"Der Vorteil auf der rechtlichen Seite her ist, dass der Österreicher-Topf ein Förderprogramm ist. Europaweit fällt der hohe Prozentsatz an Österreichern auf."
90minuten.at: Vor dem Hintergrund, dass sich ein großer Teil der Vereine einig ist, dass heimische Spieler teuer sind und Bundesligisten deshalb Alternativen wählen: Wie ist die gestrige Erhöhung des Zuschusses an die 2. Liga um 200.000 Euro (Zweckgebunden Ö-Topf) zu verstehen? Ist das nicht ein Tropfen auf den heißen Stein? Polemisch gefragt: Lagern die Bundesligisten die Ausbildungsverantwortung in Zukunft in die 2. Liga aus?
Ebenbauer: Das ist ja auch ein wesentlicher Punkt der Fußballpyramide. Über den Jugendfußball und Breitenfußball geht die Entwicklung in den Spitzenfußball und dort in die höchste Leistungsstufe. Bei uns hat die zweite Liga eine Drehscheibenfunktion, dort soll ein 18-jähriger Fußballer, der aus einer Akademie kommt, spielen und danach im besten Fall in die höchste Spielklasse aufsteigen, dort dann noch ein, zwei Jahre spielen, bevor es weitergeht. Das ist die Idee. Die Finanzierung hat mehrere Stufen. Da kommt ein wesentlicher Punkt dazu, den wir noch nicht gehabt haben: Die Ausbildungsentschädigung. Die FIFA hat ein System, das meines Wissens seit über zehn Jahren nicht mehr angepasst wurde, was natürlich ein Vorteil für große Klubs ist. Ich halte die Ausbildungsentschädigung für ein gutes Tool, um die kleineren Vereine für ihre Ausbildungsarbeit zu belohnen, nur gibt es hier aus meiner Sicht Anpassungsbedarf in den Regelungen. Wir versuchen es auf allen Linien. Egal ob es jetzt über Solidarität ist, über die Ausbildungsentschädigung, oder die Entwicklung der Ligen selbst. Das Thema ist aber klarerweise komplex, denn natürlich haben alle Klubs vorrangig ein Interesse daran, selbst sportlich erfolgreich zu sein und Einnahmen zu generieren.
90minuten.at: Ist die Förderung in anderen Ländern ein Thema?
Schöttel: Mich haben bisher keine anderen Verbände darauf angesprochen.
Ebenbauer: Bei uns sehr intensiv. Es gibt viele Anfragen und Gespräche. Der Vorteil auf der rechtlichen Seite her ist, dass der Österreicher-Topf ein Förderprogramm ist. Europaweit fällt der hohe Prozentsatz an Österreichern auf, auch wenn wir heuer wieder einen leichten Rückgang haben, der aber zu einem großen Teil relativ leicht erklärbar ist: Admira ist ab-, Austria Lustenau aufgestiegen. Das hat umgekehrt in der 2. Liga zu einem Anstieg geführt.
90minuten.at: Wie erklären sich denn die anderen Länder, dass sie jetzt von Österreich geschlagen werden? Es fällt ja auf, wenn Sturm, Salzburg & Co jetzt regelmäßig international mitspielen. Findet ein Austausch mit anderen Verbänden statt?
Schöttel: De facto nicht. Zu diesem Thema ist die Liga der Ansprechpartner für die anderen Ligen.
90minuten.at: Kommen wir zur Diskussion um das Ligaformat. Die hat der Teamchef aufgebracht, im Interview mit den Kollegen wurde dabei auch die Talenteförderung als Grund genannt.
Schöttel: Wir haben aus meiner Sicht eine gut funktionierende Konstruktion. Ich bin ja quasi Zeitzeuge, habe in den unterschiedlichsten Ligenformaten gespielt. Ich habe in einer 16er-Liga begonnen, dann kamen zwei Zwölferligen mit oberem, mittleren und unterem Play-Off, dann gab es lange die Zehnerligen. Das hatte alles seine Begründung und darauf will ich hinaus: Die Aussage von Ralf, die er im Kurier-Interview getätigt hat, ist seine persönliche Meinung, diese hat er schon vor Jahren in anderer Funktion kommuniziert. Das kann man natürlich in die Überlegungen aufnehmen, aber das Thema Ligenformat war zuletzt in unseren Gesprächen kein Thema. Die Argumentation ist aber durchaus schlüssig: Wenn weniger Vereine im Abstiegsstrudel stecken, ermöglicht das theoretisch auch mehr Mut bei den Vereinen. Man muss dieses Thema als Gesamtkonstrukt sehen. Die Vereine müssen über die passende Infrastruktur verfügen und viele weitere Kriterien und Rahmenbedingungen erfüllen. Die Liga muss funktionieren, es muss Spannung gewährleistet sein. Ich persönlich finde es top, wenn die besten Teams in Österreich viermal gegeneinander spielen. Das würde wegfallen bei 16 Vereinen. Das Argument, dass mehr Vereine mehr Spielmöglichkeiten für österreichische Spieler zu vergeben haben, ist wie gesagt nachvollziehbar.