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Christian Ebenbauer: "Der Zuschauerschnitt ist derzeit nicht zufriedenstellend"

Mit der Ligenreform sollte im österreichische Klubfußball vieles besser werden. Nach fünf Monaten zieht Bundesliga-Vorstand Christian Ebenbauer im 90minuten.at-Jahresgespräch eine erste Bilanz und blickt in Sachen VAR und Europa-League-Reform in die Zukunft.

Das Gespräch führte Michael Fiala

 

Eigentlich hätte die Bundesliga mit einem spannenden Herbst und dem Kampf um den ominösen Strich um die Top 6 mit positiven Geschichten in die Winterpause gehen wollen. Doch wirkliche Weihnachtsruhe wollte in diesem Dezember in der Bundesliga nicht einkehren. Zunächst probten die kleinen Vereine den Aufstand und scheiterten denkbar knapp. Und dann wurde ein spektakuläres Wiener Derby mit tollen Bildern am grünen Rasen von einem fragwürdigen Polizeieinsatz in den Hintergrund gerückt. Es gibt bessere Voraussetzungen für eine erste Zwischenbilanz der neuen Ligenreform die durch die aktuellen Ereignisse in wenig in den Hintergrund gedrängt wurde. Kurz vor dem gemeinsamen Termin mit 90minuten.at-CR Michael Fiala in der Sendung laola1.at-Fußballtalk nimmt sich Christian Ebenbauer die Zeit, um genau über diese Themen zu sprechen und blickt auch in Sachen Video Assistant Referee und Europa-League-Reform in die Zukunft.

 

90minuten.at: Fünf Monate neues Ligenformat. Eigentlich ein perfekter Zeitpunkt, um eine erste Bilanz zu ziehen. Fangen wir mit dem sportlichen Bereich an. Welche Bilanz ziehen Sie?

Ebenbauer: Die sportlichen Auswirkungen der bis dato meines Erachtens geglückten Reform zeigt sich anhand beider Tabellen sehr gut. In der Tipico Bundesliga ist der Kampf um die Meistergruppe in vollem Gange und man merkt, dass alle Mannschaften voll auf Sieg spielen. Ebenso ist die 2. Liga in ihrer Auftaktsaison gut angelaufen, hat bereits viele spannende Geschichten geliefert und erfüllt dabei unsere gemeinsame Vision als Drehscheibe für Klubs und Spieler. Im Gesamten betrachtet, spiegelt die Hinrunden-Tabelle eine sportliche Homogenität wider, die Punkteabstände wurden im Vergleich zu den vergangenen fünf Saisonen von 2,4 auf durchschnittlich 1,6 Punkte deutlich reduziert. Dieser enge Tabellenstand macht die Liga auch für die Zuschauer attraktiv, weil sich innerhalb einzelner Spiele viel drehen kann.

90minuten.at: Wie beurteilen Sie die internationale Bilanz der österreichischen Klubs?

Ebenbauer: Besonders erfreulich ist die Bilanz auf internationaler Ebene. Der LASK hat es trotz hervorragender Leistung gegen Besiktas Istanbul knapp nicht geschafft, aber dass mit Red Bull Salzburg und Rapid erstmals seit 2004/05 zwei österreichische Teams international überwintern, zeigt, dass wir sportlich absolut konkurrenzfähig sind. Salzburg ist mit sechs Siegen aus sechs Spielen in der Europa-League-Gruppenphase das Maß der Dinge. Zweimal hat man gegen den vermeintlich großen Bruder aus Leipzig gewonnen und gegen den schottischen Serienmeister Celtic Glasgow zweimal dominiert. Das zeigt, dass der Einzug ins Halbfinale aus dem Vorjahr keine Eintagsfliege war. Rapid war ebenfalls beeindruckend. Mit dem russischem Rekordmeister Spartak Moskau und dem schottischen Rekordmeister Glasgow Rangers  hat man Gegner mit weitaus mehr wirtschaftlichen Mitteln besiegt. Damit sind wir in der UEFA-5-Jahreswertung weiterhin hervorragend unterwegs und ich bin überzeugt, dass wir das Länderduell um den wertvollen 11. Platz gegen die Niederlande und Ajax Amsterdam als deren letzten Vertreter für uns entscheiden können.

 

90minuten.at: Der ominöse Strich wird oft diskutiert in den Medien. Hat dies den gewünschten Effekt gebracht?

Ebenbauer: Dieser Kampf um die Meistergruppe und die Diskussionen um den „ominösen Strich“ sind das beherrschende sportliche Thema Fußball Österreichs. Insofern wurde die Erwartungshaltung erfüllt, wenn nicht sogar übertroffen. Man spürt, dass in der Mitte der Saison ein Knistern vorherrscht, wie es ca. nach Hälfte der zu absolvierenden Spiele sonst nicht der Fall ist. Mit sieben Teams innerhalb von zehn Punkten rund um diesen Strich ist Hochspannung für die finalen vier Runden garantiert. Auch danach wird es rasant weitergehen. Durch die Punktehalbierung nach dem Grunddurchgang rücken alle Klubs wieder engen zusammen. Das macht den Kampf um die internationalen Startplätze, die Abstiegsfrage und vielleicht doch auch das Meisterrennen noch einmal richtig spannend.

"Wenn ein großer Umbauprozess passiert, dann gibt es immer Nachwehen. Diesen Themen müssen wir uns stellen. Es war trotzdem wichtig, dass wir den Prozess gestartet haben." - Christian Ebenbauer

90minuten.at: Abseits vom Sportlichen scheint es aber, dass die Liga aktuell – Stichwort TV-Gelder und Wiener Derby - wieder mehr Baustellen hat als vor der Reform?

Ebenbauer: Insbesondere in Bezug auf die organisatorischen Aspekte der Ligenreform kann man eine umfangreiche Bilanz erst nach einer Saison ziehen, das war auch immer unser Standpunkt. Mein Hauptziel war die positive Entwicklung der Zuschauer. Wenn man sich diese Zahlen nun ansieht, können acht von zwölf Klubs eine positive Entwicklung vorweisen. Zu den angesprochenen Herausforderungen: Die Ligenreform ist wie eine Gesellschaftsumgründung. Wir haben in der obersten Liga mehr Klubs, wir haben in der zweiten Liga massiv mehr Klubs. Wenn ein großer Umbauprozess passiert, dann gibt es immer Nachwehen. Diesen Themen müssen wir uns stellen. Es war trotzdem wichtig, dass wir den Prozess gestartet haben. Die aktuellen Themen wie TV-Gelder oder Wiener Derby haben allerdings nichts mit der Ligenreform zu tun. In Bezug auf die Ligenreform müssen wir evaluieren, welche Bestimmungen gegebenenfalls adaptiert gehören und welche Klubs in welchen Bereichen Unterstützung brauchen.

 

90minuten.at: Die Themen haben mit der Ligenreform nichts zu tun, aber sie sind da, wie etwa das Thema der Solidarität innerhalb der Liga. Wie würden Sie die Stimmung innerhalb der Liga beschreiben?

Ebenbauer: Es ist ein sehr heikles Thema. Die Aufgabe von Reinhard Herovits und mir bzw. unseren Kollegen ist es, Überzeugungsarbeit zu leisten und Einvernehmen unter den Klubs herzustellen, denn nur gemeinsam sind wir stark. Wir sind bei diesem Thema nicht am Ende angelangt, da werden noch weitere Schritte folgen. In der Weltgeschichte ist immer am meisten gestritten worden, wenn es um Frauen, Glauben und Geld gegangen ist. Wir sind beim Geld angelangt.

 

90minuten.at: Aber hat es Sie persönlich überrascht, dass dieses Thema nach vier Monaten aufkommt?

Ebenbauer:  Ja, auf jeden Fall. Ich versuche es positiv zu sehen, dass wir einen positiven TV-Vertrag abgeschlossen haben mit einer 40%igen Steigerung. Das ist der wesentliche Punkt, wenn wir von internationaler Wettbewerbsfähigkeit sprechen. Aktuell sind wir in der UEFA-5-Jahreswertung auf dem 12. Platz und, wie bereits erwähnt, bin ich überzeugt davon, dass wir am Ende der Saison wieder 11. sein werden. Das ist besonders beachtlich im Vergleich zur Wirtschaftskraft, wo wir im UEFA-Benchmarking-Report auf Platz 13 sind. Wir sind also sportlich besser als unsere wirtschaftlichen Finanzdaten. Die Medienerlöse haben bisher rund 10% des Budgets der Klubs ausgemacht. Nächsten Sommer werden wir sehen, dass diese Säule gestiegen sein wird.

 

90minuten.at: Da sind wir schon bei einem entscheidenden Punkt in dieser Diskussion: Für einen kleinen Klub wie Hartberg, Wacker Innsbruck oder WAC sind die TV-Erlöse in Relation viel wichtiger als für einen großen Klub. Inwiefern ist der Bundesliga-Vorstand hier als Moderator gefordert oder gar als jemand, der die Diskussion in eine Richtung lenken soll?

Ebenbauer: Ich kann nur als Moderator fungieren. Es gibt keine Gesellschaft auf der Welt, wo der Geschäftsführer darüber entscheidet, wie sich die Gesellschafter das Geld untereinander aufteilen. Der Knackpunkt im Fußball ist, dass das Ganze eine große Außenwirkung hat. Es ist ein wesentlicher Punkt bei Rechtevergaben, wie verteilt wird. Der Spagat zwischen Solidarität im Sinne der Wettbewerbsgleichheit und der Werthaltigkeit, welcher Teil wie viel Wert ist, ist natürlich nicht einfach. Hier gilt es Einvernehmen herzustellen, auch um rechtliche Auseinandersetzungen zu vermeiden, die natürlich ganz schlecht wären.

 

90minuten.at: Aber genau diese rechtlichen Auseinandersetzungen stehen aktuell im Raum.

Ebenbauer: Ja, das habe ich auch unter anderem den Medien entnommen. Diesem Thema haben wir uns auch angenommen und werden mit den Parteien reden. Das ist jedenfalls ein heikles Thema, mit dem wir uns intensiv befassen. Ich habe die Hoffnung, dass hier Einvernehmen erreicht wird.

"Es wird kein Weg daran vorbeiführen, dass von offizieller Seite entschieden wird, ob das gesetzte Verhalten verhältnismäßig war oder nicht. " - Christian Ebenbauer über den Polizeieinsatz

90minuten.at: Ein Kritikpunkt war, dass die Berechnungen, die 2017 den Klubs vorgelegt worden sind, nicht das widergespiegelt hätten, was jetzt die Klubs ausgezahlt bekommen haben.

Ebenbauer: Ich glaube nicht, dass der Vorwurf war, dass die Berechnungen falsch waren. Es hat sich um Hochrechnungen gehandelt und die kolportierten Zahlen zu Saisonende sind heute auch noch Hochrechnungen. Zu Beginn der Diskussionen, als wir die TV-Rechte noch nicht einmal ausgeschrieben hatten, haben wir immer eine Hochrechnung auf Basis der vorangegangenen Saison gemacht. Hierbei haben wir immer die führenden Klubs der zweiten Liga hinzugenommen. Die Berechnungen waren immer klar verständlich. Der Vorwurf geht eher in die Richtung, wie schnell darüber entschieden wurde.

 

90minuten.at: Also ist eher Ihre Überraschung groß, dass mancher Klub überrascht war?

Ebenbauer: Ich würde nicht von einer Überraschung reden. Das ganze Thema braucht eben viel Vorbereitungszeit. Man muss immer noch bedenken, dass 70% der TV-Gelder variabel sind mit 30% sportlich,20% Zuschauer und 20% Österreicher-Topf. Das kann in die eine oder andere Richtung ausschlagen.

 

90minuten.at: Wie könnte eine Neuberechnung des Zuschauerschlüssels aussehen? Haben Sie hier eine Vorstellung?

Ebenbauer: Ich möchte da nicht vorgreifen, das entscheiden die Klubs selbst. Wenn wir aufgefordert werden, vom einen oder anderen Klub, werden wir Berechnungen anstellen, aber wie schon vorher erwähnt, müssen wir uns da auf die Moderatorenrolle beschränken.

 

90minuten.at: Das zweite große Thema der vergangenen Tage war die Polizei-Aktion rund um das Wiener Derby. Es war ein spektakuläres 6:1, doch aus sportlicher Sicht wurde das Derby nahezu gar nicht besprochen. Im Vordergrund steht der Einsatz der Polizei. Wie stehen Sie dazu, das Ganze kann ja nicht im Sinne der Bundesliga sein …

Ebenbauer: Man kann dem nicht viel hinzufügen. Das ist natürlich bedauerlich, dass ein sportliches Großereignis, noch dazu ein historisches Ereignis für die Austria, durch Ereignisse außerhalb des Stadions in den Hintergrund gerückt wird. Das ist auch nicht unser Wirkungsbereich, wir haben unsere Spielbeobachter innerhalb des Stadions. Es ist für uns daher schwer zu beurteilen, was genau vorgefallen ist. Daher versuchen wir, Informationen zu sammeln, was genau passiert ist. Das ist besonders interessant, weil offensichtlich private Personen Verfahren gegen Behörden anstreben. Es wird kein Weg daran vorbeiführen, dass von offizieller Seite entschieden wird, ob das gesetzte Verhalten verhältnismäßig war oder nicht. Im Falle einer Datenübermittlung von Personen, die Gegenstände auf die Autobahn geworfen haben, wird das zuständige ÖFB-Gremium über Stadionverbote entscheiden.

 

90minuten.at: Die Liga hat vor wenigen Tagen gemeinsam mit Sky erstmals Zahlen zur Nutzung des Bewegtbild-Angebots veröffentlicht. Diese Präsentation hat relativ kurzfristig organisiert gewirkt. War das einem Druck geschuldet?

Ebenbauer: Die Veröffentlichung vor Weihnachten ist gemeinsam mit den Klubs beschlossen worden. Wir sind ein paar Tage nach vorne gegangen und nicht wie geplant nach dem 18. Spieltag, weil die Zahlen schon durchgesickert sind. Rein inhaltlich sind die Sichtbarkeit und Präsenz der Bundesliga und ihrer Klubs wichtig. Wir sind froh über die Daten, die veröffentlicht worden sind, weil es Medienberichte gegeben hat, die behauptet haben, dass die Bundesliga nur noch wenige Menschen sehen können. Daher war es ein wichtiges Zeichen zu zeigen, wo die Spiele überall gezeigt und wie viele Menschen damit erreicht werden.

 

90minuten.at: Wo orten Sie noch Potenzial bezüglich der Sichtbarkeit der Liga?

Ebenbauer: Mir geht es derzeit in erster Linie um die korrekte Darstellung der aktuellen Sichtbarkeit. Es stimmt, dass es kein Sonntags-Free-TV-Livespiel mehr gibt. Es wird aber so gut wie nie erwähnt oder gemessen, was es jetzt gibt, was es vorige Saison noch nicht gegeben hat. Im Free-TV und Digital gibt es die Highlights viel früher und umfangreicher zu sehen. Das ist noch nicht in den Köpfen, wir müssen daher das Bewusstsein schaffen, dass die Liga mit allen Toren und wichtigen Spielszenen für Jedermann frei und vor allem schnell zugänglich ist. Natürlich gibt es bei den Klubs Unterschiede, denn die großen Klubs haben mit damals bis zu 15 Free-TV-Spielen im ORF mehr Bedürfnis an einer Free-TV-Coverage als kleinere Klubs, die jetzt mehr Gesamt-Coverage haben als zuvor.

"Der VAR kostet Minimum 1,3 Mio. Euro pro Jahr, also ein niedriger sechsstelliger Betrag pro Klub. Das Geld liegt leider nicht einfach auf der Straße und der VAR kostet überall gleich viel. Für England wird diese Summe pro Jahr relativ egal sein, für uns ist es das nicht."

90minuten.at: Das heißt, in Summe geht es mehr darum, das bestehende Paket der Öffentlichkeit aber auch den eigenen Stakeholdern besser zu verkaufen?

Ebenbauer: Das, was wir jetzt haben, ist im internationalen Vergleich sehr gut. Die Hauptpunkte sind, dass wir wenig verschiedene Spielzeiten haben im Vergleich zu anderen Ländern, es gibt mehr Sicherheit für die Klubs und Fans bezüglich der Planbarkeit. Wir hatten in der letzten Saison 22 unplanmäßige Verschiebungen von Matches und heuer noch keine. Der dritte Punkt ist die massive Free-TV-Verwertung der Spielszenen und Tore kurz nach den Matches. Zudem kann man die ganzen Spiele der Klubs auf den Homepages sehen, sofern die Klubs es auch umsetzen.

 

90minuten.at: Sie haben die Planbarkeit angesprochen. Das ist ein wichtiges Thema für Fans, auch die Spannung in der Liga ist gegeben. Dennoch ist die Gesamtzuschaueranzahl nicht gestiegen. Die Berechnungen von Hypercube, der Agentur, die die Ligenreform moderiert hat, waren hier deutlich positiver. Zudem war die Argumentation, dass diese Berechnungen auch immer eintreten. Bisher ist dies nicht geschehen, warum?

Ebenbauer: Bei den Zuschauern ist definitiv viel Spielraum nach oben, vor allem wenn man auch unsere Vision hernimmt, dass wir einen Schnitt von 10.000 erreichen wollen. Die Steigerung von 10 Prozent in der ersten Saison ist weiterhin mein Ziel und es ist auch alles auf den Finaldurchgang ausgerichtet, insofern kann man jetzt noch keine Gesamtbilanz ziehen. Die Gesamtzuschaueranzahl ist zwar um rund 37.000 Zuschauer angestiegen. Derzeit noch nicht zufriedenstellend  ist der Zuschauerschnitt auf die gesamt Liga gesehen. Wie eingangs erwähnt, haben dennoch acht von zwölf Klubs ein Plus vorzuweisen, sieben davon im zweistelligen Prozentbereich.

 

90minuten.at: Aber wie kann man diese neue Spannung rund um den Einzug ins Play off in neue Zuschauer im Stadion umwandeln?

Ebenbauer: Wir setzen natürlich gemeinsam mit den Klubs viele Maßnahmen, wie im Marketing. Der zweite Punkt ist Image. Die Diskussionen, die wir öffentlich führen, sind dabei nicht förderlich. Man muss positive Nachrichten verbreiten und klar machen, dass die sportliche Qualität in Österreich gut ist, die Stadien sicher sind. Das ist ein langer Weg, aber natürlich brauchen wir, wie ich an den Fragen merke, den kurzfristigen Erfolg. Eine genaue Analyse, warum die Zuschaueranzahl noch nicht so gestiegen ist, kann ich zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht liefern. Aber natürlich spielt die Infrastruktur eine wesentliche Rolle, das haben wir bei allen Klubs, die investiert haben, gesehen. Andererseits müssen wir vor allem die kleinen Klubs im Bereich Marketing unterstützen.

 

90minuten.at: Ein anderes Thema ist der Video Assistant Referee (VAR). Die Klubs wollen die Einführung, einen konkreten Einführungszeitpunkt gibt es allerdings noch nicht. Es geht wie immer dabei ums Geld. Meine Recherchen haben ergeben, dass in der Schweiz der VAR im ersten Jahr komplett vom Schweizer Verband gezahlt wird und in weiterer Folge zu 50%. Gibt es diesbezüglich Gespräche mit dem ÖFB?

Ebenbauer: Wir sind mit dem ÖFB in sehr gutem Austausch. Für uns ist jetzt mal wichtig, dass sich alle Klubs dafür ausgesprochen haben. Der VAR kostet Minimum 1,3 Mio. Euro pro Jahr, also ein niedriger sechsstelliger Betrag pro Klub. Das Geld liegt leider nicht einfach auf der Straße und der VAR kostet überall gleich viel. Für England wird diese Summe pro Jahr relativ egal sein, für uns ist es das nicht.

"Uns ist nicht bekannt, wie die neue Europa League 2 finanziell ausgestattet wird. Das ist ein wesentlicher Faktor, an dem man die Wertschätzung der Reform erkennt." - Christian Ebenbauer

90minuten.at:  Hier möchte ich einhaken. 100.000 Euro pro Klub sind im „schlimmsten“ Fall ein Vierzigstel des Budgets im Fall von Hartberg, wenn man das Budget von Salzburg hernimmt, ein Achthundertstel. Wenn die Klubs das wirklich wollen, kann man das finanziell doch lösen, oder? Der VAR hat im Sinne der Professionalisierung auch einen Wert.

Ebenbauer: Der Wert rein statistisch gesehen ist, dass wir 6% mehr Wahrheit in den Fußball bekommen (Anm. von 93 auf 99 Prozent). Der VAR ist aus meiner Sicht unumgänglich und wichtig. Es geht hier auch um die Planbarkeit der Klubs mit Budgets. Es ist generell immer schwer, einfach zu sagen, dass wir z.B. von den TV-Geldern noch einmal eine siebenstellige Summe abziehen, um den VAR einzuführen. Die Planbarkeit ist ein wichtiger Punkt, es wurde ein Vierjahresvertrag geschlossen. Das darf man nicht außer Acht lassen. Wir haben jetzt die Aufgabe, den VAR schnellstmöglich umzusetzen. Wir wollten aufzeigen, was der längst mögliche Zeitrahmen der Einführung wäre, nämlich erst mit dem neuen TV-Vertrag in 3,5 Jahren.

 

90minuten.at: Und was sagt der ÖFB zum VAR?

Ebenbauer: Der ÖFB unterstützt das Thema massiv, weil es auch für die Schiedsrichter allgemein ein wichtiges Thema ist, um international wettbewerbsfähig zu sein. Wenn das Geld kein Thema wäre, könnten wir im Sommer mit der Testphase starten. Wir haben gemeinsam mit dem ÖFB bei der FIFA und UEFA nachgefragt, ob es die Möglichkeit einer Förderung gibt. Ob dies möglich ist, traue ich mich jetzt noch nicht zu beurteilen. Bisher haben wir keine Zusage.

 

90minuten.at: Aber das heißt, auch wieder mit Verweis auf das Schweizer Modell, dass der ÖFB bisher seine Geldbörse noch nicht geöffnet hat?

Ebenbauer: Das ist richtig.

 

90minuten.at: Letztes Thema ist die Reform der Europa League. Diese wurde unterschiedlich bewertet. ÖFB-Präsident Leo Windtner zeigte sich positiv, andere Personen wie Georg Pangl deutlich skeptisch. Wie sehen Sie diese Reform?

Ebenbauer: Das Wesentlichste ist, dass der wichtigste Punkt offen ist. Uns ist nicht bekannt, wie die neue Europa League 2 finanziell ausgestattet wird. Das ist ein wesentlicher Faktor, an dem man die Wertschätzung der Reform erkennt. Wenn die Europa League 2 hintenangestellt werden sollte, sodass die Schere noch weiter auseinandergeht, wird es schwierig. Rein sportlich betrachtet ist es eine Verbreiterung der Teilnehmer, das ergibt mehr Potenzial für kleinere Klubs. Für österreichische Klubs runtergebrochen ist vielleicht weniger die Frage wichtig, in welchem Bewerb man spielt, sondern wie lange man dort vertreten ist. Die Chance für österreichische Vertreter ist größer geworden, in der Gruppenphase und auch über den Winter international vertreten zu sein. Aber im Endeffekt wird es davon abhängen, wie gut der Bewerb finanziell unterstützt wird.

Danke für das Gespräch!

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