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Christoph Freund: "Auch Niederlagen werden irgendwann kommen"

Red Bull Salzburg-Sportchef Christoph Freund kann auch ohne Champions League auf ein erfolgreiches Jahr 2018 zurück blicken und erzählt im 90minuten.at-Jahresgespräch von seinem Highlight, wagt einen Ausblick auf die Kaderplanung und findet das neue Ligenformat gut.

Das Gespräch führte Georg Sander

 

Das Jahr 2018 war ein sehr erfolgreiches Jahr für Red Bull Salzburg, auch wenn es wieder nicht für die Champions League gereicht hat und der Cupsieg das erste Mal seit fünf Jahren verpasst wurde. Der für den österreichischen Fußball insgesamt sehr bedeutsame Halbfinaleinzug in der Europa League macht das Jahr zu einem positiven, vor allem wurden die Bullen wieder einmal souverän Meister, führen die Tabelle deutlich an und haben in der Europa League-Gruppenphase unter anderem mit zwei Siegen über Schwesternklub RasenBallsport Leipzig wieder für Aufsehen gesorgt. Sportdirektor Christoph Freund findet das Ausscheiden in der CL-Quali nach wie vor "extrem bitter", aber die Mannschaft hat gut darauf reagiert. Im 90minuten.at-'Jahresgespräch' geht es nicht aber nicht nur um die sportliche Bilanz, sondern auch die Arbeit dahinter: Mit welchem Plan werden junge Spieler eingebaut? Wie geht man mit einem breiten Kader um? Was bringen die kommenden Monate punkto Kaderpolitik?

90minuten.at: Wie sieht Ihr Jahresresümee 2018 aus?

Christoph Freund: Es war ein Jahr mit sehr vielen Highlights und einer extremen Konstanz in der Mannschaft. Es war ein beeindruckendes Jahr für die Mannschaft und den gesamten Verein.

 

90minuten.at: Was war Ihr persönliches Highlight?

Freund: Es ist schwierig, einzelne Spiele herauszuheben. Aber unsere Europa League-Reise im Frühjahr und jetzt auch im Herbst, das war und ist schon außergewöhnlich , mit den vollen Stadien und der guten Atmosphäre. Aber auch die Konstanz und die Mentalität, die das Team alle drei, vier Tage auf den Platz bringt ist sensationell. Es gab insgesamt sehr viele positive Dinge.

 

90minuten.at: Im Europa League-Halbfinale und in der Champions League-Quali gab es letztlich nicht so schöne Momente. Hat da eines mehr weh getan als das andere?

Freund: Man konnte nicht erwarten, dass wir ins Finale der Europa League erreichen . Es war also schon eine Sensation, dass wir überhaupt so weit gekommen sind und am Ende Marseille so nahe am Ausscheiden hatten. Das war eine beeindruckende Leistung und danach kurzfristig auch eine Enttäuschung. Am Ende hat aber klar der Stolz überwogen. Das Ausscheiden in der Champions League-Quali war extrem bitter, weil wir es uns verdient hatten, weiter zu kommen. Aber es hat mich beeindruckt, wie die Mannschaft danach wieder aufgestanden ist und das Ausscheiden verarbeitet hat.

 

90minuten.at: Wie arbeiten Sie da? Es wird jedes Jahr knapper, das Team reagiert zuletzt immer sehr souverän. Ist das Erfahrung oder gibt es besondere psychologische Betreuung?

Freund: Wir haben einen außergewöhnlichen Charakter und eine außergewöhnliche Qualität im Kader. Auch das ganze Trainerteam vom Cheftrainer weg ist sensationell mit der Enttäuschung umgegangen. Dass wir dann eine so attraktive Europa League-Gruppe zugelost bekommen haben, hat uns zusätzlich geholfen.

 

90minuten.at: Kommen wir zur Kaderpolitik. Im Sommer gab es viele Transfereinnahmen. Mit welchem Gefühl lehnt man aber Summen, wie sie beispielsweise für Stefan Lainer geboten wurden, ab?

Freund: Vorweg muss man sagen, dass diese Summen ja nicht von uns genannt werden, sondern in erster Linie Spekulationen in der Öffentlichkeit sind. Insgesamt haben wir uns in den letzten Jahren durch gute Transfers eine Position geschaffen, die es uns ermöglicht, einen Spieler nicht unbedingt verkaufen zu müssen. Den Moment können wir zumeist selber entscheiden. Wenn aber außergewöhnliche Angebote kommen, wie etwa für Stefan Lainer, ist das nicht leicht, weil man auch weiß, was das für den Spieler bedeutet. Wir wollten aber die Mannschaft so gut es geht zusammen halten um den Weg weiterzugehen, um international konkurrenzfähig zu bleiben – auch wenn es für die Jungs manchmal nicht einfach ist, wenn sie ihren Traum vom nächsten Schritt aufschieben müssen.

 

90minuten.at: Es wird relativ wenig bringen, Sie nun nach Amadou Haidara zu fragen, oder?

Freund: Amadou ist verletzt und arbeitet daran, wieder zurück zu kommen. Wenn es etwas zu berichten gibt, werden wir das zu gegebener Zeit machen. 

"Ich schließe die eine oder andere Leihe nicht aus, aber es ist unser Bestreben, die Jungs hier zu behalten und sie an die Mannschaft heranzuführen, damit sie bereit sind, wenn wir sie brauchen. " - Christoph Freund über die Kaderplanung im Winter

90minuten.at: Es gibt im Kader einige Spieler die 'bei jedem anderen österreichischen Verein' Stammspieler wären. Gibt es Überlegungen, einen Reinhold Yabo oder Smail Prevljak wie früher schon bei Dabbur oder Gulbrandsen zu verleihen?

Freund: Der Kader ist nicht so riesig, aber qualitativ sehr gut bestückt. Wir hoffen, auch im Frühjahr viele englische Runden zu haben, sodass wir den Kader so brauchen und die meisten Spieler wohl auf ihre Einsatzzeiten kommen werden. Wir finalisieren gerade die Kaderplanung für das Frühjahr.

 

90minuten.at: Marco Rose verlässt sich in vielen Spielen auf einen eingespielten Stamm. Muss man da besonders arbeiten? Man ist ja Fußballer, um zu spielen.

Freund: Man weiß, dass der Konkurrenzkampf in Salzburg hoch ist. Die Qualitätsdichte ist sehr groß und Marco rotiert auch immer gut durch, die Spieler kommen auf ihre Einsatzzeiten. Der eine oder andere spielt mehr, andere weniger. Alles in allem aber herrscht eine gute Stimmung in der Mannschaft, ansonsten wäre es auch nicht möglich, über einen so langen Zeitraum so erfolgreich zu sein.

 

90minuten.at: Ein Kernpunkt ist auch das Einarbeiten junger, talentierter Spieler. Einige sind verliehen worden, wie Honsak oder Hwang. Wie sieht es mit jenen aus, die sich in Salzburg an die erste Mannschaft ran gespielt haben, wie Mwepu, Szoboszlai oder den zuletzt verletzten Romano Schmid? Werden die bleiben oder eventuell verliehen?

Freund: Ich schließe die eine oder andere Leihe nicht aus, aber es ist unser Bestreben, die Jungs hier zu behalten und sie an die Mannschaft heranzuführen, damit sie bereit sind, wenn wir sie brauchen. Sie sollen dem Druck und der Erwartungshaltung in Salzburg gerecht werden und sich entwickeln.

 

90minuten.at: Es ist ein bisschen deren 'Pech', dass sich von den Stammspielern niemand verletzt.

Freund: Patrick Eibenberger (Anm.: Athletik-Trainer) und die gesamte medizinische Abteilung mit Reha-Trainer, den Physios und Ärzten machen einen super Job, auch in der Trainingssteuerung, was bei so vielen Spielen sehr wichtig ist.

 

90minuten.at: Der Kader ist sehr ausgeglichen. Wie planen Sie in Bezug auf die älteren Spieler vorgehen?

Freund: Wir haben eine gesunde Mischung im Kader, das ist sehr wichtig, für den Erfolg und die Entwicklung von jungen Spielern. Unsere Strategie ist ganz klar, immer wieder Talente zu entwickeln. Sie entwickeln sich aber auch nur dann, wenn sie in einer guten und gesunden Struktur sind. Wir haben dabei mit unseren Routiniers sehr positive Erfahrungen gemacht,

 

90minuten.at: Ist das auch der Hintergrund, warum Sie nicht nur ganz Junge holen, sondern eben auch Kicker im sogenannten besten Fußballeralter, wie Ramalho, Yabo oder Dabbur?

Freund: Es geht eben um die Mischung. Wir haben zum Beispiel Andre Ramalho zurückgeholt, weil wir sonst nur junge Innenverteidiger haben. Andre gibt ihnen Stabilität und Sicherheit, das hilft vor allem in engen Spielen. Aus diesem Grund haben wir auch Zlatko Junuzovic verpflichtet . Es wird auch in Zukunft unser Ziel sein, eine gute Mischung zu haben.

 

Auf Seite 2 des Interviews erklärt Christoph Freund, dass der Einbau junger Talente doch sehr individuell gemacht wird, wie man mit disziplinären Ausrutschern umgeht, wie die mittelfristige Planung in Bezug auf den Trainerposten aussieht und was er zum Ligaformat sagt.

 

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