärftig Unterstützung des Landes brauchte, ist evident. „Dem Bau der Raiffeisen Arena Linz wurde dank eines einstimmigen Landtagsbeschlusses der Weg geebnet – das heißt, alle im Landtag vertretenen Parteien haben sich dazu bekannt“, stellt Fellinger klar, „Ganz generell ist festzuhalten, dass Stadt und Land in der jüngeren Vergangenheit dankenswerterweise begonnen haben, vermehrt in sportliche Infrastruktur zu investieren. Da geht es nicht nur um den LASK, sondern um die gesamte Sportlandschaft des Landes.“ Eine wichtige Rolle spielt auch die Bank. „Natürlich generiert die Nennung von Raiffeisen in diesem Kontext einen hohen Werbewert“, erklärt dazu Heinrich Schaller gegenüber 90minuten.at, „Die Raiffeisen Arena ist ein wirklich tolles Projekt für ganz Oberösterreich und besitzt große Strahlkraft, weit über die Landesgrenzen hinaus. Ein derartiges Projekt verleiht nicht nur dem gesamten österreichischen Fußball Rückenwind, es setzt auch wichtige Impulse für den heimischen Wirtschaftsstandort.“

Was ein neues Stadion bringen kann, kann bei Rapid beobachtet werden: 2014/15 und 2015/16 wurden aus dem nationalen Wettbewerb Umsätze in der Höhe von 21,4 bzw. knapp 22 Millionen Euro lukriert. Die VIPs bzw. Hospitality brachten 950.000 bzw. 1,3 Millionen Euro. In den drei folgenden Spielzeiten lag der Umsatz aus dem nationalen Bewerb um je rund zehn Millionen Euro darüber, zwischen 33,5 und 30,7 Millionen. Aber der VIP/Hospitality-Anteil explodierte förmlich: zwischen 7,1 und 7,9 Millionen Euro kamen für Rapid zusammen. Dabei spielten die Hütteldorfer in den zwei Saisonen vor 16/17 gar nicht im alten, kleinen Hanappi-Stadion, sondern im ebenfalls alten, großen Happel-Stadion. „Seit die Freunde des LASK den Verein 2013 in der Regionalliga übernommen haben, hat der Klub mehrere Quantensprünge in puncto Umsatzentwicklung gemacht. Mit dem Einzug in die Raiffeisen Arena eröffnen sich uns viele weitere Einnahmequellen. In welchen Sphären wir uns dann konkret bewegen, werden wir nach der Premierensaison sehen“, attestiert der Generalsekretär. Welche finanziellen Sprünge aber meint er?

 

Zwei Tore und der Europacup

„Ein erster richtungsweisender Punkt war die packende Aufstiegs-Relegation im Jahr 2014, als wir Parndorf über 180 Minuten bezwingen konnten. Unser heutiger Sportdirektor Radovan Vujanovic hat uns damals mit zwei Treffern in die zweite Liga geschossen und so die wichtige Rückkehr in den Profifußball ermöglicht. Alles, was danach folgte, fußte auf diesem Erfolg“, erinnert sich LASK-Generalsekretär Gernot Fellinger im Interview mit 90minuten.at zurück. Aus seiner Sicht war es gut, dass die Athletiker alles Schritt für Schritt erledigt haben, sich in der 2. Liga nicht übernommen haben, in Pasching kickten.

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LASK-Präsident Siegmund Gruber ist ein wortgewaltiger Funktionär.

Dass die finanziellen Sprünge bei den Athletikern mehr Transfers und dem Europacup geschuldet sind, scheint evident. 2018/19, erste Saison mit 12 Klubs und vier EL-Qualispielen, kamen am Ende 15,3 Millionen Euro Umsatz zusammen. 2019/20 stieß man ins EL-Achtelfinale vor, das brachte 17 Millionen Prämien bei 34 Millionen Euro Umsatz. 2020/21 spielte der LASK in der Gruppenphase der EL und verbuchte Erträge in der Höhe von 23,4 Millionen Euro, 6,6 kamen dabei vom Kontinentalverband. Sprich: Ohne Prämien aus dem Europacup hätte man zwischen 15 und 17 Millionen Euro Umsatz. Long story short: Nun helfen entweder lukrative Millionentransfers oder schlichtweg mehr Geld aus dem Matchtag, um wirtschaftlich mehr zu erreichen.

 

Dunkle Wolken am Horizont?

Alles gut also im schwarz-weißen Oberösterreich? Nein, nicht alles. Dass es etwa zwischenzeitlich im Gebälk krachte, das will Fellinger gar nicht in Abrede stellen. Eine entsprechende Frage zu den Ungereimtheiten bzw. der aktuellen Lage - Trainingscausa, die Trennung von Ismael und Werner, Ungereimtheiten unter den Freunden des LASK – beantwortet der Generalsekretär ausweichend (Anm.: Die Causa Kühbauer war nach der Interview). Präsident Gruber, der sich laut Verein aus terminlichen Gründen nicht gegenüber 90minuten.at äußern wollte, erfülle die Repräsentation nach außen „seit vielen Jahren mit vollem Einsatz.“ Es komme aber wohl, so erfährt man da und dort, nicht von ungefähr, dass der für kantige Ansagen bekannte Präsident in letzter Zeit etwas weniger präsent ist.

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Als Generalsekretär entlastet Gernot Fellinger das Präsidium.

Vielleicht hat man in Linz auch ein bisschen Angst vor dem, was in Wien passierte, als die neuen Stadien fertig waren. Darauf angesprochen erklärt Fellinger, dass man sich mit der Entwicklung bei den anderen Vereinen nicht befasse. Man freut sich vielmehr, dass der LASK das erste Mal in der 114-jährigen Geschichte eine Heimstätte hat, die dem LASK gehört und historisch auch zum Verein passe. „Klar ist natürlich, dass die neue Raiffeisen Arena keine Tore schießt“, weiß aber auch Fellinger. Somit gibt man sich hinsichtlich des Frühjahrs einmal positiv. So soll auch die Stimmung werden.

 

Die Fanfrage

„Die Raiffeisen Arena bietet Platz für alle“, sagt er, „Ob Stehplatz-, Sitzplatz- oder BWT-Business-Club-Besucher – bei uns wird jedem Schwarz-Weißen gleich viel Bedeutung beigemessen. Die ASK Stehplatztribüne bietet rund 4.500 Fans Platz – das ist eine Vervielfachung der Stehplätze, die wir bisher zur Verfügung hatten.“ Ganz so rosig dürfte alles aber nicht sein und BWT ist gewissermaßen „schuld“. Zwar wissen die LASK-Fans schon, dass es Geld braucht, um erfolgreich zu sein, die Vorkommnisse rund um Sponsor BWT und die rosa Auswärtstrikots lösten Proteste aus. Darüber hinaus ist der LASK auch kein Mitglieder-Verein. Auf der einen Seite sollen sie für Stimmung sorgen, auf der anderen Seite gibt es keine direkte Mitsprache durch eine Mitgliedschaft. 90minuten.at fragte konkret: Soll es zu mehr Mitsprache kommen? Will man Fans ernster nehmen oder gar Mitgliedschaften ermöglichen?

Fellingers Statement dazu: „Der LASK nimmt seine Fans seit jeher ernst. Als Generalsekretär stehe ich in regelmäßigem Austausch mit Fanvertretern, wo unterschiedlichste Anliegen vorgebracht werden. Auch in Puncto Raiffeisen Arena – insbesondere was die Detail-Ausgestaltung der ASK Stehplatztribüne anbelangt – gab es einen regen Austausch: Wie können wir baulich für die bestmögliche Atmosphäre sorgen, wo sind die besten Plätze für eine Vorsänger-Plattform – und so weiter.“ Ob das die Art und Weise ist, wie mit Fans kommuniziert werden kann oder soll, darüber darf man sich selbst ein Bild machen. Bei anderen Themen ist man wiederum sehr klar. Denn im internationalen Fußball (und auch unweit südwestlich) sieht man, was passiert, wenn ein Verein von Milliardären übernommen wird. Überspitzt formuliert: Könnte es dereinst einen „FC BWT Linz“ geben, weil man es schlichtweg machen muss, um konkurrenzfähig zu sein? „Diese Frage stellt sich nicht, das wurde in der Vergangenheit bereits mehrfach und zur Genüge betont. Unser Vereinsname lautet LASK, das ist so und das bleibt so.“

 

Partnerschaftlich in die Zukunft

Dazu braucht es aber eben auch Partner, die den Weg mitgehen wollen. Wie eben der Namensgeber des Stadions. „Als Raiffeisenlandesbank OÖ unterstützen wir den LASK ja bereits seit 2019 als Namenssponsor der Raiffeisen Arena Pasching. Da war es naheliegend, dass wir uns die Chance, als Partner eines neuen Stadions mit moderner und durchdachter Infrastruktur aufzutreten, nicht entgehen lassen“, meint dazu Schaller. Es ist gewissermaßen ein guter Sponsor, der dem Klub hilft, seine Werbeplatzierungen hat und im Gegensatz zu BWT auch keine Kontroversen verursacht.

Kurzfristig wird der LASK angesichts von sieben Punkten, die man gegenüber der siebtplatzierten Austria verteidigen muss, wohl den Sprung in die Meistergruppe schaffen. Das soll auch die Regel werden. Die Athletiker werden es wohl bewerkstelligen, oben dabei zu sein und die Ziele – regelmäßige Meistergruppenteilnahme, um internationale Plätze mitspielen – sind auch nicht unerreichbar hoch gefasst. Solange das Werk'l rennt, wird es vermutlich wenig Probleme durch die Arena geben. Aber, um Fellinger noch einmal zu zitieren, „die neue Raiffeisen Arena schießt keine Tore“.

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