"Wenn es nur darum geht, jenen unter die Arme zu greifen, die es mehr brauchen, sollte man einen Fördertopf nicht an einen derart sinnlosen Parameter knüpfen."
Neben dem finanziellen Aspekt kommt hinzu: Identitätsstiftung und Identifikation findet bei Ligaklubs nicht über den Pass statt. Selbst ein „ausländischer“ Jugendspieler aus der eigenen Akademie, der bei den Fans sicher ein anderes Standing als ein „Random-Österreicher“ hat, zählt mit seinen Einsätzen nicht für den Topf. Wozu also soll dieser Klub seine Aufstellung noch nach Reisedokument machen? Und nicht zuletzt hat der Österreicher-Topf so gut wie keinen Impact auf das Nationalteam, dem letzten Hort des alten Systems, wo der Pass noch eine Rolle spielt. Wenn man sich den Stamm des Teams dieser Tage ansieht, hat wohl kein einziger Akteur dorthin gefunden, weil er einst durch den Österreicher-Topf bei seinem Klub zum Einsatz gekommen ist, was ihm sonst verwehrt geblieben wäre.
Fördertopf für finanzschwache Klubs
Der Österreicher-Topf ist also zu etwas verkommen, was er sicher nicht sein wollte: Zu einem reinen Förderinstrument für finanzschwache Klubs. Nicht umsonst findet sich mit Jürgen Werner-Assistent Manuel Ortlechner ein Fürsprecher von der Wiener Austria, wo weithin bekannt ist, wie es finanziell dort aktuell aussieht. Für Klubs wie Hartberg, Wattens oder den Aufsteiger aus Linz wird der Topf freilich auch noch immer interessant sein. Aber nicht, weil von dort die Zukunft der Fußballer mit österreichischem Pass kommen wird, sondern weil die zu lukrierenden Beträge in Relation zu deren Jahresetats sehr attraktiv sind.
Das ist, was als Motivation bleibt und die Schöpfer des Österreicher-Topfs – Bundesliga und ÖFB – sind gefordert, sich Gedanken zu machen, ob das so noch zeitgemäß ist. Wenn es nur darum geht, jenen unter die Arme zu greifen, die es mehr brauchen, sollte man einen Fördertopf nicht an einen derart sinnlosen Parameter knüpfen. In einer Zeit, wo vor allem im Sport Identität und Nationalität immer mehr verschwimmen, mögen nach rechts orientierte Politiker ein solches Instrument vielleicht befürworten, Anknüpfungspunkte in der Wirklichkeit hat es nicht mehr viele.