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Österreich scheitert durch Offensivprobleme am Aufstieg in der Nations League [Spielanalyse]

Im vorletzten Spiel in der Nations League gegen Bosnien und Herzegowina hätte die österreichische Nationalmannschaft für den Aufstieg in eine obere Gruppe gewinnen müssen. Jedoch konnten sie im letzten Drittel keine Chancen herausspielen und somit endete das Spiel gegen Bosnien mit einem 0:0. Im Auswärtsspiel gegen Nordirland konnte man durch einen Last-Minute Treffer gewinnen.

Von Simon Goigitzer

 

Gegen die bosnische Nationalmannschafft startete man in einem 4-2-3-1. Julian Baumgartlinger und Peter Zulj besetzten dabei die Sechserpositionen, wobei der Grazer eher offensiver agierte und öfters hoch rückte. Beide Außenmittelfeldspieler (Alessandro Schöpf und Valentino Lazaro) rückten meistens in den Halbraum, sodass der Außenverteidiger hinterlaufen konnte und so auch eine Anspielstation auf dem Flügel war. Jedoch spielte man eher über links und versuchte das Spiel über David Alaba und Schöpf aufzubauen. Im Spiel gegen Bosnien legte man wieder den Fokus auf die Flügeln. Vor allem wurden viele hohe diagonale Seitenverlagerungen aus dem Halbraum oder aus der Mitte probiert, um schnell die Seite zu wechseln. Allerdings gab es, wie in der Länderspielpause zuvor, viele unnötige Ballverluste im mittleren Drittel.

Wie zum Beispiel hier in der 18. Minute. Baumgartlinger spielte zu Florian Kainz, der sich auch vor dem Abspiel umschaute und dabei auch Haris Duljevic sah. Jedoch schaute er nicht mehr nach dem Abspiel und glaubte, dass er sich aufdrehen konnte. Kainz dreht sich mit der Ballmitnahme in den Gegnerhinein und Duljevic kann fast den Ball erobern. Der Österreicher konnte zwar noch zum Innenverteidiger zurückspielen, lud aber Bosnien auch dadurch zum pressen ein. Baumgartlinger hätte mit einem Pass zu Stefan Lainer die Situation besser aufgelöst. Die Bewegung von Kainz zog einen Gegenspieler zu sich und machte Raum auf für Stefan Lainer. Durch eine Pass auf Lainer hätte man auch direkt fünf Spieler hinter sich gelassen und der Außenverteidiger hätte Richtung Tor dribbeln können. Auch in der zweiten Halbzeit gab es eine Situation, die die Österreicher besser auflösen hätten können, wie unterhalb ersichtlich ist.

Peter Zulj bekam den Ball, fand aber aus seiner Sicht aus nicht gleich eine Anspielstation. Marko Arnautovic ließ sich aus der Sturmspitze auf die Seite fallen und der Grazer spielte den Legionär auf den Flügel an. Jedoch war Arnautovic stark unter Bedrängnis und auch wenn er sich den Ball annehmen hätte können, wäre er schwer gewesen aus dieser Situation herauszukommen, da ihn noch zwei Gegenspieler unter Druck gesetzt hätten. Zulj hätte direkt nach der Annahme auf Schöpf spielen können oder auch auf Xaver Schlager, der durch einen diagonalen Pass anspielbar gewesen wäre. Danach hätte er sich auch aufdrehen und auf die Abwehr zu dribbeln können. Aber nicht nur im Ballbesitz, sondern auch in der Defensive gab es mehrere Probleme.

Das Pressing der Österreicher

Die österreichische Nationalmannschaft verteidigte in einem 4-2-3-1/4-4-2. Kainz rückte öfters aus der Zehnerposition heraus und so ergaben sich zwei Sturmspitzen. Man versuchte die meiste Zeit sehr hoch zu pressen, legte aber auch einige Phasen ein, in denen man sich zurückzog. Beim hohen Pressing gab es jedoch Probleme, wie spätes Nachschieben oder falsches Anlaufen.

In der 5. Minute kam es zu einer Pressingsituation, die Bosnien auflösen konnte, da Zulj auf das herausschieben von Baumgartlinger gar nicht reagierte. Miralem Pjanic bekam den Ball vom eigenen Innenverteidiger, wurde aber sofort vom österreichischen Kapitän unter Druck gesetzt, da er sich auch nicht aufdrehte. Pjanic sah aber, durch einen Schulterblick vor dem Abspiel, dass Muhamed Besic komplett frei in der Mitte stand. Auch unter Druck konnte er diesen Pass aus der Drehung spielen und die Pressingsituation war aufgelöst. Zulj müsste in dieser Situation weiter herausrücken, sodass der Pass nicht gespielt wird. Auch beim Anlaufen der Innenverteidigung oder des Tormannes machte man Fehler, wie hier ersichtlich:

Arnautovic rannte einen Rückpass auf den Tormann nach. Allerdings lief er auf den Schlussmann direkt zu und stellte dabei nicht den Innenverteidiger in den Deckungschatten. Wenn der Stürmer von rechts anläuft bekommt der Tormann Probleme und müsste den Ball mit einem hohen Pass klären. Auch in der darauffolgenden Situation sah man, dass die Spieler im Pressing zu Spät nachschoben:

Lazaro und Schlager schoben zu spät nach und der gegnerische Innenverteidiger konnte auf den zentralen Mittelfeldspieler passen und die auch da Pressingsituation auflösen. Wenn Schlager und Lazaro schneller nachgeschoben hätten, gäbe es die Möglichkeit den Ball zu erobern oder Bosnien hätte die Situation mit einem hohen Ball klären müssen

In der zweiten Halbzeit wechselte Foda Schlager für Kainz ein. Vor allem im Ballbesitz half das den Österreichern. Zum Beispiel konnte Schlager die Offensivbewegungen von Zulj gut ausgleichen und positioniert oft als Achter und war für die Innenverteidiger oft diagonal anspielbar.

 

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