Talente aus aller Herren Länder - die Strategie des LASK
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Talente aus aller Herren Länder - die Strategie des LASK

In den Profikadern des LASK finden sich aktuell Spieler aus über 20 Nationen. Bleibt da überhaupt noch Platz für den eigenen Nachwuchs? 90minuten hat mit Valentin Grubeck, dem Technischen Direktor der Linzer, gesprochen.

"Es hat sich sehr viel verändert. Die Amtssprache ist englisch, das ist aber kein Problem", sagt Didi Kühbauer kurz nach seinem erneuten Amtsantritt beim LASK. Er musste die Linzer im Juni 2023 verlassen, zwischen dem Ende der ersten Ära und dem Beginn der zweiten liegen gerade einmal 28 Monate.

Die Kaderzusammensetzung hat sich in diesem Zeitraum radikal verändert. Nur sechs Spieler, die schon in der Saison 2022/23 Teil der ersten oder zweiten Mannschaft waren, sind heute noch beim LASK aktiv. Die Fluktuation war in diesem Zeitraum bei keinem anderen Bundesligaverein größer. 

Die Strategie hat sich verändert. Viele junge Spieler aus allen möglichen Ligen und Ländern sind in den letzten Jahren zum LASK gekommen - manche wurden gewinnbringend verkauft, andere sind noch da, einige haben den Verein wieder verlassen. Inzwischen werden 73 Prozent der Ligaminuten von Legionären absolviert, der Wert ist über die vergangenen Saisonen um fast 30 Prozent geklettert. Auch bei den LASK Amateuren OÖ fällt mehr als ein Drittel der Spielzeit an Legionäre ab.

Eine Handvoll Aushängeschilder

"Wir sind im Spitzensport daheim und wollen auf höchstmöglichem Niveau spielen. Deswegen versuchen wir, die besten Spieler dafür zu verpflichten und bei uns zu halten", erklärt Valentin Grubeck, Technischer Direktor, im 90minuten-Interview.

Es gehe ihm dabei nicht um die Nationalität der einzelnen Spieler, sondern um die richtige Mischung. Mit den Namen Jungwirth, Horvath und Entrup nennt er einige rot-weiß-rote Aushängeschilder der Linzer und ergänzt: "Bei Sasa Kalajdzic war ein Hauptgrund für seinen Wechsel, dass er sich für das Nationalteam empfehlen will."

Grubeck (rechts), neben dem Trainer der Amateure OÖ, Andreas Wieland
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Grubeck (rechts), neben dem Trainer der Amateure OÖ, Andreas Wieland

Der 30-Jährige dient in seiner Funktion seit Sommer als Bindeglied zwischen der Kampfmannschaft, den Amateuren und der Akademie. "Mir ist wichtig, dass ich überall präsent bin, damit es täglichen Austausch gibt. Gerade an den Schnittstellen zwischen Akademie und Amateuren sowie den Amateuren und den Profis ist ein guter Überblick entscheidend. In der langfristigen Kaderplanung wollen wir unseren hochtalentierten U16-Spieler genauso auf dem Schirm haben, wie einen gestandenen Profi."

Wenig Akademie-Output

Talente aus dem eigenen Nachwuchs sucht man - abgesehen von Stammtormann Lukas Jungwirth - im Bundesligakader aktuell zumeist vergeblich. Grubeck sieht zwei Gründe für die geringe Quote an Eigenbauspielern. Zum einen sei das Gelände in Pasching bis zum Umzug in die Raiffeisen-Arena von der Kampfmannschaft besetzt gewesen. Jetzt, nachdem man die Akademie wieder dorthin verlegen konnte, finde man deutlich bessere Bedingungen vor.

Wir haben in Österreich einen großen Konkurrenzkampf um die besten Talente. Vor allem Red Bull hat riesige Möglichkeiten.

Valentin Grubeck

Zum anderen gäbe es in Österreich ja auch noch andere Vereine: "Wir haben in Österreich einen großen Konkurrenzkampf um die besten Talente. Vor allem Red Bull hat riesige Möglichkeiten, dazu kommen die Wiener Großklubs und Sturm Graz." Dass die Nachwuchsspieler es inzwischen auch bei diesen Vereinen schwer haben, auf Einsätze zu kommen, ist Teil des Gesamtproblems.

Für die Zukunft verspricht er Besserung: "Ich möchte nicht auf einzelne Spieler eingehen, kann aber sagen, dass wir vor allem in den jüngeren Altersklassen sehr gute Spieler von unserem Weg überzeugen konnten, von denen wir uns auch viel erwarten. Das alles braucht natürlich Zeit - ich weiß, dass das im Fußball schwierig ist. Wenn wir das Ganze drei, vier oder fünf Jahre nach vorne drehen, wollen wir mehrere Spieler haben, die interessant für die Kampfmannschaft sind."

Kein Markt für Österreicher

Neun Talente aus dem eigenen Nachwuchs wurden bereits mit Jungprofiverträgen ausgestattet. Das ist ein Fokus, den man im Sommer als Teil der Neuausrichtung in der sportlichen Leitung neu gesetzt hat. Sie sollen jetzt an den Erwachsenenfußball herangeführt werden, Grubeck selbst kommt dabei eine Schlüsselrolle zu.

Der Weg nach oben muss frei genug sein, um dem Nachwuchskicker eine echte Chance zu bieten. "Deswegen ist es so wichtig, dass wir tagtäglich einen guten Überblick über die Entwicklung der einzelnen Jungs haben. Dann wissen wir beispielsweise rechtzeitig: Da kommt ein Mittelstürmer im 2010er-Jahrgang, der richtig gut ist. Das müssen wir dann zwei oder drei Jahre später bei den Profis berücksichtigen."

Es ist augenscheinlich, dass ausländische Spieler einen höheren Verkaufswert haben.

Valentin Grubeck

Ob die Amateure OÖ - aktuell Tabellenzweiter in der Regionalliga Mitte - am Ende der Saison in die 2. Liga aufsteigen, spielt für seine Überlegungen übrigens keine große Rolle. Das Niveau der beiden Bewerbe sei ähnlich genug.

Dann kommt Grubeck zum Kern dessen, was die Transferpolitik des LASK in den letzten Jahren wesentlich mit ausgerichtet hat: "Man muss schon sagen, dass der Akademiebetrieb auch Geld kostet. Wenn man sich die Spielertransfers von Österreich ins Ausland anschaut, ist augenscheinlich, dass ausländische Spieler einen höheren Verkaufswert haben." Im Sinne des zuvor erwähnten Spitzensport-Gedankens, ist Profifußball eben doch ein hartes Geschäft.

Fokus auf Datenscouting

Das Scouting des LASK läuft in erster Linie über eine Daten-Plattform. Grubeck erklärt: "Wir haben für jede Position unterschiedliche Profile mit verschiedenen Parametern angelegt, die uns wichtig sind. So haben wir die Möglichkeit, international vorzufiltern und statistisch interessante Spieler auf Positionen, die wir vorausschauend suchen, zu finden. Im nächsten Step schauen wir sie uns dann im Videoscouting oder im Stadion an. Parallel prüfen wir, ob der Spieler für uns überhaupt greifbar ist."

Physis ist definitiv ein wichtiger Punkt für uns, der Sport an sich wird einfach athletischer, das ist Fakt.

Valentin Grubeck

Dass sich bei einem weit genug ausgeworfenen Netz schnell Spieler finden, die statistisch mehr ins Auge stechen, als der eigene Nachwuchs, liegt nahe. Der LASK hat sich auf eine Spielphilosophie verständigt, die der eigenen Mannschaft körperlich viel abverlangt. Auch das wird im Scouting berücksichtigt: "Physis ist definitiv ein wichtiger Punkt für uns, der Sport an sich wird einfach athletischer, das ist Fakt. Das spielt also auch bei möglichen weiteren Schritten eine Rolle, wenn es für Spieler später noch höher hinausgehen soll."

Geringeres finanzielles Risiko

Wert legt der Technische Direktor auch auf eine weitere Neuausrichtung im Sommer: Es soll mehr auf finanzielle Nachhaltigkeit geachtet und dementsprechend niedrigere Transfersummen bezahlt werden.

Ob das für oder gegen bessere Chancen für österreichische Talente spricht - denen oft nachgesagt wird, sie wären zu teuer -, ist Auslegungssache.

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