Foto: © GEPA Dezember

Amir Shapourzadeh: "Geht nicht um unpopuläre Entscheidungen, sondern darum gerechter zu verteilen"

Die Admira ist Letzter. Manager Amir Shapourzadeh lässt im 90minuten.at-'Jahresgespräch' die letzten Monate Revue passieren. Dabei geht es nicht nur um den Sport, sondern auch um einen Klub, der den Finger in Wunden legt.

Das Gespräch führte Georg Sander

 

Es gab dank des SCR Altach doch noch die Chance, dass der FC Flyeralarm Admira nicht als Letzter überwintert. Nach der 3:0-Niederlage gibt es die nicht mehr. Statt um den mittlerweile berühmt-berüchtigen Strich geht es für die Südstädter mittlerweile um den Klassenerhalt. Während der Saison wurde der Trainer gewechselt, um das zu ermöglichen. Das hätte man schon vor der Saison gemacht, hätte Ernst Baumeister bereits im Sommer kommuniziert, dass er nur noch eine Spielzeit Trainer bleiben will. Amir Shapourzadeh ist im 90minuten.at-'Jahresgespräch' dennoch optimistisch und, wie eigentlich immer, seit er und Flyeralarm die Admira übernommen haben, gibt es auch Themen abseits des grünen Rasens: Das Ende des Selbstbedienungsladens Admira oder auch die TV-Gelder-Diskussion.

90minuten.at: Herr Shapourzadeh. Wie froh sind Sie, dass die Punkte durch das neue Ligenformat halbiert werden?

Amir Shapourzadeh: Es kommt uns entgegen, keine Frage. Doch dieser Einmaleffekt befreit uns ja nicht, selbst mehr Punkte einzufahren. Das ist unsere Herausforderung und unser Ziel!

  

90minuten.at: Davon auszugehen, dass es ein Dreikampf wird, macht wohl wenig Sinn.

Shapourzadeh: Wir fangen jetzt nicht damit an, auf die Tabelle zu schauen und durchzurechnen. Wir schauen von Spiel zu Spiel.

 

90minuten.at: Reiner Geyer hat statistisch wenig überraschend nicht sofort deutlich mehr Punkte geholt. Sind Sie davon ausgegangen, dass man nicht sofort fünf Mal gewinnt?

Shapourzadeh: Reiner kam in einer Situation, die schwierig war. Wir haben einige Spiele keine Tore geschossen, kaum Torchancen heraus gearbeitet. Dazu kommen die vielen Verletzten. Da war es klar, dass man da keine Wunderdinge erwarten kann. Es braucht Zeit, die Verletzten zurück zu bringen und auch das eine oder andere einzuspielen. Von da her war uns das bewusst, dass es nicht von jetzt auf gleich klappt.

 

90minuten.at: Welchen Auftrag gibt es an den neuen Trainer?

Shapourzadeh: Wir haben nach jemandem gesucht, der gute mit jungen Spielern arbeiten kann, sich damit völlig identifiziert, dass man eine Mannschaft mit jungen Spielern in der Bundesliga hat und sie weiter entwickeln muss. Er musste auch eine gewisse Erfahrung als Trainer mitbringen. Wir sind von diesem Trainerteam absolut überzeugt.

 

90minuten.at: Was hat man sich im Unterschied zu Ernst Baumeister erwartet?

Shapourzadeh: Die Europa League war Zubrot, eine tolle Erfahrung für den Verein und die jungen Spieler, mehr aber leider nicht. Saisonübergreifend sind wir in die Tiefe gegangen und haben die Dinge analysieren: Das Cup-Aus, der Alltag, in welche Richtung entwickelt sich das Team – hier haben wir schließlich im Sinne des Vereins Handlungsbedarf ausgemacht.

  

90minuten.at: Er wollte ohnehin nach dieser Saison aufhören.

Shapourzadeh: Das wurde so von ihm kommuniziert und wir hatten das auch so im Hinterkopf. Wir hatten immer ein gutes Verhältnis, haben im Hintergrund Gespräche geführt und die Situation analysiert.

 

90minuten.at: Der Kaderumbruch kam nicht überraschend, Baumeister wollte aufhören – warum gab es nicht schon im Sommer einen Trainerwechsel?

Shapourzadeh: Damals war das noch nicht klar.

"Mich haben einige Dinge in der Vergangenheit schon überrascht, wie sich Berater oder Vereine verhalten haben, die die Admira ausgenutzt haben. Dagegen wehren wir uns." - Amir Shapurzadeh

90minuten.at: "Der Fußball ist ein verrückter Markt" (Kurier), "So ist eben das Fußball-Geschäft" (90minuten) - und dann sagen sie mir am 25.8., dass sich die Trainerfrage nicht stellt, aber zwei Monate später tauschen Sie den Trainer aus. Wie geht sich das aus?

Shapourzadeh: In zwei Monaten passiert im Fußball viel, das Cup-Aus, der Negativtrend, die Verletzungen, Dinge, die man nicht nach außen kommunizieren möchte. Als wir im Sommer miteinander gesprochen haben, hat sich diese Frage nicht gestellt. Wir haben dem Trainerteam das Vertrauen geschenkt, großen Einfluss auf Planungen und das Personal zu haben. Wenn das irgendwann in die falsche Richtung geht, dann muss man sich seine Gedanken machen. Es wurde monatelang offen kommuniziert und man musste schauen, ob man den Weg bis zum Saisonende weiter geht oder macht man den Schnitt zu einem Zeitpunkt, zu dem sich die Mannschaft und ein neuer Trainer kennen lernen können und man auf den Kader Einfluss nehmen kann sowie die Wintervorbereitung machen kann.

 

90minuten.at: Hätten Sie im Mai 2018 schon gewusst, dass Baumeister nur noch eine Saison bleiben will, hätte man es dann anders gemacht?

Shapourzadeh: Dann hätte man das definitv anders gemacht.

 

90minuten.at: Sie wählen Ihre Worte sehr weise, stehen den Medien stets zur Verfügung, sind Journalisten gegenüber offen. In der Szene gelten Sie aber als ungewöhnlicher Verhandler. Wie kommt's?

Shapourzadeh: Das wird man im Fußball und im Leben immer haben. Wenn man zehn Leute fragt, wird es immer verschiedene Meinungen geben – gerade im Fußball. Wir arbeiten mit internationalen Agenturen, da gibt es einen guten, offenen Austausch, da wird gut und vernünftig zusammen gearbeitet. Natürlich wird es immer Berater geben, mit denen man nicht auf einer Wellenlänge ist. Wir als Verein kriegen in Verhandlungen auch nichts geschenkt. Man muss schon schauen, Dinge marktgerecht und vernünftig zu bewerten. Es gibt immer noch teilweise den Grundgedanken, dass man bei der Admira bekommt, was man will, wie man es selbst will. Das ist aber nicht der Fall. Wir definieren uns schon als Ausbildungsverein und bilden Spieler aus, damit sie irgendwann den Weg national oder international zu größeren Klubs machen. Aber mich haben einige Dinge in der Vergangenheit schon überrascht, wie sich Berater oder Vereine verhalten haben, die die Admira ausgenutzt haben. Dagegen wehren wir uns.

 

90minuten.at: Orten Sie da Unterschiede zwischen dem österreichischen Kompromissgedanken und deutscher Exakt- und Direktheit?

Shapourzadeh: Ich denke, das hat damit nichts zu tun. Wir leisten seit Jahren bei Admira eine hervorragende Ausbildungsarbeit, zahlreiche Admiraner haben ihren Weg zu Rapid, Sturm oder Austria gefunden. Das freut uns und macht uns stolz. Aber wir wollen uns nicht unter Wert verkaufen.

 

90minuten.at: Macht man den Spielern also die Transfers schwerer, als man es gewohnt war?

Shapourzadeh: Das ist nur ein Gerücht. Man hört immer nur Monschein oder Sax, die anderen zehn höre ich nie öffentlich. Markus Pavic, Srdjan Spiridonovic, Manuel Maranda, Damir Buric und so weiter – da gibt es viele Beispiele, bei denen es gut und vernünftig geklappt hat. Warum es mit den besagten Spielern nicht geklappt hat, …

 

90minuten.at: Auch Wostry!

Shapourzadeh: Ja, auch. Da habe ich mich schon öffentlich geäußert. Ich will da aber nicht drauf rumreiten, wir konzentrieren uns auf die Admira. Bei Wostry war es aber für alle Beteiligten eine unglückliche Situation. Wir machen nichts und niemandem etwas aus Prinzip schwerer. Wir wägen im Sinne der Admira ab und entscheiden dann. Es wird immer auch unterschiedliche Interessen geben – selbst mit Spielern, die sich bei uns hervorragend entwickeln haben. Da gibt es viele Beispiele, bei denen es gut und vernünftig geklappt hat. Wenn das einmal nicht der Fall ist, macht es keinen Sinn, drauf zu lange rumzureiten. Wir konzentrieren uns auf die Admira.

 

 

Auf der zweiten Seite des Interviews spricht Shapourzadeh über die anstehende Transferzeit, einen möglichen Abstieg und erklärt ausführlich, was man sich bei der Diskussion um die TV-Gelder eigentlich gedacht hat.

 

>>> Weiterlesen auf Seite 2

90minuten.at-TV: Die Nationalteam-Trikots von Tibet

Schon gelesen?