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Sturm Graz überspielt das LASK-Pressing [Spiel-Analyse]

Sturm Graz konnte von Beginn an ihren Spielaufbau flach gestalten und überspielte auch mehrere Male das Pressing der Linzer. Durch defensive Stabilität konnte der LASK letztlich mit 2:1 bezwungen werden.

Eine Spiel-Analyse von Simon Goigitzer

 

Von Anfang an pressten der LASK die Gäste hoch an. Wie gewohnt attackierten die Hausherren den Gegner in einem 3-4-3. Der „Trigger“ zum Anpressen war meistens der Pass auf den Außenverteidiger oder auch ein Rückpass zum Tormann. Der Außenverteidiger wurde meistens vom äußeren Stürmer attackiert und Joao Klauss stellte den ballnahen Innenverteidiger zu. Wie zum Beispiel in der fünften Minute. (Abbildung 1)

Abbildung 1: Pressing der Linzer

Gideon Mensah bekam den Ball und wurde von Thomas Goiginger attackiert. Da der Pass zum Verteidiger nicht scharf genug war, konnte der linke Abwehrspieler den Ball nicht mit einer offenen Körperposition annehmen. Der Druck des österreichischen Stürmers zwang den Grazer sich nach hinten zu orientieren und den Pass zurück zum Innenverteidiger zu spielen. Daraufhin attackierte Klauss Dario Maresic, der gerade noch zum Tormann spielen konnte. Der Schlussmann der Grazer klärte jedoch den Ball nicht weit genug und LASK war nach ihrem Pressing sogar im letzten Drittel wieder im Ballbesitz.

Sturm Graz versuchte jedoch trotzdem ihren Spielaufbau flach zu gestalten und nach den intensiven Anfangsminuten konnten sie auch öfters das Pressing der Linzer überspielen. Vor allem wurden die Außenverteidiger in den Aufbau stark mit eingebunden. Sie wurden recht früh angespielt und von der Außenverteidigerposition spielte man entweder in die Mitte zu einem Mittelfeldspieler oder mit einem vertikalen Pass die Linie entlang. Die Gastgeber spielten in einem 4-1-4-1 und im Ballbesitz ließ sich auch einige Male einer der beiden Achter in den Sechserraum fallen, um als weitere Anspielmöglichkeit zu dienen. Ein Szene, in der Sturm Graz das Pressing der Linzer überspielen konnte war zum Beispiel in der 35. Minute. (Abbildung 2)

Abbildung 2: Spielaufbau der Grazer

Mensah bekam den Ball und dieser Situation presste nicht Goiginger, sondern Reinhold Ranftl rückte sehr hoch und attackierte den Außenverteidiger. Dadurch, dass die beiden zentralen Mittelfeldspieler der Linzer zu spät nach vorne schoben, ergab sich die Möglichkeit für einen horizontalen Pass zu Juan Dominguez. Der Sechser der Gäste konnte sich durch eine geschickte Drehung gegen James Holland durchsetzen und mit einem vertikalen Pass zum Achter war auch gleich das Mittelfeld überspielt. Auch beim Aufbau zum 1:0 Führungstreffer konnten die Grazer das Pressing überspielen. (Abbildung 3)

Abbildung 3: Einleitung zum 1:0 Führungstreffer

Fabian Koch bekam den Ball vom Torhüter. Der Außenverteidiger hatte keine Anspielstation. Daher bewegte sich Lukas Spendlhofer auf den Flügel, um als Anspielmöglichkeit zu dienen. Der Laufweg des Innenverteidigers war sehr risikoreich, da bei einem möglichen Ballverlust die Viererkette der Grazer aufgelöst gewesen wäre und Klauss bei einem Pass in die Tiefe ohne wirklichen Druck zum Abschluss hätte kommen können. Allerdings setzte sich nach dem Zuspiel Spendlhofer durch und konnte auf die ballferne Seite spielen. Für Otar Kiteshvili war es daraufhin möglich einige Meter zu dribbeln und mit einem Zuspiel in die Tiefe das 1:0 aufzulegen.

 

LASK zu harmlos im letzten Drittel

Die Oberösterreicher bauten im Ballbesitz mit einer Dreierkette auf. Durch das tiefe Mittelfeldpressing der Grazer taten sich die Gastgeber mit ihren typischen vertikalen Pässen in die Spitze schwer. Der Raum zwischen Abwehr und dem Mittelfeld war sehr eng und die beiden Achter bei Sturm Graz versuchten die äußeren Stürmer der Linzer in den Deckungschatten zu stellen. Dadurch versuchten der LASK über die äußeren Innenverteidiger und den Außenverteidigern aufzubauen. Wie zum Beispiel in der 29. Minute. (Abbildung 4)

Abbildung 4: Aufbauspiel der Linzer über die Außenverteidiger

Christian Ramsebner dribbelte den Raum vor sich an bis der linke Mittelfeldspieler der Grazer herausattackierte. Somit ergab sich die Möglichkeit für den Pass zum Außenverteidiger. Ranftl konnte mit einem diagonalen Ball in die Mitte zu Goiginger, der sich gut zwischen den beiden gegnerischen Abwehrspielern bewegte, spielen. Da der Ballnahe Innenverteidiger auf Goiginger herausschob, konnte Klauss in den Raum hinter die Abwehr laufen und bekam auch den Pass in die Tiefe. Der Abschluss war jedoch direkt auf den Tormann. Den Linzern gelangen in diesem Spiel nicht immer die diagonalen/vertikalen Zuspiele aus der Abwehr zu den Stürmern. Vor allem in der zweiten Hälfte nicht. Da kam es oft zu Fehlpässen, da der Pass zu riskant war und abgefangen wurde oder das Zuspiel stimmte nicht mit dem Laufweg überein. Wie zum Beispiel in einer Szene in der ersten Halbzeit. (Abbildung 5)

Ramsebner dribbelte an und spielte einen diagonalen Pass in die Richtung von Klauss. Der Stürmer konnte in dieser Situation schwer den Ball annehmen und versuchte ihn auf den hinterlaufenden Mitspieler weiterzuleiten. Allerdings wird der Pass abgefangen und Graz war wieder im Ballbesitz.

Im Umschaltspiel konnten der LASK wieder seine Effektivität zeigen. Nicht nur nach Balleroberungen kamen sie schnell nach vorne, sondern auch das intensive Gegenpressing brachte ihnen Chancen. Wie zum Beispiel in der 42. Minute. (Abbildung 6)

Abbildung 6: Gegenpressing der Linzer

Der Gastgeber konnte im Pressing den Ball gewinnen, verlor ihn jedoch gleich darauf, durch einen Fehlpass. Dadurch, dass im Pressing mehrere Spieler nach vorne schoben hatten sie bei Ballverlust in der Nähe des Balles eine Überzahl. Sturm Graz konnte sich aus dieser Situation nicht lösen und Goiginger kam zum Ball. Der Stürmer konnte bis in den Strafraum dribbeln, vergab aber dann die Chance zu Führung.

Der LASK tat sich im Pressing in den ersten 30 Minuten gegen das Ballbesitzspiel der Grazer schwer. Sturm Graz konnte sich mehrere Male aus dem Pressing lösen und auch gleich darauf das Mittelfeld überspielen. Daher kam es auch zur 1:0 Führung in der zweiten Hälfte. Gegen Ende der ersten Halbzeit hatten die Linzer einige Chancen, wie zum Beispiel von Goiginger, in Führung zu gehen, jedoch war der Abschluss nicht genau genug. Daraufhin konnten die Grazer nach einem Tormannfehler die Führung ausbauen. Die Gäste standen defensiv stabil und ließen wenige Torschüsse zu. Linz verkürzte zwar in den Schlussminuten durch ein Freistoßtor den Rückstand, Jedoch blieb es dann beim 2:1.

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