Salzburgs Ballbesitzspiel zwingt Leipzig in die Knie [Spielanalyse]

Im zweiten Red Bull-Duell in dieser Europa League Saison konnte sich Salzburg wieder gegen die Leipziger mit einem 1:0 durchsetzen. Durch das hervorragende Offensivspiel und dem Sieg wurde die Mannschaft aus Österreich Gruppensieger.

Eine Spielanalyse von Simon Goigitzer

 

Wie gewohnt startete Salzburg im Spielaufbau mit einer 4er-Kette und einer Raute im Mittelfeld. Diadie Samassekou besetze die Sechserposition, Xaver Schlager und Zlatko Junuzovic positionierten sich als Achter. Vor allem in der ersten Halbzeit hatten die Roten Bullen viel Ballbesitz und kamen durch ihr Passspiel immer wieder in die Nähe vom gegnerischen Sechzehner. Auch gegen das Anfangs etwas höhere Pressing der Leipziger im 3-5-2/5-3-2 fand man oft Lösungen:

 

Andre Ramalho hatte im Spielaufbau den Ball und durch das enge Verschieben der Gäste gab es auf der rechten Spielhälfte kaum Anspielstationen. Zwar hätte der Innenverteidiger zurück zu Marin Pongracic spielen können, jedoch wäre Andreas Ulmer danach zugestellt gewesen. Durch den Chipball in den Zwischenlinienraum zu Junuzovic zwang er auch die beiden ballfernen Gegenspieler weiter ins Zentrum zu rücken, um den zentralen Mittelfeldspieler zu attackieren. Junuzovic legte direkt für Samassekou ab, der die Seite nun ganz auf Ulmer verlagerte. Das Hereinrücken der Gegenspieler schuf auch viel Raum für den Außenverteidiger, der ihn direkt nützte. Dazu überspielte Ramalho mit dem Chipball gleich sechs Spieler aus Leipzig. Ein weiteres Beispiel für das Überspielen von Linien war Stefan Lainer mit seinen Diagonalpässen:

Der Außenverteidiger hatte den Ball und sah Junuzovic, der aus dem Halbraum in die Mitte gerückt war. Durch den flachen diagonalen Pass auf die andere Seite nützte er nicht dort den Raum, sondern überspielte auch gleichzeitig 6 Spieler aus der leipziger Mannschaft. Hinzu kam die Bewegung von Schlager und das Positionieren von Hannes Wolf. Schlager rannte in die Tiefe und machte gleichzeitig drei Gegenspieler auf sich aufmerksam. Der Außenspieler der Leipziger attackierte nämlich in einem Bogen, sodass der Pass zu Schlager nicht flach gehen würde. Bruma musste mit dem Nationalteamspieler mitrennen und auch Upamecano positionierte sich mit dem Körper für einen tiefen Pass der Linie entlang. Wolf, der sich im ballnahen Halbraum anbot, zwang Konrad Laimer dazu, dass der Leipziger sich weiter auf den rechten Flügel bewegen musste und daher den Passweg für Lainer zu Junuzovic aufmachte. Durch solche Bewegungen und Positionierungen entstand auch das 1:0 für Salzburg in der zweiten Halbzeit.

Ulmer bekam den Ball vom Innenverteidiger und fing an nach vorne zu dribbeln. Als er attackiert wurde, löste sich Munas Dabbur, der sich zunächst auf den Flügel fallen hat lassen, aus dem Deckungschatten von Lukas Klostermann und war dadurch anspielbar für einen diagonalen Pass. Mit einer guten Mitnahme fing er an in die Mitte zu dribbeln. Dabei zog der Stürmer Klostermann mit und auch Laimer attackierte. Dadurch öffnete er nicht nur den Raum auf dem linken Flügel für Ulmer, sondern auch für Junuzovic zwischen den Linien, der auch angespielt wurde. 

 

Nachdem Junuzovic mit ein wenig Glück zum Ball kam, konnte er aus der Drehung mit einem Halbvolley den mitlaufenden Außenverteidiger in die Tiefe schicken. Durch seine Körperposition während dem Dribbling von Dabbur sah er schon Ulmer mitlaufen und vor dem Pass machte er auch noch einen Schulterblick, ob Frederik Gulbrandsen auch eine Passoption gewesen wäre. Anschließend konnte Ulmer mit einem Stanglpass den Norweger, der das 1:0 schoss, bedienen.

Leipzig mit Problemen im Ballbesitz und Salzburgs Umschaltfähigkeiten

RasenBallsport Leipzig presste zwar in der Anfangsphase früh an, um Salzburg unter Druck zu setzen, konnten aber nicht wirklich oft den Ball erobern. Und wenn sie den Ball eroberten versuchten sie den Umschaltmoment, also die Unordnung vom Gastgeber, auszunutzen, verloren jedoch wieder schnell den Ball durch risikoreiches Passspiel oder technische Ausführungsfehler. Vor allem in der ersten Halbzeit konnten sie kaum lange Ballbesitzphasen haben und taten sich auch sehr schwer in das letzte Drittel zu kommen. Dies zog sich auch bis in die zweite Hälfte des Spieles:

 

Laimer sah nach einer Balleroberung Jean-Kevin Augustin in der Spitze und spielte ihn per vertikalen Pass an. Der Stürmer versuchte direkt auf den rechten Flügel zu spielen, jedoch war die Ausführung des Passes nicht sauber und der Ball landete im Out. Augustin hätte sich auf mit einer Annahme mit dem linken Fuß Richtung rechten Flügel aufdrehen können und danach den Pass auf einer seiner mitlaufenden Mitspieler passen. Jedoch machte er auch vor dem Zuspiel keinen Schulterblick und konnte nicht sehen, wie sehr er von hinten attackiert wurde. Außerdem hatten die Leipziger viele Probleme mit dem Umschaltverhalten der Salzburger. Oft konnten die Österreicher oft nach Ballverlust den Ball gleich wieder erobern. 

Die Leipziger gewinnen im eigenen 16er den Ball und versuchen die Situation mit einem Dribbling auf den Flügel und einem vertikalen Pass zu lösen. Jedoch setzte Wolf mit einem Sprint nach und bedrängte Stefan Ilsanker beim vertikalen Pass. Dadurch, dass sich Nordi Mukiele nicht vor der Annahme umschaute und keinen Schulterblick machte, sah er Ulmer, der den Pass antizipierte, nicht. So verloren sie direkt vor ihrem eigenen Tor den Ball und Salzburg hatte wieder eine Möglichkeit im letzten Drittel.

 

Red Bull Salzburg konnte durch ihre Positionierungen und Bewegungen im Ballbesitz immer wieder in das letzte Drittel kommen. Sie konnten sich oft aus dem Gegenpressing lösen und hatten gegen das leipziger Mittelfeldpressing mehrere Auswege, um es zu überspielen. RB Leipzig tat sich vor allem in der ersten Halbzeit schwer überhaupt Ballbesitzphasen zu haben und Chancen zu kreieren. Zwar wurde es in der zweiten Halbzeit ein wenig besser, kassierten aber dann das Gegentor.

 

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90minuten.at-TV: Salzburg feiert nach Leipzig-Sieg

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