Peter Stöger also. Eine Überraschung ist etwas anderes.
Da mag die finale Einigung wirklich erst vor kurzem erzielt worden sein: Andere Namen wurden gar nicht mehr ins Rennen geworfen.
Es ist aber aus anderem Grund keine überraschende Entscheidung: Stöger kennt man. Stöger kann was. Das sind Sicherheiten, die Rapid gerade dringend braucht. Der Plafond ist abzuschätzen.
Was er mit der Austria kann…
Titel kann Stöger in Österreich gewinnen. Damit hat er schon einmal etwas erreicht, was keinem seiner Vorgänger der letzten 14 Jahre gelang.
Die nötige Qualität für den Job kann ihm allein dadurch schwer abgesprochen werden – von den Erfahrungen anderer Größenordnung im Ausland ganz zu schweigen.
Dass die letzte Trainerstation bei Ferencvaros nicht von Nachhaltigkeit geprägt war und seither auch dreieinhalb Jahre ohne Anstellung an der Seitenlinie vergingen, trüben diesen "Vorschuss" nur bedingt.
Die (meisten) Fans werden kein Problem
Nein, über jeden Zweifel ist diese Besetzung nicht erhaben. Auch sie ist ein Experiment.
Das hat mit Rapid zu tun. Und seinen Eigenheiten.
Zuallererst: Der Elefant im Raum. Wie werden die Rapid-Fans einem ehemaligen Austria-Meistermacher gegenüberstehen? Ob gut, ob schlecht: Es ist, wie es ist – das Wohlwollen der Tribüne ist ein Faktor im Westen Wiens. Und über diese Vergangenheit ist auch ein früherer Meisterkicker in Grün-Weiß nicht erhaben.
VIDEO: Das sagen die Kollegen der Ansakonferenz dazu
Das lässt sich aber entspannt sehen. Stöger ist ein Pragmatiker, war er schon beim "Seitenwechsel" zu aktiven Zeiten. Auch die Fans wissen, dass da kein Erzvioletter kommt, ein solcher würde diesen Schritt gar nicht erst über sein Herz bringen.
Groß angelegte Proteste sind daher nicht zu erwarten, auch die ersten Reaktionen sind zurückhaltend - im Positiven wie Negativen. Eine gebremste Erwartungshaltung ist auch einmal was Neues.
Aber klar: Schnelle Erfolge würden Stögers Standing in dieser Hinsicht guttun.
Es wird auch viel vom Co abhängen
Bleibt die Frage, die größere Relevanz besitzen sollte: Kann er Rapid wieder erfolgreich machen? Und zwar im Rahmen der vorgegebenen Spielphilosophie.
Das Lechzen nach Titeln hin oder her, eine langfristige Entwicklung soll keinem kurzfristigen Höhenflug geopfert werden.
Diese Frage muss vorerst offen bleiben. Stögers bisher präferierter Fußball unterscheidet sich schon von jenem, den Rapid am Feld zeigen soll. Das heißt noch nicht zwangsläufig, dass Stöger überhaupt nicht anders spielen lassen kann. Nämlich so, wie es der Kader erfordert.
Sich Rapid, seine Eigenheiten und seinen "Status quo" anzutun, da gehört Zuversicht dazu. Wenn Stöger diese trotz allem mitbringt, gibt es wenig Gründe, sie von außen abzusprechen. Zumal er den Charakter mitbringt, mit Rapids Eigenheiten souveräner umgehen zu können.
Zumal da viel vom Trainerteam um ihn herum abhängig ist. Manfred Schmid war an Stögers Seite stets ein Mitfaktor des Erfolgs bei der Austria, in Köln und Dortmund. Die Frage, wer den neuen Rapid-Trainer in Hütteldorf umringt, wird genauso spannend wie die Königsfrage selbst.
Das spricht für ihn
Allein auf der zwischenmenschlichen Ebene zwischen Coach und Spielern ist der neue Ansatz aber ein ganz anderer als noch mit Klauß, bei dem zuletzt noch Defizite in diesem Bereich nach außen drangen.
Dazu kann Stöger eine Vereinsentwicklung in ganz anderem Maße beeinflussen, dank seiner vergangenen Rollen in anderen Bereichen eines Klubs. Dahingehend muss die jüngere Abwesenheit vom Trainerstuhl gar kein Nachteil sein.
Apropos jung: Der forcierte Einbau von jungen Spielern soll eine der Unstimmigkeiten gewesen sein, die zum frühen Aus in Budapest führten. Bei Rapid wäre das ein Plus.
Er wird schon wissen, was er tut
Über den Zweifeln steht ein wichtiger Aspekt: Peter Stöger weiß, was er tut.
Er kennt Rapid. Er kennt das Umfeld. Er kennt die akuten Probleme. Er kennt die Möglichkeiten, mit denen er arbeiten muss. Und die Erwartungen, die an ihn gestellt werden. Er wird – hoffentlich – keine bösen Überraschungen erleben. Sein Gang nach Hütteldorf wird reiflich überlegt sein.
Sich Rapid, seine Eigenheiten und seinen "Status quo" anzutun, da gehört Zuversicht dazu. Wenn Stöger diese trotz allem mitbringt, gibt es wenig Gründe, sie von außen abzusprechen. Zumal er den Charakter hat, mit Rapids Eigenheiten souveräner umgehen zu können.
Es gilt daher genauso wie sonst: Abwarten. Das wird ohnehin nicht langweilig. Denn selten war eine pragmatische, naheliegende Besetzung so spannend.