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Kein Sportdirektor: Der WAC arbeitet trotzdem

Transfers sind beim Wolfsberger AC Chefsache.Den Posten eines Sportdirektors leisten sich die Lavanttaler nicht, Spieler werden in Abstimmung zwischen Präsident Dietmar Riegler und dem jeweiligen Trainer geholt.

Den Luxus eines Sportdirektors gönnen sich die Lavanttaler nicht. Der Wolfsberger AC macht das quasi "wie früher" - der Präsident Dietmar Riegler hat die Letztentscheidung, freilich hat der Trainer etwas mit zu reden. Das ist gegenwärtig Heimo Pfeifenberger. Auch in England, dem Mutterland des Fußballs, verzichtet man auf Sportdirektoren. Der Trainer ist "Manager" und Sportdirektor und Coach in einem. Das ist Pfeifenberger nicht. Was beim WAC aber stimmt, ist, dass man trotzdem recht gut ein- und verkauft.

 

Kommen und Gehen beim WAC

Der WAC ist ja immer offen für Spieler, die es in höheren Tabellenregionen nicht geschafft haben. Beispielsweise Christian Klem, der bei Sturm Graz aussortiert wurde und bei den Wolfsbergern gleich zum Spieler mit der meisten Einsatzzeit wurde. Auch Philipp Prosenik, der vom SK Rapid für eine Spielzeit geliehen wurde, kann als gelungener Transfer bezeichnet werden. Mit sieben Treffern war er der beste Torschütze der Lavanttaler. Gerald Nutz von Kapfenberg und Daniel Offenbacher, ebenfalls von Sturm, erwiesen sich als Verstärkungen. Issiaka Ouedraogo wurde übrigens gewinnbringend verkauft, kehrte dann später gratis wieder zurück. Läuft also.

Roland Putsche (Cape Town, Südafrika), Manuel Seidl (SVM) oder Manuel Weber (Rosegg) verließen die Kärntner. Insgesamt positiv ist, dass die Wolfsberger sich doch verjüngen konnten. Das Durchschnittsalter der Neuzugänge lag unter 24 Jahren, jenes der Abgänge bei deutlich über 25. Und der WAC ist ja doch das älteste Team der Liga. Dem entgegen zu wirken, daran arbeitete man vor der Saison 2017/18 weiter. Bernd Gschweidl (21, SCWN), Dominik Frieser (23, KSV) und Florian Flecker (21, KSV) drücken den Altersschnitt, mit Joshua Steiger (16) wurde doch noch ein Jungkicker aus dem eigenen Nachwuchs gefunden. Zudem konnte Mittelfeldspieler Peter Tschernegg um eine sechsstellige Summe nach St. Gallen verkauft werden, ein paar ältere Kicker gingen, unter anderem Unruheherd Jacobo. Eine genaue Übersicht bieten wie immer die Kollegen von Transfermarkt.at.

Eigentlich ist es etwas unklar, warum laut Transfermarkt dieser (Nähr-)Wert so hoch ist. Denn außergewöhnliche Zu- oder Abgänge hat der Wolfsberger AC schon länger nicht mehr gehabt. Aber einige arrivierte Spieler, die nach guten Leistungen bei der Konkurrenz weiter oben in der Tabelle ins Lavanttal wechseln, werden wohl den Ausschlag geben. Eine definitive Entwicklung in irgendeine Richtung ist nicht gegeben. Das liegt daran, dass man den Nachwuchs jahrelang, in Zeiten des doch recht steilen Aufstiegs, vernachlässigt hat. So gibt es für andere Vereine kaum einen Grund, in Wolfsberg zu wildern.

Wer wird - bei allem Respekt vor der Leistung der Spieler - schon Unsummen für Kicker wie Christian Klem oder Gerald Nutz ausgeben? Spieler im Alterssegment oberhalb des Status "Youngsters" und auch nicht mit so explodierenden Leistungsdaten, dass man ordentlich was hinblättert. Pfeifenberger arbeitet dran, aber es dauert wohl noch, bis die ersten Kärntner Supertalente auf dem Radar der Großklubs Österreichs landen.

Hat keinen Sportdirektor an seiner Seite und so sieht das dann aus: Heimo Pfeifenberger

Tops und Flops des letzten Jahres

So klare Tops und/oder Flops gibt es nicht wirklich. Trainer Heimo Pfeifenberger setzte die Neuzugänge brav ein und im Rahmen ihrer Möglichkeiten wussten diese eigentilch auch zu überzeugen. Klem spielte die meisten Minuten, Prosenik, Nutz oder Offenbacher lieferten das eine oder andere Tore, ebenso Winterneuzugang Dever Orgill. Es ist halt vieles beim WAC so weder Fisch noch Fleisch. Die Wolfsberger konnten im Gegensatz zu zuerste Altach und dann Admira die Schwächephasen an sich besserer Klubs nicht nutzen; man rutschte ein bisschen unten rein, ohne aber absoluter Abstiegskandidat zu sein.

Das ist für einen kleinen Klub sicherlich nicht so schlecht, aber ein Top ist es auch nicht. Und eben auch kein Flop. Wenn es in den nächsten Jahren um ein Andocken im oberen Playoff gehen soll, dann muss es eben auch ein paar Topkicker geben. Dazu gehören dann auch Flops. So ist das alles etwas profillos. In der Vorbereitung verletzten sich übrigens just Klem und Orgill schwer.

Das 90minuten.at-Fazit zur sportlichen Leitung

Wofür steht der Wolfsberger AC? Das ist nicht klar und vermutlich wird es noch dauern, bis Riegler und Co. eine Spielphilosophie entwickelt haben. Unter Zellhofer entwickelte Altach mit Canadi Wiedererkennungswert, Ried schaffte das auch. Lederer und Admira wäre noch so ein Beispiel. Der WAC kauft halt, was da ist und leistbar und spielt halt dort, wo sonst kein Klub hin will. Ob das an der fehlenden Personalie eines Sportdirektors liegt?

 

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