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Gruppe H: Vier (fast) auf Augenhöhe

Werden Polen und Kolumbien ihrer Rolle als leichte Favoriten gerecht? Oder können der Senegal und Japan die nötigen Punkte fürs Achtelfinale sammeln?

Eine Vorschau von Alexander Kords

 

Die WM-Gruppe H ist eine der wenigen, der es an einem klaren Favoriten für den Aufstieg fehlt. Stattdessen kann in den Duellen zwischen Polen, Kolumbien, dem Senegal und Japan praktisch jeder jeden schlagen – auch wenn die Europäer und die Südamerikaner leicht im Vorteil sind.

 

Polen

Bis auf den fünften Platz der Weltrangliste führte ihr Höhenflug die polnische Nationalmannschaft. Das war im August 2017, inzwischen sind die Osteuropäer auf Rang zehn gerutscht. Dennoch reisen sie (zumindest auf dem Papier) als eine der besten Mannschaften der Welt nach Russland. Diesen Status haben sie vor allem einer Personalie zu verdanken: Robert Lewandowski, der Stürmer des FC Bayern München, erzielte 16 der 28 Treffer in der Qualifikation und krönte sich damit zum europäischen Torschützenkönig. Ganz nebenbei weist der 29-Jährige schon jetzt die meisten Treffer für die polnische Nationalelf aller Zeiten auf. Er steht wie kein zweiter für den Aufschwung des Teams, das sich seit 2006 nicht mehr für eine WM qualifizieren konnte, sich aber im Viertelfinale der Euro 2016 erst im Elfmeterschießen den Portugiesen geschlagen geben musste. An Lewandowskis Seite stürmt der fünf Jahre jüngere Arkadiusz Milik vom SSC Neapel, dahinter sind Spieler, die bei eher mittelmäßigen Clubs unter Vertrag stehen, wie Karol Linetti von Sampdoria Genua und Kamil Grosicki von Hull City.

 

Kolumbien

Erst im letzten Moment sprangen die Kolumbianer auf den WM-Zug auf: Nur weil sie am abschließenden Spieltag der CONMEBOL-Qualifikation in Peru ein 1:1 erreicht haben und gleichzeitig die Chilenen in Brasilien verloren, sicherte sich Kolumbien den vierten Tabellenplatz und damit das fixe Ticket nach Russland. Dort ist James Rodríguez der größte Hoffnungsträger des Teams. Schon beim Weltturnier 2014 sorgte er für Aufsehen: Nicht nur holte er sich mit sechs Treffern den Titel des WM-Torschützenkönigs, sein 1:0 im Achtelfinale gegen Uruguay wurde noch dazu zum schönsten Treffer des Turniers gekürt. Rodríguez wechselte nach der WM für rund 80 Millionen Euro vom AS Monaco zu Real Madrid, inzwischen spielt er bei Bayern München. Im kolumbianischen Team zählt er mit seinen 26 Jahren zu den jüngsten Spielern, ist zugleich aber einer der erfahrensten. Außer ihm stehen auch weitere kolumbianische WM-Fahrer bei europäischen Spitzenteams unter Vertrag, darunter etwa Torwart David Ospina vom FC Arsenal, Mittelfeldspieler Juan Cuadrado von Juventus Turin und Stürmer Radamel Falcao vom AS Monaco. Letzterer ist mit 29 Treffern der beste Torschütze Kolumbiens aller Zeiten.

 

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Senegal

Für den Senegal ist die WM in Russland erst die zweite Gelegenheit, sich bei einem internationalen Turnier zu präsentieren. Die bislang einzige WM-Teilnahme der Afrikaner datiert aus dem Jahr 2002. Damals besiegte die senegalesische Mannschaft im Eröffnungsspiel sensationell den amtierenden Weltmeister Frankreich und konnte erst im Viertelfinale nach Verlängerung von der Türkei gestoppt werden. Mit einer Wiederholung dieses Coups ist wohl eher nicht zu rechnen, auch wenn fast alle Spieler des Senegals bei Teams in europäischen Top-Ligen gegen den Ball treten. So spielt der Kapitän Cheikhou Kouyaté bei West Ham United, der Verteidiger Kalidou Koulibaly beim SSC Neapel und der Stürmer Mame Diouf bei Stoke City. Der unbestrittene Star der Mannschaft ist allerdings Sadio Mané, der kürzlich mit dem FC Liverpool im Champions-League-Endspiel stand. Torgefahr strahlt auch sein Sturmpartner Moussa Sow von Bursaspor aus.

 

Japan

Seit 20 Jahren sind die Japaner konstant bei jeder Weltmeisterschaft am Start, schafften dabei aber nur zweimal den Aufstieg ins Achtelfinale – wo dann jeweils auch gleich Schluss war. Nach einer Niederlage zum Auftakt gewannen die Japaner ihre Gruppe bei der Asien-Qualifikation dank acht Spielen ohne Niederlage letztlich souverän. Viele Offensivspieler des japanischen Kaders stehen in Deutschland unter Vertrag, zu nennen sind hierbei unter anderem Shinji Kagawa von Borussia Dortmund, Kapitän Makoto Hasebe von Eintracht Frankfurt und Yuya Osako, der nach der WM vom 1. FC Köln zu Werder Bremen wechseln wird. Der torgefährlichste japanische Spieler ist allerdings Shinji Okazaki, der 2016 mit Leicester City englischer Meister wurde. Heuer haben die Japaner noch keine einzige Partie gewonnen, die Freundschaftsspiele gegen Mali (1:1) und die Ukraine (1:2) Ende März sowie gegen Ghana (0:2) Ende Mai waren nicht gerade überzeugend. Vor dem WM-Start stehen noch Begegnungen gegen die Schweiz und Paraguay auf dem Programm.

 

Gruppenausgang

Das Bayern-(Fern-)Duell zwischen Robert Lewandowski und James Rodríguez wird entscheidend für den Ausgang der Gruppe sein. Weil der Südamerikaner das bessere Team an seiner Seite hat, werden die Kolumbianer wohl die Gruppe vor den Polen gewinnen. Dahinter haben Japan und der Senegal nicht die mannschaftliche Breite, um das Achtelfinale zu erreichen.

 

90minuten.at-Redaktionstipp:

1. Kolumbien

2. Polen

3. Senegal

4. Japan

WM-Vorschau

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