Darauf muss Red Bull Salzburg gegen Borussia Dortmund achten

Was erwartet Österreichs Meister Red Bull Salzburg heute gegen Bprussia Dortmund im Achtelfinalrückspiel der Europa League. 90Minuten.at präsentiert die Erkenntnisse aus dem Hinspiel und den Wochenendspartien.

Von Georg Sander

 

Mit einem packenden 3:2 gegen Eintracht Frankfurt stellte sich Borussia Dortmund auf das heutige Spiel gegen Red Bull Salzburg ein. Die Bullen waren wiederum gezwungen, sich in einem komischen Spiel gegen den SV Mattersburg mit einem 2:2 nach 80 Minuten Unterzahl und nach Zweitoreführung zu begnügen. Aufschlüsse auf den Kick heute lassen die Spiele wohl nur bedingt zu.

Salzburg wird nicht umhin kommen, sich aktiv am Spiel zu beteiligen. Ein Reinstellen gegen Spieler wie Götze, Reus oder Schürrle ist vermutlich nur ein Warten auf das Gegentor. Und es entspricht keinesfalls den Ideen des Trainerteams rund um Marco Rose. Der konnte mit seiner pendelnden Dreier-/Vierer-/Fünferkette mit Allrounder Xaver Schlager als beinahe beliebig verschiebbare Schachfigur punkten und dem BVB die Breite nehmen. Denselben Schmäh zwei Mal in der Anfangsphase auszuprobieren wird sicherlich nicht funktionieren, zudem wurden die Salzburger ja erst nach der Rückkehr zur Mittelfeldraute mit Schlager auf seiner Acht/Zehn-Hybridposition erst so richtig stark.

"Wir werden nicht verwalten, werden aktiv spielen. Es macht keinen Sinn, gegen so eine Mannschaft ein Spiel hinzulegen, was uns nicht gerecht wird." - Marco Rose will aktiv sein

Aktiv sein

Vor dem Spiel brachte es Marco Rose eigentlich trefflich auf den Punkt: „Wir werden nicht verwalten, wollen ein Ergebnis angreifen, werden aktiv spielen. Weil es ja keinen Sinn macht, gegen so eine Mannschaft und wenn das Stadion voll ist, ein Spiel hinzulegen, was uns nicht gerecht wird.“ Dass Dortmund nach einer Heimniederlage noch nie aufgestiegen ist und Salzburg nach einem Auswärtssieg noch nie ausgeschieden ist, darf hier als statistisches Detail erwähnt werden. Doch wie kann man gegen diese mit Individualisten gespickte Mannschaft antreten? Auch wenn sie sich selbst in einer schwierigen Phase befindet?

 

Salzburg überließ im Hinspiel das Feld zu Beginn den Hausherren. Man lockte sie und stabilisierte sich, lenkte die Angriffe auf die Flügel. Wo man Überzahlsituationen generieren kann. So konnte Dortmund kein Tempo aufbauen, wie es ihnen etwa beim Anschlusstreffer gelungen war. Gegen die Eintracht ging der BVB in der ersten halben Stunde früh drauf, suchte Pressing- und Umschaltsituationen. Für Peter Stöger war die Anfangsphase „die beste seit etlichen Wochen“. Bei der Pressekonferenz erklärte er, dass man trotz allem als deutsche Mannschaft Favorit sei, wenn es gegen eine österreichische gehe. Über die Stärken der Bullen habe man alles gewusst, man müsse nun im Rückspiel deutlich besser auftreten. Diese Schneid gilt es abzukaufen.

 

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Die Taktikvorschau auf Salzburgs Heimspiel gegen Dortmund

Kann im Mittelfeld überall spielen und auch links hinten: Xaver Schlager

Pendeln mit Matchplan

Es würde nicht überraschen, wenn die Achter Berisha, Schlager und Haidara wieder viel rotieren würden, aus der Rauten-Grundordnung einen stabilen Defensivverbund entstehen lassen, egal mit wie viel Personal in der letzten Linie. Vermutlich wird Salzburg Überraschungsmomente in der Anfangsphase brauchen, sich also eher nicht zurückziehen, sondern vielleicht von Beginn weg Duftmarken setzen – Weigls Passwege zustellen, etwas höher positioniert auftreten, schnell über Dabbur, Hwang, Lainer und Ulmer vorkommen wollen, vielleicht ein frühes Tor suchen. Von der Systematik her ist dabei aber eben dennoch dosierte Offensive im Umschaltspiel wichtig, um den Offensivkräften des Gegners keinen Raum zu schenken. Logisch dürfte auch sein, dass der aus BVB-Sicht sehr dumme Elfer nicht wieder passieren wird. Das Momentum muss also erzwungen werden. Es ist dennoch erwartbar, dass die Hausherren nicht blind nach vorne stürmen. Dazu muss vor allem Munas Dabbur besser als Ballhalter und vorderster -verteiler agieren. Das klappte in Dortmund eher wenig, wodurch in der Anfangsphase wenig Entlastung zustande kam. 90 Minuten lang Vollgas wird sich kaum ausgehen, weswegen man sich in Halbzeit eins wohl wieder streckenweise auf eine tiefe Gegnerkontrolle fokussieren wird – entweder eben wie im Hinspiel oder nach einer eigenen Druckphase zu Beginn.

Nachdruck fehlt

Wie nicht unüblich bei Mannschaften in einer spielerischen Krise – die Ergebnisse stimmen ja in der Liga – fehlt den Dortmundern Spielwitz in Ballbesitz. Sowohl gegen Salzburg, als auch gegen die Eintracht war zudem die zweite Halbzeit deutlich schlechter. „Dann war's Mist“, beschreibt BVB-Star Reus die zweite Hälfte gegen die von Ex-Salzburger Niko Kovac gecoachte Eintracht. Aus der Logik des Hinspiels kommt zu diesen spielerischen Problemen freilich auch der Druck, der auf den Borussen lastet. Diese müssen aufsteigen, die Europa League ist ihre einzige verbleibende Titelchance. Hier liegen die Chancen der Bullen. So lange es 0:0 oder 0:1 steht (und logischerweise bei jeder Führung der Österreicher), muss die Stöger-Elf aktiv sein. Das heißt: Risiko und Räume. Zwar sind sie immer für Traumaktionen gut, aber einen spielerischen Nachdruck schaffte man in den letzten zwei Spielen nicht.

Die Heimmannschaft hat nach dem 2:1-Sieg in Dortmund alle Trümpfe in der Hand. So lange man sich selbst nicht zu sehr locken lässt und die defensive Stabilität hoch hält, kann man die Räume, die sich zwangsläufig ergeben werden, bespielen. Und vielleicht für den größten Erfolg in der Ära Red Bull in Salzburg sorgen.

 

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