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Der Millionensommer: Sport ist fast egal [Momentum am Montag]

Red Bull Salzburg verdient mit dem Transfer von Dominik Szoboszlai achtstellig. Und auch für den SK Sturm und Co. sonst geht es im Sommer um Transfermillionen, der Sport tritt in den Hintergrund.

+ + 90minuten.at PLUS – Von Georg Sander + +

 

20 Prozent soll Red Bull Salzburg am Millionentransfer von Dominik Szoboszlai von RB Leipzig zu Liverpool mitschneiden, unser Momentum am Montag.

Serienmeister Red Bull Salzburg muss mittlerweile nur noch die Hand aufhalten und die Euros fließen die Salzach entlang. Übertrieben? Vielleicht, aber mit einem reichen Gönner als Starthilfegeber, der dann später noch ein globales Fußballvereinsnetzwerk aufbaut, lebt es sich eben leichter. Allerdings: Ohne die gute Arbeit der Abteilungen, die Christoph Freund zuarbeiten, hätten die Bullen nicht exakt dieses Standing. Dieses musste sich der SK Sturm erst mühsam erarbeiten. Zwar landete man in den letzten Jahren nicht wie Rapid, Austria und der LASK in der Qualifikationsgruppe, die Tage unter Roman Mählich und Nestor El Maestro waren aber auch nicht unbedingt von Erfolg gekrönt. Die neuen Besen – Christian Ilzer und Andreas Schicker – kehren bekanntlich besser. Die Benchmark liegt nun bei den (aktuell) mehr als 17 Højlund-Millionen, die man einstreifen konnte. Während die Bullen schon in der Gruppenphase der Champions League sind, könnte sich der SK Sturm dort hin bewegen. Das wären dann wiederum neue Sphären. Allerdings: Das Startgeld in der Königsklasse ist geringer, als das, was Bergamo überwiesen hatte. Ja, der Sport tritt im Millionensommer in den Hintergrund.

 

Spieler verkaufen oder schön spielen?

Lügen wir uns nicht in die Tasche: Der große Fußball wird nicht in Österreich gespielt. Zwar liefern die heimischen Klubs respektable Leistungen ab und können „die Großen ärgern“, am Ende bleiben diese unter sich. Der sportliche Fokus liegt eher auf der Gruppenphase, das „Überwintern“ wird als Ziel ausgegeben. Der letzte Sieger eines Europacup-Bewerbs, der nicht aus einem der fünf großen Länder kam, war der FC Porto und Portugal ist jetzt auch nicht gerade Slowenien oder Irland im internationalen Fußball. Das war 2010/11, man gewann die Europa League. Der Sieger aus dem vielleicht kleinsten Fußballland – mit dicken Anführungsstrichen – war Schachtar Donezk 2008/09. Die Russen Zenit St. Petersburg (UEFA-Cupsieger 2008) und ZSKA Moskau (2005) gehen aber genauso wenig als Vertreter eines kleinen Fußballlandes durch wie wieder der FC Porto (Champions League 2004) oder Feyenoord Rotterdam 2002). Will sagen: Für das doch recht kleine Österreich geht es ums gut aussehen und weiterziehen. Peter Pacult sagte vor Jahren, heimische Kicker müssten „zweimal mit dem Hintern wackeln“ und sie wären im Nationalteam. So ähnlich läuft es mit Transfers in die großen Ligen des Kontinents.

 

Große und kleine Brötchen

Also geht es darum, Talente vom Fußballklub als Projekt zu überzeugen, sie zu entwickeln und dann um eine stattliche Ablösesumme zu verkaufen. Da funktioniert der Fußball aber leider wie der Rest der Welt: Wer hat, dem wird gegeben. Während die Salzburger quasi eine riesige Erbschaft hatten, waren es die gut gescouteten Yeboah und Højlund, die Sturm einen Namen einbrachten. Fraglich, wo man stünde, hätten da zwei Klubs aus Italien nicht genau hingeschaut und genug Geld im Börsel gehabt. Nun geht es für sie um Millionen. Während den Blackies ein Startgeld von über 15 Millionen winken könnte, kann der LASK im Playoff auf 3,63 Millionen Eruopa League-Startgeld hoffen oder muss muss knapp drei Mille in der ECL vorliebnehmen. Nicht zu vergessen ist, dass diese Millionen nicht eins zu eins in die Vereinskassa fließen, sondern ja auch für den Europacup-Betrieb, Prämien und Co. aufgewendet werden müssen. Der Logik folgend können die Bullen dann auch Spieler um verdammt viel Geld verkaufen, die Blackies um sehr viel, der LASK um einen ordentlich Batzen und Rapid sowie die Austria um vielleicht, hoffentlich, wenn überhaupt siebenstellig.

 

Sport im Hintergrund

Es gilt im Europacup gefühlt „Dabei sein ist alles“, weil höhere Weihen als vielleicht einmal ein Achtelfinale oder maximal alle heiligen Zeiten etwas mehr ist für Klubs aus Österreich ohnehin eher ausgeschlossen. Der Sport selbst tritt im Sommer eben in den Hintergrund und vermehrt auch im Herbst, weil dieser eine Transfer sowieso mehr Geld bringen kann als eine ECL-Zwischenrunde. Wie man aus diesem Kreislauf ausbrechen kann, ist eher unklar. Die Reichen werden immer reicher und richten es sich im Zweifelsfall.

Vielleicht ist es da gar nicht so schlecht, dass es das heimische Gerangel um die Meistergruppe gibt, damit es wenigstens irgendwann nicht nur ums Geld geht.

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