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Rapid Wien verliert gegen effiziente Mattersburger [Spiel-Analyse]

Der SK Rapid Wien tat sich gegen gut eingestellte Mattersburger schwer und verlor am Ende mit 1:2. Es hakte an gutem Pressing und am eigenen Ballbesitzspiel.

Von Simon Goigitzer

 

Der SV Mattersburg spielte in der Defensive mit einer 4-1-4-1-Formation, die jedoch in der Offensive öfters in eine Systematik mit Dreierkette verlief, da die äußeren Verteidiger hochschoben. Patrick Salomon oder auch Jano ließen sich mehrmals zwischen die Innenverteidiger fallen. Dadurch ermöglichten sie, dass die inneren Abwehrspieler breiter standen und die Außenverteidiger meist bis auf die letzte Linie nach vorne rücken konnten. Allerdings ergab sich dann vor der Abwehr, also im Sechserraum, ein Loch, da dieses nicht sofort von einem Achter gefüllt wurde. Rapid konnte aber nicht wirklich passend pressen, damit man diesen Fehler der Mattersburger ausnutzen könnte. Falls sich der Sechser nicht zwischen den Abwehrspielen fallen ließ, kippten Jano oder Salomon meist in den Halbraum, um für den ballführenden Innenverteidiger eine Anspielstation zu sein.

Jano lässt sich im Aufbau zwischen die Innenverteidiger fallen.

Diese Szene ist ein Beispiel:  Jano ließ sich aus dem Mittelfeld sehr weit nach hinten fallen und bekam sehr nahe vor dem eigenen Tormann den Ball. Auch in dieser Szene sieht man gut, dass von Jano im Sechserraum ein unpositionierter Raum hinterlassen wurde. Jedoch erhält Jano trotzdem den Ball und kann einen diagonalen Ball auf den aufrückenden Außenverteidiger spielen, der per Kopf zum Stürmer weiterleiten konnte und so gelangte Mattersburg in das letzte Drittel.

In den Anfangsminuten wurde von den Burgenländer zudem sehr hoch gepresst. Sie versuchten die Wiener früh unter Druck zu setzen und Fehler zu erzwingen. Meistens leitete Marko Kvasina den Spielaufbau der Gegner auf eine Seite, wo sie dann am Flügel angepresst wurden. Dies funktionierte auch sehr gut, da Rapid öfters den Ball hoch vorschießen musste oder Mattersburg einen Ballgewinn in der gegnerischen Hälfte hatte. Durch das schnelle Umschalten kamen die Gastgeber auch ins letzte Drittel, aber nicht wirklich zu einem richtigen Abschluss. Nach den ersten zehn Minuten und dem Führungstreffer zog sich Mattersburg zurück und attackierte erst ab der Höhe der Mittellinie. Das erste Tor der Partie entstand durch einen Ballverlust von Rapid und einem nicht passendem Gegenpressing. Salomon konnte sich aus dem Gegenpressing lösen und Andreas Gruber auf der Seite anspielen. Der Offensivspieler dribbelte bis zum gegnerischen Sechzehner ohne attackiert zu werden und konnte dann zum 1:0 abschließen. Vor allem gegen Ende der ersten Spielhälfte und der zweiten Halbzeit verteidigte man sehr tief und ließ Rapid viel mehr Ballbesitz und Ruhe im Spielaufbau.

Das Ballbesitzspiel der Wiener noch verbesserungswürdig

Der SK Rapid Wien startete gewohnt in einem 4-2-3-1. Im Ballbesitz veränderten sich jedoch die Positionen ein wenig, da Boli Bolingoli auf der linken Seite hoch schob und Phillipp Schobersberger hinterlief. Der Mittelfeldspieler bewegte sich dann meistens in den linken Halbraum und war vor allem für vertikale Pässe vom linken Innenverteidiger anspielbar. Besonders als sich Mattersburg zurückzo, hatten sie mehr Platz und konnten viel über den linken Flügel/Halbraum in das letzte Drittel gelangen. Es half auch, dass sich Stefan Schwab und Manuel Martic mehr nach links orientierten, um diesen Flügel dann zu überladen. Viele Chancen entstanden dann meist über Bolingolis Seite. Beispielsweise in der 30. Minute (Bild 2).

Vertikaler Pass zu Schobersberger nach Bewegung in den Halbraum.

Maximilian Hofmann hatte den Ball und spielte einen vertikalen Pass zu Schobersberger der sich im linken Halbraum bewegte. Durch mehrere Schulterblicke sah er, dass er den Ball annehmen und aufdrehen konnte. Durch das Aufdrehen band er drei Gegenspieler, die ihn attackierten. Somit konnte er einen weitere vertikalen Pass zu Andrija Pavlovic spielen, der sich in den Zwischenlinienraum bewegte.

Zwar konnten so einige gute Chancen mit Kombinationen herausspielen, dennoch waren viele Entscheidungen bei den Pässen in die Offensive nicht sehr passend. Oft spielte man Pässe bei den man den Mitspieler sehr unter Druck setzte, da viele Gegner in seiner Nähe waren. Oder man spielte auch öfters Pässe in die Tiefe, bei denen der Offensivspieler mit dem Rücken zum Tor und seinen Mitspielern stand und somit sehr wenige Möglichkeiten hatte den Ball weiterhin zu behaupten.

Rapids Pressing war immer wieder überspielbar

Die Wiener pressten in einem 4-4-2, da Christoph Knasmüllner immer wieder vor schob und versuchte, mit Pavlovic beide Innenverteidiger unter Druck zu setzen. Jedoch machten sie öfters Fehler und ließen Mattersburg flach herausspielen, da oft nicht passend zur Situation gepresst wurde oder man auch durch zu wenige Schulterblicke den Gegner aus den Augen verlor. Beispielsweise in der 26. Minute. (Bild 3)

Mattersburg überspielt Rapids erste Pressinglinie

Rapid presste Mattersburg an, nachdem die Burgenländer den Ball sichern konnten. Der Ballführende hat in dieser Situation nicht viele Optionen. Entweder könnte er zum Tormann zurück spielen oder könnte auch hoch zu einem Mitspieler vorschießen, da er den Ball nicht völlig unter Kontrolle hatte. Allerdings macht Pavlovic keinen Schulterblick beim Attackieren und Philipp Erhardt bewegte sich geschickt aus dem Deckungsschatten und war nun für den Verteidiger anspielbar. Hätte der Stürmer der Wiener einen Schulterblick gemacht und gesehen, dass sich der Mittelfeldspieler nach vorne bewegte, könnte Pavlovic den Gegner mehr in einem Bogen anlaufen und den Passweg besser schließen. Durch das nicht passende anpressen hatte Mattersburg wieder einmal die erste Pressinglinie der Wiener überspielt. Aber auch im Gegenpressing war Rapid nicht immer sehr erfolgreich. (Bild 4)

Mattersburg löst sich aus dem Gegenpressing

Nach einem Ballverlust versuchte Rapid gegen zu pressen, jedoch konnte sich Mattersburg aus dem Pressing herauslösen. Besonders Jano wurde nur von einem Gegner richtig attackiert. Knasmüllner attackierte nicht passend und schloss keine Passwege für den Gegenspieler. Hätte er sich im Moment davor umgeschaut, hätte er den freien Spieler hinter sich sehen können und durch ein besseres Anlaufen Salomon gleich in den Deckungschatten stellen und Jano zu einem Dribbling zwingen können. Bevor der Mittelfeldspieler der Gastgeber den Ball bekam, sah er sich mit mehreren Schulterblicken um. Dadurch wusste er, dass er genug Zeit zum aufdrehen hatte und durch das nicht passende Anlaufen des Gegners konnte er die Gegenpressingsituation mit einem horizontalen Pass auflösen.

In der zweiten Hälfte hatte Rapid mehr Ballbesitz, konnten aber durch fehlende Präzision in den Pässen im letzten Drittel oder auch im Abschluss kein Tor mehr erzielen. In den Schlussminuten konnte dann Thorsten Mahrer nach einem tiefen und klugen Pass von Martin Pusic den zweiten Führungstreffer erzielen. Somit was das Endergebnis 2:1 für die Burgenländer. Beide Mannschaften haben dennoch die Chance in das obere Play-off zu kommen, müssten aber jeweils ihre Spiele gewinnen und WAC und Sturm Graz verlieren.

 

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