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LASK: Neues Stadion, schiefe Optik [12 Meter]

In Linz wird ein neues Stadion eröffnet. Dieses wird zur Eröffnung nicht ausverkauft sein. Das ist eine Blamage für den LASK und zugleich ein eindeutiger Hinweis, wo die Prioritäten seiner Vereinsführung liegen. Die Verlierer sind die Fans.

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Die Vorfreude sei schon da „die ganz großen Glücksgefühle werden aber wohl dann kommen, wenn wir am 24. Februar erstmalig einlaufen und das Spiel beginnt“, sagt LASK-Präsident Siegmund Gruber kurz vor der Eröffnung des neuen Stadions auf der Linzer Gugl. Der Haken bei der Sache: Die Mannschaft wird am Freitag gegen Austria Lustenau in einer nur zu etwa zwei Drittel gefüllten neuen Heimstätte spielen. Mehr als nur ein Schönheitsfehler bei diesem Meilenstein für den Klub, „auf den ein jeder Schwarz-Weiße wohl ein Leben lang gewartet hat“ (auch Gruber). Wie kann es dann sein, dass nur so wenige kommen wollen? Die Antwort liegt wohl im Zwang, ein Kombiticket für die Eröffnung und das Spiel gegen Red Bull kaufen zu müssen. Um wohlfeile 79-99 Euro. Einzeltickets für die Eröffnung gibt es nicht.

 

Fans nur noch zur Behübschung

Eine Vereinsführung, die lieber in Kauf nimmt, bei einer historischen Stadioneröffnung leere Ränge vorzufinden, anstatt den Fans mit der Ticketpreispolitik entgegenzukommen, hat sich in der Sekunde als das entlarvt, was sie ist: Eine nur noch auf den maximalen Ertrag schielende Fratze des Neoliberalismus. Der „normale“ Fan dient der Behübschung und zählt sonst nicht viel. Frag nach bei Austria Wien. Um Missverständnissen vorzubeugen: Es ist wesentlich, dass Infrastrukturprojekte wie jenes in Linz in Österreich forciert werden. Es verbessert die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen enorm und jeder Klub, der Ambitionen hat, braucht ein solches Umfeld.

"Eine Vereinsführung, die lieber in Kauf nimmt bei einer historischen Stadioneröffnung leere Ränge vorzufinden, anstatt den Fans mit der Ticketpreispolitik entgegenzukommen, hat sich in der Sekunde als das entlarvt, was sie ist: Eine nur noch auf den maximalen Ertrag schielende Fratze des Neoliberalismus." - Jürgen Pucher

Es ist aber außerdem so, dass solche Projekte immer mit einem großen Brocken Steuergeld unterstützt werden (müssen). Geld von der Allgemeinheit soll am Ende des Tages der Allgemeinheit auch einen Mehrwert bringen. Wenn die Eintrittspreise in einem Fußballstadion einen beträchtlichen Teil dieser Allgemeinheit ausschließen, dann ist das eine soziale Schieflage, die so nicht sein darf. Die Abopreise für die Frühjahrssaison seien doch moderat, heißt es dazu. Das mag sein, mit den Abonnenten allein werden aber die wenigsten Stadien voll. Und nicht jeder kann aus unterschiedlichsten Gründen ein Abo lösen. Für die Tagestickets wird man aber tief in die Tasche greifen müssen.

 

Fußballklub oder Businessmodell?

Es ist am Ende immer die Frage, was man sein will. Ein Fußballklub oder ein Businessmodell. Wenn Herr Gruber glücklich ist, seinen Logenkunden alle zwei Wochen ein halb leeres Stadion zu zeigen, dann ist das seine Sache. Finanziell wird es sich schon rechnen und das Spiel schauen von diesen Leuten eh die wenigsten. Hauptsache, das Catering ist fein. Wenn Gruber aber unterstreichen will, was der LASK eigentlich ist, nämlich ein Fußballklub mit über 100 Jahren Tradition und einer großen Anhängerschaft, dann wird er so das Thema verfehlen. Es wird ihm egal sein. Die gesamte Kommunikation zu diesem Thema zeigt, dass es ihm um die wirtschaftliche Performance geht, der Rest ist nice to have. Wenn nicht, dann eben nicht.

"Wem der Fußball und alles was ihn ausmacht tatsächlich etwas bedeutet, der muss sich wünschen, dass Leute wie Siegmund Gruber, Jürgen Werner oder whoever bei Red Bull ihre Finger davon lassen. Kauft euch Rennpferde oder Formel 1-Autos, aber raus aus den Stadien mit euch." - Jürgen Pucher

Der LASK wird so der nächste Klub, der sich von seinen Fans entfernt und diese frustriert zurücklässt. Frag nach in Wien-Favoriten. Leuten wie Gruber oder Jürgen Werner könnte es nicht gleichgültiger sein, wie es den Fans ihrer Klubs geht. Oder ob es das, was einen Fußballklub wirklich ausmacht, nämlich eine lebendige, motivierte und emotionalisierte Anhängerschaft, überhaupt noch gibt. Bald werden sie auch Klatschhände aus Karton an ihre Stadionkunden austeilen, um das dann in der Presseaussendung „Stimmung“ zu nennen. Und sollte das Businessmodell sportlich erfolgreich sein und im Europacup landen, dann werden plötzlich gegen einen „großen Namen“ alle Plätze besetzt sein, in der Giebelkreuz-Arena.

Aber wie das ist, ein volles Stadion ohne Seele und Fans, dazu haben wir hierzulande ohnehin das beste Anschauungsbeispiel in Wals-Siezenheim. Wem der Fußball und alles was ihn ausmacht tatsächlich etwas bedeutet, der muss sich wünschen, dass Leute wie Siegmund Gruber, Jürgen Werner oder whoever bei Red Bull ihre Finger davon lassen. Kauft euch Rennpferde oder Formel 1-Autos, aber raus aus den Stadien mit euch. 

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