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Erstes Interview, erster Fettnapf [Momentum am Montag]

Gerhard Milletich beweist in seinem ersten Interview als Noch-Nicht-ÖFB-Präsident, wie man den eigenen Teamchef größtmöglich beschädigen kann.

+ + 90minuten.at Exklusiv - Von Michael Fiala + +

 

Der Moment, als der designierte ÖFB-Präsident Gerhard Milletich in seinem ersten Interview Teamchef Franco Foda öffentlich anzählt, ohne aber die Befugnis hat, bis zum 17. Oktober an der vertraglichen Situation etwas zu ändern, ist unser Moment um Montag.

„Ich bin gegen einen Schnellschuss, kann erst ab 17. Oktober eingreifen - aber Sie können sicher sein, dass mein erster Termin ein Gespräch mit Franco Foda ist. Parallel dazu werde ich Sportdirektor Peter Schöttel und die ÖFB-Sportkommission bitten, sich am Markt nach Alternativen umzusehen. Das müssen wir tun“, sagte der 65-jährige Gerhard Milletich im Interview mit ÖFB-Partnermedium 'Kronen Zeitung'.

Das muss man sich auf der Zunge zergehen lassen: Das österreichische Nationalteam lieferte vor wenigen Tagen eine wirklich grausliche Performance ab, der Teamchef steht massiv in der öffentlichen Kritik. Und was macht der designierte Präsident? Er zählt Foda im Interview mit der auflagenstärksten Zeitung Österreich massiv an – am Sonntag-Abend wiederholte Milletich seine Vorstellungen vor hunderttausenden Sehern im ORF. Das ist absurd: Damit befeuerte der eigene, designierte Präsident die Teamchefdiskussion in einer breiten Öffentlichkeit.

 
Nur der halbe Schaden

Doch das ist erst der halbe Schaden: Erst vor wenigen Tagen stellte Noch-Präsident Leo Windtner klar, dass Foda jedenfalls bis zum 17. Oktober im Amt bleiben wird. Milletich nimmt es also in Kauf, dass der Druck auf Foda noch größer wird, obwohl vollkommen klar ist, dass er nichts an der vertraglichen Situation ändern kann.

"Ich war lange Obmann bei Parndorf, weiß, wie der Hase läuft, wenn es nicht passt." - Gerhard Milletich

Man darf sich vorstellen, wie die Stimmung beim nächsten Teamlehrgang sein wird, wenn Foda erstmals wieder vor die Medien treten und die Eröffnungsfrage sein wird: „Herr Foda, was sagen Sie dazu, dass Hr. Milletich Alternativen zu Ihrer Person sucht?“ Ganz zu schweigen von den Spielern, dessen Verhältnis zum deutschen sowieso angespannt ist, die sich ihren Teil dazu denken werden.

In ebendiesem Interview sagte Milletich auch: „Ich war lange Obmann bei Parndorf, weiß, wie der Hase läuft, wenn es nicht passt.“ Oder: „Erfahrung ist in diesem Geschäft kein Fehler.“ Erfahrung hin, Hase her: Milletich hat es geschafft, gleich im ersten Interview als Noch-Nicht-ÖFB-Präsident in den ersten Fettnapf zu treten und schwächt die Position des eigenen Teams.

Der Schaden ist angerichtet, Franco Foda und die Spieler werden diesen Fettnapf gegen Färöer und Dänemark auslöffeln dürfen.

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