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Frauen-WM: Tolle Spiele, Störgeräusche, Zukunftsfragen [Momentum am Montag]

Spanien ist Weltermeisterin. Im Finale der neunten Fußballweltmeisterschaft der Frauen krönte sich 'La Roja' erstmals – nun ist die gesamte Welt gefragt.

+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sohler + +

 

Das Tor von Olga Camora zum 1:0 über die Engländerinnen ist unser Momentum am Montag.

Diese Fußballweltmeisterschaft hatte eigentlich alles, was das Fußballherz bewegt. Packende Duelle mit floppenden Favoritinnen wie Brasilien oder Deutschland, überraschenden Außenseiterinnen wie (wie bei den Herren) Marokko oder Kolumbien, viel Tempo, Athletik und natürlich auch würdige Siegerinnen. Die Spanierinnen siegten trotz Unwidrigkeiten wegen des Nationaltrainers im Jahr 2022. Die Spiele wurden natürlich im TV übertragen, die Werbewerte werden mit der Zeit schon ganz gut errechnet werden können. Mit rund 2 Millionen verkauften Tickets liegt man zwar hinter den Männer-Pendants der letzten Jahre (je rund 3 Millionen), aber Australien und Neuseeland sind dann doch entweder kleinere Länder als Brasilien oder Russland bzw. schlichtweg nicht so sehr „ums Eck“ (von Europa) wie zugegebenermaßen Qatar. Den rasanten Anstieg sollte man aber lieber mit der letzten Frauen-WM vergleichen: eine Million verkaufte Tickets, im Kernland des Fußballs Frankreich. Sprich: Da geht sehr viel weiter.

 

Auffälligkeiten

Leider war es mit Luis Rubiales, spanischer Verbandschef, wieder ein Mann, der sich bei den Siegesfeiern in den Mittelpunkt drängte. Gut sichtbar drückte er Jennifer Hermoso seine Lippen auf ihre. Ein Skandal war geboren. Sie selbst meinte im Nachklang, das habe „mir nicht gefallen“, die harsche Kritik wollte sie aber nicht gelten lassen, denn man solle „dieser Geste der Freundschaft und der Dankbarkeit nicht zu viel Aufmerksamkeit schenken“. Passend wiederum war, dass die spanische Königin Letizia im Stadion vor Ort war. Ganz im Gegensatz zur Führungsriege Englands. Kleine Erinnerung: Der Inselstaat ist der Geburtsort dieses wunderschönen Spiels, ein A-Nationalteam stand zuletzt 1966 im Finale einer WM, die Frauen noch nie. Trotzdem war niemand da, Prinz William als Ehrenpräsident des englischen Fußballverbandes, entschuldigte sich lediglich dafür. Das zeigt wohl schlichtweg die Wertigkeit des Frauen-Fußballs.

 

Auftrag

So viel zu Störgeräuschen, zurück in die Zukunft. Nun geht es darum, diesen Drive mitzunehmen. Etwa in die Nations League in Wien, wenn Frankreich im Viola Park auf Österreich trifft und der nationale Rekord von 3.600 Zuseher:innen geknackt wird. Aber nicht nur da: Fans und Sponsoren sind gefordert, sich im Frauenfußball zu engagieren. Die Vereine sind durch UEFA-Vorgaben ohnehin dazu gewungen. Die Ligaspiele finden in Österreich zumeist nach wie vor Freund:innen und Familie statt, da haben sich die Kickerinnen einfach ein größeres Publikum verdient. Dabei ist die Sichtbarkeit unglaublich wichtig, einerseits, damit sich der Frauenfußball durch mehr Sponsorengelder hierzulande (weiter) professionalisieren kann, andererseits dass nicht nur Martin, Yusuf und Petar ihre sportlichen Vorbilder oft sehen, sondern auch Susi, Ayla und Nevenka.

 

Berichtenswert

Ein Nachsatz in eigener Sache: Die Berichterstattung über Frauenfußball im Allgemeinen wird zunehmen, auch auf 90minuten.at. Nachdem der Fokus grundsätzlich auf die A-Nationalteams, Legionär:innen und die wichtigsten Ligen gelegt ist, war die WM hier kein großes Thema und das wäre aktuell auch keine WM ohne dem Herren-Nationalteam, was auch an einem Weiterentwicklungsprozess weg vom tagesaktuellen Geschehen hin zu mehr Magazin-artigen Formaten führt, aber umgekehrt heißt das nicht, dass wir als Redaktion nicht noch besser werden können. Dem großen Interesse der heimischen Fußballfans am Herrenfußball können wir uns als Fachmagazin natürlich nicht entziehen. Aber: Es kann immer mehr sein, wer sich für Frauenfußball interessiert, findet vieles, hier etwa unseren Themenschwerpunkt aus 2022 inklusive Exklusiv-Interview mit Teamchefin Irene Fuhrmann, hier gibt es ein Interview mit Bundesliga-Boss Christian Ebenbauer über das Engagement der Herren-Vereine im Frauenfußball; und hier eine Reportage aus dem Frühjahr über die Wiener Mädchenliga.

Es gehören, das wissen wir, alle dazu, neben Fans und Sponsoren auch die Medien, um die Entwicklung des Frauenfußballs ein Stück mitzugestalten.

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