Salzburg leistet sich gegen ein starkes Napoli zu viele individuelle Fehler

Ungewohnt viele Fehler bei Red Bull Salzburg ermöglichten es dem SSC Napoli, kommende Woche mit einem komfortablen Vorsprung nach Österreich zu kommen.

Von Simon Goigitzer

 

Die Italiener spielten in der Defensive mit einer 4-4-2 Formation, die sich jedoch in der Offensive in eine 3-4-2-1/3-4-1-2 Aufstellung änderte. Mario Rui, der als linker Verteidiger spielte, rückte meistens auf den Flügel hoch und agierte als linker Flügelspieler. Dabei schob Piotr Zielinski mehr in die Mitte und bewegte sich sehr oft im linken Halbraum. Im Aufbau von Napoli spielte man mit zwei Sechsern, die immer wieder durch flache diagonale Pässe angespielt wurden. 

Das Aufbauspiel des SSC Napoli überbrückt das Pressing der Salzburger.

Der mittlere Innenverteidiger hatte den Ball und spielte einen diagonalen Pass zum entgegenkommenden Fabian Ruiz. Dadurch konnte man die erste Pressinglinie der Salzburger überbrücken. Der zweite defensive Mittelfeldspieler, Allan, wurde von Hannes Wolf gedeckt. Durch das Entgegenkommen von Ruiz lockte er auch Xaver Schlager aus seiner Position. Nicht nur öffnete Schlager den Raum hinter sich für die Gegner, sondern verfolgte den Pass auf den Flügel und versuchte weiter zu pressen. Nachdem Rui den Ball auf den Flügel bekam, konnte sich Ruiz in den freien Raum bewegen und wurde auch angespielt. Nun konnte er ohne Druck einen diagonalen Wechselpass auf den rechten Flügel spielen. Es gab weitere Szenen in den Salzburg versuchte Napoli im Spielaufbau unter Druck zu setzen. Jedoch spielten die Gastgeber immer wieder in den Raum zwischen Mittelfeld und Stürmer und Wolf konnte öfters nur einen Sechser zu stellen. Die Neapolitaner fanden durch kurze Zuspiele mehrmals Lösungen, um sich auch aus dem Gegenpressing zu lösen.

Die Umstellung der Formation in der Offensive bewirkte, dass über die Flügel gespielt wurde. Durch Salzburgs enge 4-3-1-2/4-1-2-1-2 Formation hatten die Außenspieler Jose Callejon und Rui immer wieder sehr viel Platz auf der Außenbahn. Hinzu zwangen sie die Außenverteidiger in eine 1 gegen 1 Situation. Mehrmals mussten dann die Außenverteidiger der Salzburger sehr weit nach vorne schieben, um den Gegenspieler zu attackieren. Da der nähere Innenverteidiger dann meistens nicht nachschob, öffnete sich Platz für den Stürmer, der einen Lauf von innen nach außen in die Tiefe machte.

Napolis Flügelspiel

Im zweiten Bild kam Callejon zum Ball und Andreas Ulmer musste schnell weit nach vorne schieben, um den Flügelspieler zu attackieren. Ulmer kam aber zu spät und der gegnerische Außenspieler hatte genug Zeit sich aufzudrehen. Hinzu kam, dass Jerome Onguene nicht nachschob. Er ermöglichte den Pass auf den Flügel und den Lauf des Stürmers in die Tiefe.

In der Defensive stand Napoli, wie üblich, in einem 4-4-2 sehr kompakt und tief, falls Salzburg in der gegnerischen Hälfte Ballbesitz hatte. Sonst pressten auch die Italiener die Gäste sehr hoch an und störten sie früh beim Spielaufbau. Dadurch konnten sie die roten Bullen immer wieder zu Fehler zwingen. Wie zum Beispiel in der achten Minute: Alexander Walke hatte den Ball und versuchte herauszuspielen, jedoch war Napoli mit fünf Spielern im letzten Drittel und Salzburg nur mit drei Spieler in der Nähe des eigenen Tores. Nachdem Andre Ramalho am 16er den Ball bekam wurde er stark unter Druck gesetzt und machte einen Fehlpass. Somit kamen die Gastgeber schon früh im Spiel nach einer 5vs3 Situation zu ihrem ersten Abschluss.

Fehlerhafte technische Ausführung und schlechte Entscheidungsfindung bei den Salzburgern

Auch die Salzburger versuchten von Anfang an den Gegner früh unter Druck zu setzen und pressten hoch an. Meistens wurde im 4-3-1-2 gepresst, wobei manchmal Wolf oder ein zentraler Mittelfspieler aus ihrer Position herausrückten, um zu attackieren. Meistens versuchten sie Napoli auf eine Seite zu locken, um dann einen Innenverteidiger stark anzupressen. Allerdings liefen oft schon die Stürmer nicht passend an und es war für die Innenverteidiger möglich den Sechser anzuspielen oder auch durch einen einfachen Pass auf den äußeren Verteidiger das Pressing aufzulösen. Dadurch kam Salzburg in die Situation, in der ein Spieler auf den ballführenden Innenverteidiger herausattackierte und somit hinter sich Raum öffnete, der von Napoli direkt ausgenützt/bespielt wurde. (Bsp. Bild 1) Auch im Stellungsspiel in der Defensive, falls man nicht presste, gab es einige Fehler. Wie zum Beispiel in der Szene von Bild 3.

Individueller Stellungsfehler der Innenverteidigung bei Salzburg

Die Gastgeber hatten einen Freistoß in ihrer Hälfte. Es wurde ein Chipball vor die Verteidigung der Salzburger gespielt. Arek Milik kam entgegen und leitete den Ball per Kopf weiter. Ramalho und Onguene gingen Anfangs hin, zögerten danach jedoch und der polnische Stürmer konnte ohne Probleme köpfen. Keiner von beiden ging in das Kopfballduell, um den Pass zu verhindern, sondern öffneten zudem auch den Raum für Dries Mertens, der daraufhin alleine auf das Tor rannte. In dieser Situation hätte Ramalho mit Milik in das Kopfballduell gehen und Onguene sich fallen lassen können, um dann einen möglichen Ball abzufangen.

Ebenso kam es im Ballbesitz der Bullen in diesem Spiel zu sehr vielen Fehlern. Nicht nur, dass viele technische Fehler für Ballverluste sorgten, waren auch viele Entscheidungen in der Offensive nicht passend zur Situation. Beispielsweise dribbelten Spieler mehrmals zu lange im letzten Drittel und versuchten selbst zum Abschluss zu kommen, anstatt abzuspielen und den besser positionierten Mitspieler abschließen zu lassen. Was in diesem Spiel auch überhaupt nicht funktionierte waren die Chipbälle in den Zwischenlinienraum (Zehnerraum). Einer der Hauptaspekte in der Offensive der Salzburger, neben den flachen diagonalen Pässen, konnten sie, wegen schlechter technischer Ausführung, nicht wirklich ausüben. Obwohl der Raum da war, konnte man diesen durch viele Fehlpässe nicht ausnutzen.

Was hätte Salzburg besser machen können?

Durch die enge Formation der Salzburger war es für die Italiener immer wieder möglich über den Flügel zu kommen, da die Außenverteidiger öfters in 1 gegen 1 oder in Unterzahlsituationen kamen. Man hätte von Beginn an in einem 4-3-3 pressen können, da die Neapolitaner in einer Dreierkette aufbauten und Salzburg so mannorientierter pressen hätte können. Dadurch wäre es auch möglich die gegnerischen Innenverteidiger nicht auf den Flügel zu lassen. Zu dem hätte man auch in der Zentrale durch zwei Achterpositionen die zwei gegnerischen Sechser decken/zustellen können.

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