Wie Salzburg den Rückstand vom Hinspiel aufholte

Die Salzburger hatten das Hinspiel in Brügge 2:1 verloren und hatten vor allem mit der physischen Spielanlage des Gegners Probleme. Das änderte sich im Heimspiel.

Von Simon Goigitzer

 

Die Belgier spielten viele lange Bälle in die Spitze, vor allem der schnelle und robuste Wesley bereitete der Salzburger Hintermannschaft Probleme. Zudem agierte man im zentralen Mittelfeld hart im Zweikampf und entschied das Spiel schlussendlich für sich. In Salzburg mussten die Hausherren diesen Spielstand aufholen, und taten dies bravourös. Wir haben einige Aspekte des Spiels ausgesucht, um zu erklären, warum die roten Bullen die Gäste aus Belgien so dominierten.

Mut zum Risiko

Zwar ist dies eine Taktik-Analyse, dennoch ist der mentale Teil im Fußball ebenfalls relevant. Die Salzburger spielten in der letzten Linie quasi Mann auf Mann, Pongracic und Onguéné gegen Wesley und Schrijvers, während davor die Doppelsechs Samassekou und Schlager mit den beiden Achtern Vanaken und Vormer zu tun hatten. Dies wirkt vielleicht nicht allzu „verrückt“, die Salzburger zeigten jedoch bereits letztes Jahr im Hinspiel, wie gut sie dabei sind, „kalkuliertes Risiko“ zu gehen, um mehr Durchschlagskraft, offensiv wie defensiv, zu entwickeln, ohne selbst offen wie ein Scheunentor zu sein.

 

(Text wird unterhalb fortgesetzt)

Guter Start

Bereits in den Anfangsminuten setzten die Salzburger die Gäste stark unter Druck und konnten bereits früh im Aufbaudrittel der Brügger den Ball gewinnen, um dann Konter zu fahren. Die Bullen verzeichneten gleich mehrere Schüsse aufs Tor, Daka war auf Rechtsaußen kaum zu halten und besprintete immer wieder den Raum hinter der gegnerischen Abwehrkette. So auch bei der Situation vor dem Elfmeter, als Daka diagonal hinter die Abwehr lief, und Junuzovic grandios mit dem ersten Kontakt vom linken Flügel in die Tiefe chippte. Torhüter Horvath wusste sich nur mehr mit einem Foul zu helfen. Den fälligen Elfmeter hielt der ungarische Keeper zwar, geschossen von Dabbur, jedoch konnten die Hausherren bereits in der 17. Minute durch einen Distanzschuss von Schlager in Führung gehen.

Der Spielaufbau

Die Salzburger traten mit einer veränderten Formation an, und zwar im 4-2-3-1. In der Liga zeigten sie bereits eine 4-2-1-3 Formation, agierten hier jedoch mit breiten Flügeln. Dies war an diesem Abend nicht der Fall. Zwar besetzten Junuzovic und Daka auch immer wieder die Flügelzone, vor allem ersterer hielt sich jedoch vor allem ballfern zentraler auf, als dies beim üblichen 4-3-3 oder 4-2-1-3 der Salzburger üblich ist. Die Doppelsechs schien die Aufgabe zu haben, die Achter von Brügge zu binden, während sich meist Wolf, aber auch immer wieder Dabbur in den Räumen hinter ihnen fallen ließ, um dort Flachpässe von den Innenverteidigern zu erhalten. Hier wurden die beiden zwar immer wieder vom Brügge-Sechser Rits verfolgt, lösten sich jedoch immer wieder mit gutem Timing vom Ball oder konnten dribbeln. Zwar forderte man auf diese Weise viele Eins gegen Eins Duelle heraus, konnte diese jedoch aufgrund der schnellen Spielfortsetzung meist für sich entscheiden. Zudem war vor allem Ulmer etwas direkter in seiner Entscheidungsfindung und schlug mehrere Male hohe Bälle hinter die Abwehr, so wie auch beim 1:0.

Pongracic spielt einen Pass in den Raum hinter die Achter zu Dabbur. Wolf ist wöhrenddessen aufgerückt, um die Spitze zu besetzen.

Das Pressing

Mit der 2-1 Staffelung im Mittelfeld, konnte man die Belgier ideal zustellen und deren Spielaufbau nach außen leiten. Hier pressten die Flügelspieler diagonal aus einer etwas zentraleren Position, während die Mittelfeldspieler Anspielstationen in die Mitte deckten. Die Ulmer und Lainer agierten flexibel und waren zwar stets am Sprung nach vorne, stellten jedoch auch immer wieder Passwege in die Mitte zu und halfen bei der Balleroberung. Vor allem die etwas tiefere Ausgangsposition der Flügelspieler brachte günstigere Pressingwege mit sich. Die pressenden Spieler hatten ihren Gegner stets in ihrem Sichtfeld und konnten, durch das diagonale Ansprinten,s ehr einfach ihren Deckungsschatten nutzen. In der Raute hatten die Stürmer nicht immer die besten Zugriffswinkel und konnten seitlich überspielt werden. Danach mussten die Achter raus, was das Zentrum zwar nicht verwaisen, jedoch klarerweise etwas verwundbarer machte. Im 4-2-3-1 passierte dies nicht.

Daka kann den Deckungsschatten gut nutzen, während Schlager direkten Zugriff hat.

Umschalten und zweite Bälle

Natürlich sind die roten Bullen auch für ihr Umschaltspiel bekannt. An diesem Abend zeigte man in diesem taktischen Aspekt eine sehr gute Leistung, fand immer wieder schnell den Weg nach vorne und öffnete den Raum für Tiefenläufer klug. Zudem war man im Umschaltspiel gegen den Ball ebenfalls sehr erfolgreich. Die physische Spielweise der Brügger wurde gekontert, die Doppelsechs vor der Abwehr hatte stets Zugriff auf zweite Bälle, und im Kampf um ebenjenen agierte man wie gewohnt intensiv.

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