Ein "normales Spiel" für einen VW Käfer [Exklusiv]

Wer sich als VW Käfer sieht, darf sich nicht wundern, wenn man auch so spielt. Warum das andauernde Tiefstapeln für die Entwicklung von Rapid ein großes Problem ist.

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Gäbe es eine Meisterschaft im Tiefstapeln, so würde Rapid die bisherige Saison unangefochten anführen. Angefangen hat es mit dem „Zwischenziel Top 6“, das Zoran Barisic nach einem vierten Platz in der Vorsaison vollmundig zum Trainingsauftakt ausgegeben hat (>> Siehe Artikel: „Wo ist nur das Anspruch geblieben“). Kurz vor dem ersten Spiel in der Liga gegen den LASK wollte er den SK Rapid als VW Käfer sehen – im Vergleich zu einem Ferrari aus Salzburg.

Dabei begann alles so gut: Im Cup gab es einen souveränen Auftaktsieg. Gegen die Linzer, die die Hütteldorfer vergangene Saison abgehängt hatten, sah man ein gutes Spiel und es lange nach einem Sieg aus. Und Altach wurde mit einem 4:0 wieder zurück ins Ländle geschickt. Schon gab es erste Lobeshymnen auf die wiedererstarkte grün-weiße Mannschaft. „Rapid scheint die Freude am Fußball entdeckt zu haben“ hieß es etwa im „Standard“.

"Ich will mich nicht festlegen, wer Favorit ist, das ist mir eigentlich egal." - Zoran Barisic vor dem Spiel gegen Debrecen

Gute Auslosung

Doch mal ehrlich: Die Auslosung meinte es sehr gut mit Rapid, um gut in die Saison zu starten. Donaufeld im Cup darf kein Thema bei einer Bewertung sein, der LASK muss sich nach dem großen Umbruch erst finden und war schwach. Und auch das 4:0 gegen Altach sollte man nicht überbewerten.

Das ahnte wohl auch Rapid-Trainer Zoran Barisic, weshalb er vor dem ersten Spiel gegen Debrecen abermals tiefstapelte. „Ich will mich nicht festlegen, wer Favorit ist, das ist mir eigentlich egal“, sagte der Rapid-Coach über jene Mannschaft, die im Europa-Ranking rund 200 Plätze hinter Rapid liegt.

Das wäre ja ungefähr so, wenn Red Bull Salzburg nicht als klarer Favorit für ein Spiel gegen Rapid gelten würde. Halt, da war doch etwas, oder? Während Barisic Salzburg als Ferrari bezeichnet hat und die Hütteldorfer selbst als VW Käfer kleinredet, sieht der Rapid-Trainer gegen Debrecen keine Favoritenrolle?

 

„Ein normales Bundesliga-Heimspiel“

Und dann kam Hartberg. Wieder einmal gab es gegen die Steirer im eigenen Stadion eine Niederlage. Im Sky-Interview nach dem Spiel ließ Barisic aufhorchen und meinte, angesprochen auf die Gründe für das 0:1: „Es ist einerseits immer so, dass jeder Tormann, der gegen uns spielt, wahrscheinlich im Team der Runde ist, weil er immer überragende Leistungen zeigt. Auf der anderen Seite haben wir nicht das Glück auf unserer Seite momentan, dass beispielsweise der Kopfball von Querfeld in der ersten Minute reingeht. Bei uns ist auch ein Sommergrippevirus im Umlauf.“

"Ich glaube, es war ein normales Bundesliga-Heimspiel von uns. In den Europacup-Wochen kann man so eine Leistung ruhig einmal bringen." - Thorsten Schick

Dass Barisic der Tormann der Gegner als erster Grund einfiel, warum es gegen Hartberg nicht gereicht hat, zeigt wohl exemplarisch gut auf, warum Rapid eigentlich seit einiger Zeit nicht wirklich vom Fleck kommt. Wenn der Tormann, das fehlende Glück und die Sommergrippe für die Niederlage verantwortlich sind, sind es allesamt Gründe, die man selbst nicht beeinflussen kann. Fazit: Folgt man den Worten von Barisic, muss man sich einfach diesen Tatsachen ergeben und die Niederlage hinnehmen.

Die Spieler nehmen diesen Ball gerne auf. Thorsten Schick meinte nach dem Spiel im Interview mit dem >> Kicker: „Ich glaube, es war ein normales Bundesliga-Heimspiel von uns. In den Europacup-Wochen kann man so eine Leistung ruhig einmal bringen.“

Schick hat eigentlich recht. Als VW Käfer darf man sich nämlich nicht erwarten, dass man zu Hause Spiele gegen Hartberg gewinnt. Als VW Käfer kann man Leistungen wie das 1:1 gegen den LASK hochjubeln. Eine nachhaltige Entwicklung darf man sich durch das strategische Tiefstapeln jedoch nicht erwarten.

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