Alles anders: Was wird aus dem Österreicher-Topf?
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Alles anders: Was wird aus dem Österreicher-Topf?

Die Bundesliga-Klubkonferenz hat nicht nur die Punkteteilung gekippt, auch der Österreicher-Topf wird drastisch umgestaltet. Wie viel bleibt ab 2027/28 von der Förderung für ÖFB-Spieler übrig?

It’s the end of the world as we know it: Rund 21 Jahre nach seiner Einführung hat die Bundesliga-Klubkonferenz dem Österreicher-Topf die Zähne gezogen.

Mit Beginn der neuen TV-Rechteperiode ab der Saison 2026/27 ändert sich vorerst wenig. Erst mit der übernächsten Saison setzt es tiefere Einschnitte: Die Legionärsbegrenzung fällt, dadurch profitieren automatisch alle zwölf Vereine vom Fördersystem. Aktuell verzichten der SK Rapid, Red Bull Salzburg, der LASK, Sturm Graz und der WAC auf eine Teilnahme.

Dass der Österreicher-Topf mit diesem Schritt nicht an Relevanz gewinnt, sondern viel von seiner bisherigen Bedeutung einbüßt, hat vor allem drei Gründe - 90minuten analysiert.

Weniger Geld

Wie bisher wird der Österreicher-Topf auch in Zukunft aus dem Verkauf der Medienrechte gespeist. Medial wird für den neuen TV-Vertrag mit Sky ein Betrag von 34 Millionen Euro pro Jahr kolportiert. Stimmt diese Zahl, wären das Einbußen von rund 15 Prozent gegenüber dem auslaufenden Übereinkommen.

Im Rahmen der Klubkonferenz wurde auch der für den Österreicher-Topf vorgesehene Anteil an den Einnahmen gekürzt. Statt 20 Prozent der jährlichen Summe bleiben ab 2026/27 nur mehr 10 Prozent übrig. Von bisher rund sechs Millionen Euro bleibt also nur etwas mehr als die Hälfte übrig. Offiziell werden die Zahlen nicht kommuniziert, es bleibt also bei groben Schätzungen. Fest steht: Der sprichwörtliche Kuchen, den die Vereine unter sich aufteilen müssen, schrumpft deutlich. 

Mehr Vereine

Die Fördersumme des Österreicher-Topfes wird unter allen teilnehmenden Vereinen aufgeteilt, der Anteil ist abhängig von den absolvierten Minuten aller österreichischen Spieler. Außerdem dürfen maximal sechs bis sieben Legionäre - abhängig von der Kadergröße - in die Spieltagskader nominiert werden.

Streng genommen wird derzeit noch in drei Abschnitten abgerechnet: Wer die Regel in einem Abschnitt einhält, bekommt Geld. In der Saison 2025/26 trifft das aktuell auf den TSV Hartberg, die Wiener Austria, die WSG Tirol, den SCR Altach, die SV Ried, den GAK und Blau-Weiß Linz zu. Mit dem Fall der Legionärsgrenze wird der Österreicher-Topf an die Kaderpolitik der größeren Vereine angepasst, die sich einen Verzicht bislang leisten konnten. Der ohnehin geschrumpfte Kuchen wird ab 2027/28 also nicht nur durch sieben, sondern zwölf geteilt.

Die niedrigsten ÖFB-Anteile an Bundesliga-Spielminuten 2025/26:

Verein

Anteil

Red Bull Salzburg

76,00 %

SK Rapid

74,87 %

Sturm Graz

69,70 %

LASK

72,52 %

GAK

50,70 %


Neue Regeln

Im Sinne der Nachwuchsförderung wurden schon in den letzten Jahren alle Minuten jener Spieler, die für die U22 spielberechtigt sind, in der Abrechnung vervierfacht. In der Saison 2025/26 gilt der 1. Jänner 2004 als Stichtag, wer davor geboren wurde, zählt nur einfach.

Diese Regelung wird ab der Spielzeit 2027/28 adaptiert: Die Minuten von U22-Spielern werden nur noch verdreifacht, dafür jene von U24-Spielern künftig verdoppelt. Es gibt also einen niedrigeren, dafür aber länger ausgelegten Bonus für jüngere Kicker. Von U26-Spielern absolvierte Minuten zählen einfach. Jene Spieler, die zum Saisonstart bereits 26 Jahre alt sind, fallen ganz aus dem Österreicher-Topf.

Die aktuelle Top 5 der ÖFB-U26-Wertung der Saison 2025/26:

Verein

Minuten

Austria Wien

4.681

SV Ried

4.179

Blau-Weiß Linz

4.066

SCR Altach

3.760

WAC

3.510


Die aktuelle Top 5 der ÖFB-U22-Wertung der Saison 2025/26 (ohne Vervierfachung):

Verein

Minuten

TSV Hartberg

1.485

Austria Wien

1.234

SV Ried

1.103

Sturm Graz

955

LASK

810


Ein Ausblick

Welcher Verein ab der Saison 2027/28 letztlich am meisten vom Österreicher-Topf profitieren kann, ist noch offen. Mehrere Klubs wollen sich erst nähere Gedanken zur Umstellung machen, bevor sie eine Einschätzung abgeben.

Nur neun aller in dieser Spielzeit ligaweit eingesetzten U22-Talente behalten ihren Status bis zu diesem Zeitpunkt. Insgesamt 46 Akteure sind jung genug, um in zwei Jahren überhaupt noch als förderungswürdig zu gelten.

Wie zukunftsfähig sind die Bundesliga-Kader?

Anzahl der 2025/26 eingesetzten Spieler, die 2027/28 noch als U26 gelten (exkl. Leihspieler)

Verein

Spieler

Sturm Graz

5

WAC

7

SK Rapid

3

Red Bull Salzburg

2

Austria Wien

5

SCR Altach

4

TSV Hartberg

6

SV Ried

5

Blau-Weiß Linz

3

WSG Tirol

2

LASK

2

GAK

2


Um die möglichen Auswirkungen trotzdem einmal durchzuspielen, folgt eine Analyse der laufenden Saison.

Zuerst mit Blick auf das Auslaufmodell: Die Nase vorne hat einmal mehr der TSV Hartberg mit einem Anteil von 19,56 Prozent. Wesentlich mitverantwortlich ist - wie in der Vorsaison mit Furkan Demir und Justin Omoregie - wieder ein Leihspieler, Dominic Vincze. Knapp dahinter liegen die Wiener Austria und die SV Ried. Die WSG Tirol hat bisher ein Spiel weniger absolviert und dadurch einen Nachteil. Weil der WAC bereits mehrmals mehr als sieben Legionäre in den Kader nominiert hat, fällt er aus der Wertung. Am Ende teilt sich die Gesamtsumme auf sieben Vereine auf.

Anteil am Österreicher-Topf 2025/26 (Stand Runde 9):

Verein

Anteil

TSV Hartberg

19,56 %

Austria Wien

18,46 %

SV Ried

16,53 %

WSG Tirol

12,39 %

Blau-Weiß Linz

10,53 %

GAK

9,44 %


Auf Geldbeträge umgelegt, springt 2025/26 für die Top 3 jeweils ein Betrag in der Nähe von einer Million Euro heraus. Für den GAK blieben - stand jetzt - immerhin noch rund 600.000 Euro übrig.

Sinkt die Fördersumme – etwa auf 3,5 Millionen Euro – würden Hartberg und die Austria bei gleichbleibenden Werten unter 700.000 Euro erhalten. Für einen Anteil von rund 10 Prozent gäbe es immerhin noch knapp über 300.000 Euro.

Gibt es Verlierer?

Ab 2027/28 ändert sich nicht nur die Fördersumme, sondern auch die Zahl der Teilnehmer und die Berechnungsregeln.

Anteil am Österreicher-Topf 2025/26 (mit Bedingungen wie 2027/28):

Verein

Anteil

Veränderung zu aktuellen Regeln

TSV Hartberg

18,75%

- 0,81 %

WSG Tirol

12,00%

- 0,39 %

WAC

11,01%

Austria Wien

8,33%

- 10,13 %

SCR Altach

8,71%

- 4,38 %

SV Ried

7,53%

- 9,00 %

LASK

6,50%

SK Rapid

7,47%

Blau-Weiß Linz

5,42%

- 5,11 %

Sturm Graz

7,84%

GAK

3,58%

- 5,86 %

Red Bull Salzburg

2,84%


Würden die neuen Regeln schon in dieser Spielzeit greifen, hätten vor allem die Wiener Austria und die SV Ried das Nachsehen. Ein Anteil von rund acht Prozent am Österreicher-Topf wären 2027/28 - ausgehend von einem geschätzten Gesamtvolumen von 3,5 Millionen Euro - noch rund 280.000 Euro wert. Der TSV Hartberg würde in diesem Fall mit rund 650.000 Euro aussteigen, für Salzburg blieben noch knapp 100.000.

Ob diese Beträge ausreichen, um Vereine wirklich dazu zu bewegen, österreichischen Talenten mehr Spielzeit zu ermöglichen, ist zu bezweifeln. Auch bei Vereinen, die ihren Kader bisher am Österreicher-Topf ausgerichtet haben, reduziert sich die Förderung künftig um einen mittleren sechsstelligen Betrag.

Warum wurde die Reform am Ende trotzdem einstimmig beschlossen? Ab 2026/27 wird der Sockelbetrag, den alle Bundesligisten gesichert erhalten, um 20 Prozent angehoben. Der unmittelbare finanzielle Schaden ist daher - abgesehen von den insgesamt gesunkenen Medieneinnahmen - für die meisten Vereine vernachlässigbar. Ob der Österreicher-Topf unter diesen Bedingungen trotzdem Relevanz behält, sehen wir in zwei Jahren.


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