Foto: © 90minuten.at

Ernst Baumeister als zentrale Figur bei der neureichen Admira

Jahrelang war der FC Flyeralarm Admira ein Kandidat für den finanziellen Abstieg. Der namensgebende Sponsor ändert das - was die finanziellen durch athmosphärische Probleme ersetzte. Von Georg Sander

Die Südstädter, die seit kurzem unter dem Namen "FC Flyeralarm Admira" spielen, sind so etwas wie die Wundertüte des heimischen Fußballs. Vor der Saison und auch während der Spielzeit ist es schwierig abzuschätzen, was mit ihnen passiert. So auch in dieser Saison, als man im Frühjahr 2016 erst vom Protestkomitee die Lizenz für 2016/17 erhielt, im Europacup erst in der vierten Runde ausschied, dann einen wankelmütigen Herbst hinlegt. Es folgte die Entlassung von Oliver Lederer, ein enger werdendes Verhältnis zu Flyeralarm und Würzburg und ein erfolgreiches Frühjahr unter Damir Buric. Wer hätte das gedacht? Das Bindeglied zwischen Admira alt, der grauen, armen Ligamaus, und der neuen, reicheren Admira, ist Ernst Baumeister, seines Zeichens Sportdirektor.Die Admira und Baumeister als Sportdirektor machten da nicht immer eine gute Figur. Wobei spätestens hier die Fragen zu stellen ist: Welchen Einfluss hat Baumeister bei den Entscheidungen der Admira überhaupt noch?

 

Das Jahr des Ernst Baumeister

Die Admira musste wieder einige Spieler ziehen lassen. Kopfballungeheuer Christoph Schösswendter und Talent Philipp Maliscek gingen zu Rapid, wobei man nur für letzteren Geld sah. Jörg Siebenhandl ging um einen guten Betrag just zu den Würzburger Kickers in die zweite deutsche Bundesliga. Durch den Abgang von Peter Zulj zu Ried gab man dazu noch eine Option in der Offensive her. Die Zugänge hielten sich im Sommer in Grenzen. Fabio Strauss kam von Grödig, Ione Cabrera vom LASK. Stärker ist der Kader dadurch wohl nicht geworden.

Viel interessanter war aber das Vorgehen beim Trainersessel. Durch die Wechsel bei Rapid und somit auch Altach war Oliver Lederer ein Thema. In der Kommunikation mit dem Verein ist einiges schief gelaufen. Lederer wurde nach dem Jahreswechsel vor die Tür gesetzt, aber ohne ihn aus dem Vertrag zu entlassen. Damir Buric und sein sportlicher Erfolg standen dann schon nicht mehr im Vordergrund. Es dauerte bis Mai und benötigte medialen Rummel und ein Stadionverbot für Lederer, bis der Vertrag aufgelöst war. Auch mit Stürmer Christoph Monschein entspann sich nach der Saison eine öffentliche Streiterei wegen eines möglichen Abgangs. Die Admira und Baumeister als Sportdirektor machten da nicht immer eine gute Figur.

Obwohl die Admira regelmäßig super Kicker ziehen lassen muss, hält sich der Marktwert auf einem guten Niveau, gemessen an den Möglichkeiten - insofern als dass man die Daten von Transfermarkt.at als Annäherung an die Realität interpretiert. Namedropping gefällig? Hosiner, Sabitzer, Dibon, Schwab, Schick, Kerschbaumer, Siebenhandl, Schösswendter,... Die Südstädter verstanden sich schon immer darauf, Spieler zu entwickeln, mit dem neuen Sponsor Flyeralarm sollen billigste Panikverkäufe, um Budgetlöcher zu stopfen, der Vergangenheit angehören.

Aber grundsätzlich ist ein Verein, der genug Geld hat und nicht nur sportlich und finanziell überleben will, eine Bereicherung für die Liga. Irgendwie auch ein Muss mit Blickrichtung auf die Zwölferliga ab der Saison 2018/19, denn da wird es eben nicht mehr nur für Salzburg, Austria, Rapid und Sturm sowie ein "Überraschungsteam" um die Wurst gehen, sondern um die ersten Sechs. Da will die Admira hin. Über das Wie kann und soll man freilich reden. Die Causa Monschein wird sich wohl noch ziemlich ziehen. 

Lieferte sich im Frühjahr einen Rosenkrieg mit der Admira: Oliver Lederer

Tops und Flops des letzten Jahres

Der Flop des Jahres war weniger diese Entscheidung oder jene. Es war die Kommunikation. Der Sportdirektor sagt dann Dinge wie: "Mir ist kein Trainer eingefallen, dann habe ich Manager Amir Shapourzadeh gefragt." Exakt dieser Manager meint dann: "Geknebelt wird keiner bei uns". Knebeln hin oder her; eventuell waren auch diese beiden selber dran schuld. Die öffentliche Darstellung für den Verein ist seit Jahresanfang jedenfalls eine Katastrophe. Nach außen drang nicht viel, nur eine mediale Schlammschlacht. Das ist für einen Verein, der sich gerade neu erfinden möchte, kontraproduktiv. Und über die Rolle der Spielerberater sollte man demnächst sowieso eigene Artikel schreiben. Prädikat: Ungut. Genau so wie der Umstand, dass der Sportdirektor einen Trainer chasst, aber keinen neuen kennt. Egal, was daran die Wahrheit ist, es ist einfach ungut und bis zu einem gewissen Punkt wohl einfach unnötig, das in der Öffentlichkeit auszutragen.

Schade ist's obendrein. Denn die Spieler machten unter Buric eine super Rückrunde, die öffentlichen Plänkeleien überdecken das aber. Im Jahr 2017 konnten 23 Zähler geholt werden, nur logischerweise Salzburg und die Austria sowie die Mattersburger holten mehr. Respekt, Admira! Und es ist auch keine Haarspalterei, mediale Vorgänge derart negativ zu bewerten. Schließlich bekommen das mögliche Neuzugänge mit. Und wer will dorthin, wo man nur mittels Gericht wieder wegkommt? Auch wenn die Admira da nicht der einzige Klub der Liga ist, wo man schwer wieder weg kommt.

Das 90minuten.at-Fazit zur sportlichen Leitung

Was für Auswirkungen das letzte Jahr auf die Admira haben wird, wird sich erst weisen. Man hat einerseits mehr Geld, andererseits mächtig Staub aufgewirbelt. Wie sich das nun wirklich auf Neuzugänge und Abgänge auswirken wird, wird man frühestens Ende der Transferperiode abschätzen können. Ernst Baumeister muss sich da nun wohl mit viel zerschlagenem Porzellan beschäftigen. Dann hat er wenigstens eine Aufgabe.

 

>>> Weiterlesen: Franz Wohlfahrt im 90minuten.at-Sportdirektoren-Check

Schon gelesen?