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Kampf um die Top10: Der Tag der Abrechnung kommt erst [UEFA Fünfjahreswertung]

Die Türkei wird ein harter Gegner für Österreich im Kampf um die Top10. Die schlechten Jahre von Gala, Fener und Co. sind deren Vorteil.

+ + 90minuten.at PLUS - Von Georg Sohler + +

 

Die Wiener Austria verabschiedete sich trotz fünf Toren gegen Legia Warschau aus dem internationalen Bewerb. Das hätte nicht sein müssen, wer dem Gegner fünf Goals einschenkt, ist in der Lage aufzusteigen. Der SK Rapid wiederum übererfüllte in Ungarn bei Debrecen die Pflicht. Ab jetzt kann die Barisic-Elf nur noch gewinnen, gegen den Vorjahresfinalisten der Europa Conference League kann alles, es muss aber nicht. Also müssen es die anderen richten.

Der LASK trifft auf Zrinsski Mostar. Der bosnische Meister mühte sich in der ersten Champions League-Quali-Runde gegen Urartu Jerewen. Erst nach dem Elfmeterschießen kam man weiter. Dafür war es in der 2. Quali-Runde knapp. 2:3 lautete die Gesamtscore. Nun hatte man mit FAK (2021)- und Sturm (2013)-Schreck Breiðablik Kópavogur mit einem 6:2 nach zwei Spielen wenig Probleme. Verkornspitzen es die Athletiker dennoch, darf man wenigstens ECL spielen. Der SK Sturm wiederum ist nach dem doch eher unnötig hohen Ausscheiden gegen PSV Eindhoven in der Gruppenphase der Europa League. Dort ist man in Topf 3 oder 4. Ja, und Red Bull Salzburg spielt Champions League-Gruppenphase. So steht es nun vor den Play-Offs.

 

Achtung auf die Türkei

Die Türkei hat sich an Österreich vorbeigeschoben. Allerdings hat das auch Gründe. Während Österreichs fünf Klubs bislang acht Spiele absolvieren, haben die türkischen Vereine bereits das Doppelte an Spielen gemacht. Die Türken stellen nur vier Vereine. Das liegt daran, dass sie im Ranking nach der Saison 21/22 nur auf Platz 20 klassiert waren. Der türkische Lira-Verfall mag eine Rolle gespielt haben. Mit gleich drei Klubs in der ECL-Quali (Beşiktaş, Fenerbahçe, Adana Demirspor) ist es dann aber recht leicht. Vor allem, weil türkische Punkte durch vier, österreichische durch fünf dividiert werden. Die Schwergewichte Beşiktaş (5:1 gegen Tirana, 5:2 gegen Baku) und Fenerbahçe (6:1 gegen Maribor) hatten wenig Probleme. Adana Demirspor dürfte eine spaßige Defensive haben (3:2 gegen Cluj, 7:4 gegen Osijek). Galatasaray mühte sich gegen Vilnius (3:2), machte mit Ljubljana kurzen Prozess. Der türkische Erfolgslauf könnte aber ein jähes Ende nehmen. Denn nur Gala ist fix in der (EL-)Gruppenphase, trifft im CL-PO auf Molde. Demirspor (Genk), Fener (Twente) und Beşiktaş (Dynamo Kyiv) haben nicht wirklich Jausengegner gezogen. Der Rückstand beträgt nun eigentlich nur ein Sieg und ein Untentschieden.

Mit 1.950 Punkten vor Österreich liegt noch Schottland. Meister Celtic ist fix in der Champions League, könnte unter Umständen auch auf Salzburg treffen. Die Rangers treffen im Play-Off auf PSV, wären somit fix in der EL-Gruppenphase. Dort möchte Aderdeen auch hin, Häcken aus Schweden erscheint schlagbar. Dennoch wird man Federn lassen müssen. PAOK ist wohl über Heart of Midlothian zu stellen, Hibernian trifft auf Aston Villa. Das sieht also nach drei bis vier von fünf gestarteten Klubs aus.

 

Blick nach hinten

Hinter Österreich hat zum Glück niemand mehr alle Klubs im Bewerb. Die Schweiz hat mit 0.825 zwei Siege und ein bissl was an Rückstand. Der Meister BSC Young Boys Bern kann gegen Maccabi Haifa in die Champions League einziehen. Genf nimmt den Sturm Graz-Weg. Luzern war zu stark für Djurgårdens, aber zu schwach für Hibernian. Das ehemalige Aushängeschild FC Basel schied gegen Tobyl Qostanai aus Kazachstan aus. Bleibt noch Lugano im EL-Play-Off, Royale Union Saint-Gilloise scheint keine leichte Aufgabe zu sein.

Serbien folgt auf Rang 13 mit 2,125 (oder fünf Siegen/ein Remis) Rückstand. Roter Stern kickt in der Königsklassen-Gruppenphase, FK TSC Backa Topola nahm den Sturm-Weg in die EL-Gruppenphase; Čukarički Belgrad trifft im ebenda im Play-Off auf Olympiakos Piräus, Partizan spielt im ECL-Play-Off gegen FC Nordsjælland.

Erwähnenswert wäre, Stand heute, noch Norwegen auf Rang 14. 3.500 Punkte Rückstand sind ein Brett, aber bei vier Startern ist es leichter zu punkten. Der ehemalige Topklub Rosenborg ist schon raus, Molde kämpft gegen Galatasaray um die CL-Gruppenphase, Brann spielt wie Bodø/Glimt ECL-Play-Off. Brann hat mit AZ ein schweres Los, Sepsi Sfântu Gheorghe wirkt machbar.

 

Die Gruppenphasen

Wie viele kommen nun in die Gruppenphasen, wo Siege und Remis mehr zählen? Die Schotten haben drei fixe Teilnehmer, einer wird wohl dazu kommen. Die Türkei hat einen sicher, drei sind offen. Österreich liegt bei drei, bei einem Fußballwunder vier. Die Schweiz hat drei Gruppenphasen sicher, Serbien ebenfalls drei und eine bessere Wahrscheinlichkeit auf vier als Österreich. Norwegen hat nur einen sicher in der Gruppe, ein weiterer wird es wohl werden. Nun geht es zum letzten Mal in die gewohnten je acht Vierergruppen. Eigentlich ist die Reform nicht schlecht.

In der Champions Legaue sind ausnahmslos Kracher in den ersten beiden Töpfen, mit dem niederländischen Meister Feyenoord als „schwächstem“ und rundherum das Who-is-Who. Salzburg ist in Topf 3, in Topf vier sind fix Vereine wie Newcastle und Union Berlin (jeweils Vierter ihrer heimischen Ligen) oder der franzöische Vizemeister Lens. Für kleinere Länder geht es da im Normalfall nur noch um Rang drei.

So unähnlich ist das in der Europa League auch nicht. Topf 1 enthält Liverpool, West Ham, AS Roma, Atalanta Bergamo, noch etwas unklar ist, wo Kaliber wie Sporting Lissabon, Olympique Marseille, Freiburg, Brighton, Betis Sevilla. Und selbst in der Europa Conference League gibt es mit Fiorentina, Eintracht Frankfurt, Fener, Dynamo Kiew und wie sie alle heißen einiges an guten bis sehr guten Klubs.

 

Es ist halt noch zu früh

Konnte Österreich früher durch viele Quali-Runden Punkte sammeln, konnte das nun die Türkei tun. Das ist halt der Preis, wenn man so weit vorne startet. Nun kommt es aber drauf an, wie viele der vor allem vor Österreich liegenden Länder durch die Play-Offs kommen und welche Gruppe sie da erwischen. Theoretisch möglich wäre es, dass Beşiktaş, Fenerbahçe und Adana Demirspor alle scheitern, Gala in der EL antreten muss, deshalb auch nicht die vier CL-Gruppenphasen-Bonuspunkte für das Land holt und gegen beispielsweise Liverpool, Sporting und Freiburg keinen Punkt macht.

Das ist freilich auch für Österreich möglich, keine Frage. Eine gute Einschätzung geben die Play-Off-Spiele sowie die folgenden Auslosungen. Zwar ist ein „einfaches Los“ nicht immer gleichbedeutend mit einer Weiterkomm-Garantie, aber zumindest in Champions- und Europa League wimmelt es nur so vor Krachern und dem, was Journalist:innen dann „Todes-“ oder „Hammergruppe“ nennen.

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