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Gruppe F: Der Weltmeister fordert heraus

Lässt Weltmeister Deutschland in der Vorrunde Federn? Und zieht Mexiko oder Schweden ins Achtelfinale ein?

Eine Vorschau von Alexander Kords

 

Die deutsche Nationalmannschaft ist bekannt für ihr Losglück – und auch bei der WM 2018 kann sie sich darauf verlassen. Schweden und Mexiko sowie der Außenseiter aus Südkorea werden dem amtierenden Weltmeister auf dem Weg ins Achtelfinale wohl keine Steine in den Weg legen.

 

Deutschland

Bei den letzten beiden Weltmeisterschaften schied der Titelverteidiger jeweils schon in der Gruppenphase aus: Italien erwischte es 2010 und die Spanier 2014 noch vor der K.o.-Runde. Entsprechend genießt die deutsche Mannschaft in Russland eine besondere Aufmerksamkeit. Ein Ende nach der Vorrunde dürfte aber nahezu ausgeschlossen sein, was schon ein Blick auf die Ergebnisse aus der WM-Qualifikation zeigt. Zehn Siege aus zehn Partien holte die Elf von Joachim Löw und kassierte dabei nur vier Gegentreffer. In der Offensive waren die Bayern-Spieler Thomas Müller und Sandro Wagner mit je fünf Toren am erfolgreichsten. Angesichts des Überangebots an herausragenden Kickern kann es sich Löw leisten, in Russland nicht nur auf Wagner zu verzichten, sondern auch auf Leroy Sané. Der wurde immerhin mit Manchester City englischer Meister und von der Spielergewerkschaft zum besten jungen Premier-League-Spieler der Saison gewählt. Stattdessen stehen erfahrene Spieler wie Mesut Özil vom FC Arsenal, Toni Kroos von Real Madrid und Sami Khedira von Juventus Turin sowie junge Wilde wie Julian Brandt von Bayer Leverkusen und Timo Werner von RB Leipzig im Kader. Ein mögliches Risiko geht Löw mit seiner Entscheidung ein, Manuel Neuer als Nummer 1 mitzunehmen. Der Torwart der Bayern hat beinahe die gesamte Saison verpasst und erst am 2. Juni gegen Österreich, nach mehr als acht Monaten Pause, wieder Spielpraxis sammeln können.

 

Mexiko

Für die letzten sechs Weltmeisterschaften haben sich die Mexikaner qualifizieren können und überstanden dabei jedes Mal die Vorrunde. Allerdings war dann auch jedes Mal im Achtelfinale Schluss – zuletzt 2014 wegen eines Elfmeters in der Nachspielzeit gegen die Niederlande. Als eine der besten Mannschaften des nord- und mittelamerikanischen Verbands CONCACAF mussten die Mexikaner erst in der vorletzten Runde der Qualifikation einsteigen und gewannen ihre beiden Gruppen mit nur einer Niederlage in 16 Partien. Eine interessante Erkenntnis wurde dabei zutage gefördert: Dem mexikanischen Team fehlt es an einem Goalgetter. Hirving Lozano, ihr bester Schütze in der Qualifikation, kam lediglich auf vier Treffer, Javier Hernández, der treffsicherste mexikanische Torjäger aller Zeiten, sogar nur auf drei. Möglicherweise stellt sich diese Verteilung der Tore auf mehrere Schultern als Vorteil heraus, da die Mexikaner dadurch unberechenbar werden. In jedem Fall ist der mexikanische WM-Kader mit viel Erfahrung versehen, vier Spieler haben mehr als 100 Länderspiele auf dem Konto (Hernández, Andrés Guardado, Giovani dos Santos sowie Kapitän Rafael Márquez). Knapp die Hälfte der mexikanischen WM-Fahrer verdienen ihr Geld in der Heimat oder den USA, der Rest in Europa.

 

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

Schweden

Viele Schweden hatten im Juli 2015 wohl nicht damit gerechnet, dass ihre Nationalmannschaft drei Jahre später zur WM nach Russland fahren würde. In einer Qualifikationsgruppe mit Frankreich und den Niederlanden, dazu Bulgarien, Weißrussland und Luxemburg – das sah ganz nach einem freien Sommer 2018 für die schwedischen Spieler aus. Doch bekanntlich sollte es anders kommen: Hinter den Franzosen, aber vor den punktgleichen Niederländern ging Schweden als zweitplatziertes Team über die Zielgerade und hatte dadurch die Chance, über die Play-offs das WM-Ticket zu lösen. Und auch der dortige Gegner Italien konnte die Nordeuropäer nicht aufhalten, auf ein 1:0 in Solna folgte ein 0:0 in Mailand. Schweden konnte den Rücktritt ihres Superstars Zlatan Ibrahimović nach der EM 2016 demnach gut kompensieren und hat in Marcus Berg vom al-Ain Club (Vereinigte Arabische Emirate) zumindest einen legitimen Nachfolger, was das Erzielen von Toren angeht. Berg war in der WM-Qualifikation acht Mal erfolgreich. In einer recht alten Mannschaft stechen jüngere Kicker wie die Mittelfeldspieler Emil Forsberg (26 Jahre) von RB Leipzig und Oscar Hiljemark (25) von CFC Genua sowie der Verteidiger Ludwig Augustinsson (24) von Werder Bremen besonders hervor.

 

Südkorea

Ein Dauergast bei Weltmeisterschaften sind die Südkoreaner, die letztmals 1982 die Qualifikation für das Turnier verpasst haben. Bemerkenswert war dabei der Einzug ins Halbfinale bei der Heim-WM 2002. Dieser war allerdings ein singuläres Ereignis, bei ihren bisherigen neun WM-Teilnahmen überstanden die Asiaten nur zwei Mal die Vorrunde. In der entscheidenden Runde der Qualifikation für Russland belegten die Südkoreaner hinter dem Iran den zweiten Tabellenplatz, hatten aber nur zwei Punkte Vorsprung vor Syrien und Usbekistan sowie drei vor China. In der Quali traf Son Heung-min von Tottenham Hotspur sieben Mal – und damit einer der wenigen Spieler, die außerhalb Asiens gegen den Ball treten. Die anderen sind Kapitän Ki Sung-yueng von Swansea City, Koo Ja-cheol vom FC Augsburg, Lee Seung-woo von Hellas Verona und Österreich-Legionär Hwang Lee-chan von Red Bull Salzburg. Zu einem Weltstar wird in Russland wohl keiner von ihnen.

 

Gruppenausgang

Am letzten Spieltag der Vorrunde am 27. Juni steht das alles entscheidende Duell an: Mexiko trifft in Jekaterinburg auf Schweden, und der Sieger zieht sehr wahrscheinlich zusammen mit Deutschland ins Achtelfinale ein. Die Erfahrung der mexikanischen Spieler bei Weltmeisterschaften spricht dabei eher für sie. Südkorea ist als Außenseiter ohne Chance auf den Aufstieg.

 

90minuten.at-Redaktionstipp:

1. Deutschland

2. Mexiko

3. Schweden

4. Südkorea

WM-Vorschau

90minuten.at-TV: Die neuen Bullen-Trikots für 2018/19

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