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Kurt Garger über die Rapid-Präsidentenwahl: „Wir leben ja nicht im Kommunismus“

 Zu Gast bei „Talk & Tore“ mit dem Themenschwerpunkt SK Rapid Wien waren Rapid-Legende Kurt Garger, Stefan Kjaer von der Initiative Rapid 2020 sowie die Journalisten Rainer Bortenschlager (Kronen Zeitung) und Daniel Mandl (abseits.at).

Rainer Bortenschlager (Journalist Kronen Zeitung):

...über die Bestellung von Zoran Barisic, die noch vom alten Präsidium durchgeführt wurde: „Ich habe mir auch gedacht, der Zeitpunkt der Bestellung von Zoran Barisic war vielleicht in Hinblick darauf, dass sich das Präsidium ändert, riskant oder nicht ganz glücklich. Im Nachhinein muss man dem Präsidium auch zugestehen, alles richtig gemacht zu haben. Ich glaube, es stellt auch keiner der drei Kandidaten Zoran Barisic irgendwo in Frage. Ich glaube, das einzige ist, und das gibt auch er selbst zu, dass er momentan nur in seinem Kerngebiet, das ist die sportliche Entwicklung einer Kampfmannschaft, arbeitet. Aber zum Geschäftsführer Sport gehört letztlich auch mehr dazu. Dass er nicht irgendwann irgendwo Unterstützung oder Entlastung bekommt, das würde ich nicht ausschließen.“

...über Rapids teilweise schwieriges Verhältnis zu anderen Bundesliga-Klubs: „Dieser Spruch ,Wir sind Rapid und wer seid ihr‘ liest sich zwar sehr gut auf dem Fan-Leibchen, aber er darf von der Klubführung halt nicht gelebt werden. Und den Eindruck hatte man einfach. Und diese – ich sage es jetzt etwas provokant – Präpotenz darf man vielleicht dann leben, wenn man Serienmeister ist. Man kann sich zwar darauf versteifen, dass man Rekordmeister ist, aber nicht wenn man jahrelang keine sportlichen Erfolge hat.“

(Artikel wird unterhalb fortgesetzt)

...über die Ära-Krammer: „Rapid war in der Ära-Krammer dreimal Vizemeister, war in der Europa-League-Gruppenphase und er hat sich dann einfach vergaloppiert mit der Euphorie rund ums Stadion. Die letzten drei Jahre kann man vergessen. Aber man muss einfach eingestehen, dass ein Meistertitel illusorisch ist, solange Red Bull Salzburg so arbeitet, wie sie jetzt arbeiten. Da sind sie einfach Lichtjahre entfernt.“

...über die Tatsache, dass Noch-Präsident Michael Krammer im Wahlkomitee sitzt: „Ich will für Michael Krammer schon auch eine Lanze brechen. Er ist halt so ein bisschen wie der Vater, der jetzt versucht, dass er sein Baby möglichst behütet übergeben kann. Weil da steckt ja auch Herzblut drinnen. Er hat das sechs Jahre ehrenamtlich gemacht, mit Höhen und Tiefen und hat viel einstecken müssen. Ich finde das durchaus legitim, dass er selbst versucht aus voller Überzeugung das seiner Meinung nach bestmögliche für Rapid zu tun und zu schauen, dass es weitergeht. (...) Prinzipiell finde ich es absolut nicht schlecht, wenn jetzt der Präsident, der wirklich den Job jetzt hautnah erlebt hab, dann auch dafür sorgt, dass er den Klub bestmöglich übergib.“

"Ich glaube, dass es gerade für Rapid und für diesen Klub, der so viele Leute bewegt, irrsinnig wichtig ist, dass man wieder leiwand ist." - Daniel Mandl

Daniel Mandl (Journalist abseits.at):

...über die Installation von Zoran Barisic als Geschäftsführer Sport: „Ich bin sehr froh und der Verein kann sich glücklich schätzen, dass das Präsidium Zoran Barisic noch rechtzeitig installiert hat. Ich glaube nicht, dass es einen anderen Sportdirektor gegeben hätte, der so einen klaren Cut mit den Fehlern aus der Vergangenheit machen hätte können. Er hat es tatsächlich in einer Transferperiode geschafft, all diese Anti-Rapidler vom Stil – ich nehme jetzt mal als Beispiele Andrei Ivan und Andrija Pavlovic – tatsächlich an den Mann zu bringen und er hat Rapid-Spieler gekauft. In Kombination mit Didi Kühbauer baut er jetzt die Jungen ein und dieses Einbauen der Jungen sehe ich momentan als nächsten Schritt an, weil wir heuer keinen Titel holen werden, sondern weil wir leiwand werden müssen. (...) Und ich würde diesen Weg absolut weitermachen und nicht wieder in das Muster der Müller-Ära oder später der Bickel-Ära fallen.“

...über die aus seiner Sicht anstehenden Aufgaben von Rapid: „Ich denke vor allem, dass man sich auch gefühlsmäßig ein bisschen anders annähern muss, also jetzt nicht nur sportlich an Salzburg heran. Ich glaube, dass es gerade für Rapid und für diesen Klub, der so viele Leute bewegt, irrsinnig wichtig ist, dass man wieder leiwand ist. Dass man das Gefühl hat: Rapid ist leiwand und zu Rapid geht man gerne ins Stadion. Und es ist bei diesem Cup-Spiel gegen Salzburg, das in der Verlängerung verloren wurde, etwas passiert. Es ist plötzlich eine vollständige Versöhnung zwischen Publikum und Mannschaft passiert, weil sich dort neun Rapidler aufopferungsvoll gegen diese Übermacht gestellt haben.“

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