Foto: © GEPA

Schwieriges Jahr für SCR Altach-Sportdirektor Georg Zellhofer

Mit Klaus Schmidt übernimmt der vierte Trainer innerhalb eines Jahres den SCR Altach. Eine Saison wie eine Hochschaubahn, anders ist es gar nicht zu beschreiben. Mittendrin: Sportdirektor Georg Zellhofer. Von Georg Sander

Seit Jänner 2013 ist Georg Zellhofer als Sportdirektor und seit 1. Juli 2016 als Geschäftsführer Sport für die Planung und Weiterentwicklung des SCR Altach verantwortlich. Auf der Habenseite: Ein Aufstieg in die Bundesliga und seit Salzburgs Cupsieg zwei Qualifikationen für den Europacup. Das letzte Jahr ist mit Sicherheit das turbulenteste seit seinem Amtsantritt, formte er doch als Sportchef aus einem Abstiegskandidaten - ja was eigentlich? Denn die Bilanz unter dem von ihm geholten Martin Scherb ist verheerend: Im Kalenderjahr 2016 schaffte Altach nur zwei Siege, fünf Remis und gleich acht Niederlagen. Bei der neunten in der 36. Runde saß Scherb schon gar nicht mehr auf der Betreuerbank.

Das Jahr des Georg Zellhofer

Es startete eigentlich alles prächtig im Ländle. Mit Nicolas Moumi Ngamaleu (Cotonsport/Kamerun) und Dimitri Oberlin (Leihe Red Bull Salzburg) holte Zellhofer zwei Offensivkräfte, die der Saison der Altacher so richtig den Stempel aufdrücken konnte. Zählt man noch LASK-Leihspieler Nikola Dovedan dazu, hat man das Offensivtrio und den Grund für Altachs Stärke im Herbst beinander. Diese drei sind für 26 der 46 Saisontore zuständig. Oberlin wurde schon im Winter zu Red Bull Salzburg zurück beordert, Dovedan im Mai verpflichtet um ihn nach Heidenheim zu verkaufen. Ngamaleu ist noch da, fraglich, ob er bleibt. Transfermarkt.at bietet wie immer die Übersicht. Auch aus Lukas Jäger wurde ein Legionär, er heuerte nach der starken Saison bei Nürnberg an.

 

Mittendrin grätschte Altach aber ohnehin Rapid, das Chefcoach Damir Canadi abwarb. Das brachte zwar kolportierte 300.000 Euro, stellte Zellhofer aber vor das Problem, einen neuen Headcoach zu holen. Er entschied sich nach Interimstrainer Werner Grabherr für Martin Scherb und das war im Nachhinein gesehen wohl nicht die beste Entscheidung. Zellhofer zahlt den Preis vieler kleiner Klubs, die groß aufzeigen. Interessanterweise schon während der Saison, siehe Trainer Canadi und Herbst-Toptorschütze Oberlin. Die finanzstärkere Konkurrenz schlägt einfach zu. Ob das Frühjahr auch mit Oberlin und Canadi verlaufen wäre, wie es ist? Immerhin gab es nach 20 Runden, also nach dem Herbst, satte 15 Zähler Vorsprung auf Rang 5 zu verteidigen...

Stand heute aber muss man sagen: Glück, dass der Herbst so stark war und Rapid das Cupfinale verlor. Pech, dass Zellhofer die Mannschaft nun quasi komplett neu zusammen stellen muss.

Mit Stichtag 15. Mai fehlt in der Marktwertentwicklung von Transfermarkt.at "nur" Oberlin. Mittlerweile hat sich der Wert, der ja nur ein Indiz ist, wieder bei rund zehn Millionen Euro eingependelt. Dennoch: Altach zahlt schon den Tribut für einen starken Herbst und es ist auch aufgrund diverser Infrastrukturprojekte eher unwahrscheinlich, dass all die Abhänge nun eins zu eins ersetzt werden können. Das muss auch gar nicht sein.

 

Altach kann sich Übergang leisten

Schließlich kann sich Altach eine Übergangssaison leisten, der Grundstock der Mannschaft steht und es sollte sich schon ausgehen, in der letzten Zehnerligasaison nicht auf den letzten Platz zu rutschen. Interessant ist ja weiters, dass Altach es im Winter (12. Dezember: 11,25 Mio Euro) nicht schaffte, den Marktwert ganz deutlich zu steigern. Das liegt wohl einfach auch daran, dass der Name noch nicht groß genug ist.

Mittlerweile dürfte sich aber wenigstens bis in die zweite deutsche Bundesliga durchgesprochen haben, dass die Rheindörfler gut arbeiten. Die Frage ist nun, wie nachhaltig das Ganze ist und ob Altach nun wieder unten rein rutscht oder mit dem neuen Kader die Saison bestätigten kann. Bislang gelang das aber noch keinem außer der großen dreieinhalb Klubs. Was rauf kommt, fällt auch wieder runter.

Dimitri Oberlin war Mitverantwortlich für die Europacup-Quali

Tops und Flops des letzten Jahres

Neben Dimitri Oberlin ist es sicher Ngamaleu, der diese Saison überzeugte. Als Flop hingegen muss Martin Scherb bezeichnet werden. Und die Personalie Cheftrainer ist eben unausweichlich mit dem Sportchef verbunden. Freilich ist es nicht einfach, aus dem doch recht großen Pool an Trainern den zu finden, der einen überraschenden Überflieger am Boden und weit oben hält. Das dürfte ja auch den Spielern zum Teil zu Kopf gestiegen sein. Aber nun muss Schmidt einfach klappen, den zwei Cheftrainerflops hintereinander sind für einen Geschäftsführer der übergordneten Ebene gegenüber schwierig zu erklären. Da wird es auch drauf ankommen, was das Ziel der neuen Saison ist und wie man sich im Europacup verkauft. Nachdem Zellhofer im Winter auch nicht nachbesserte, ist es wohl in einem großen Ausmaß ihm anzulasten, dass es 2016 so gar nicht lief. Irgendwer muss verantwortlich sein.

Das 90minuten.at-Fazit zur sportlichen Leitung

Stark angefangen, stark nachgelassen - und irgendwie alles letztlich von Red Bull Salzburg-Gnaden. Ohne Oberlin wohl kein solcher Herbst, ohne Salzburgs Cupsieg kein Europacup. Georg Zellhofer muss nun seine Qualität beweisen und zeigen, dass er nicht nur einen Bundesligaklub sportlich managen kann, der mal besser, mal schlechter ist - sondern einen Klub, der den Westen Österreichs mehr als nur hin und wieder ganz gut vertreten kann. Keine leichte Aufgabe für den Waidhofner und 2017/18 wird zeigen, was 2016/17 wert war.

 

>>> Weiterlesen: Franz Wohlfahrt im 90minuten.at-Sportdirektoren-Check

Schon gelesen?