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Gute Spielerrollen im neuen Foda-System

Die starke Defensive war die Basis des Erfolgs gegen Slowenien. Doch auch das Umschalten und das Ballbesitzspiel im 3-4-3 funktionierten bereits sehr gut.

Eine Spielanalyse von Alex Belinger

 

Teamchef Franco Foda entschied sich für eine 5-4-1 bzw. 3-4-3-Grundformation, welche er bereits im Herbst bei Sturm Graz sehr erfolgreich spielen ließ. Unter Marcel Koller gab es dies so ähnlich Mal gegen Moldawien zu sehen, da jedoch mit einer breiten Raute im Mittelfeld. Die von Foda gewählte Formation passt gut zum verfügbaren Spielermaterial. Hinteregger muss nicht mehr die nicht so passende Außenverteidigerposition spielen. Alaba ist auf links nicht zu defensiv und hat mit Hinteregger und Arnautovic ein sehr kombinationsstarkes Umfeld. Ilsanker passt als rechter Halbverteidiger ebenfalls sehr gut. Einzig Schöpf ist in seiner Rolle wohl nicht so ideal aufgehoben, dennoch machte er seine Aufgabe gut.

 

Starkes Pressing

Es war keine starre Fünferkette, mit der Österreich verteidigte, sondern eine pendelnde Viererkette. Das bedeutet, dass Alaba oder Lainer stets ins Mittelfeld rückte und somit eine Viererkette zurückblieb, welche nach außen hin durchsicherte. So wurde dadurch im tiefen Pressing aus dem 5-4-1 ein verschobenes 4-5-1, bei dem Alaba oder Lainer zusätzlich das Mittelfeld verstärkten.

Bild1: Österreichs kompaktes Mittelfeld mit Alaba der zusätzlich ins Mittelfeld schiebt und den gegnerischen Außenverteidiger anläuft. Dahinter bleibt eine Viererabwehr zurück.

Ein tiefes Pressing gab es in der ersten Hälfte jedoch nur selten zu sehen. Die Slowenen wurden bereits sehr hoch angelaufen. Die Formation war dabei meistens ein 5-2-3 oder 5-2-2-1. Österreich verteidigte druckvoll nach vorne. Entscheidend war die horizontale Kompaktheit im Verbund mit dem gut getimten Rausrückbewegungen von Alaba und Lainer. Die vier Mittelfeldspieler verteidigten sehr eng, speziell Schöpf und Baumgartliner verschoben äußerst kompakt Richtung Flügel, ein Flügelverteidiger unterstützte zusätzlich. Durchbrüche der Slowenen auf Außen konnten so verhindert werden und führten zu einigen Balleroberungen. Konnte Slowenien diese Situationen nach hinten hin auflösen, so übte Österreich jedoch weiter Druck aus. Öfters zu sehen war dies nach Verlagerungen von der rechten Seite auf links. Lazaro schob zunächst weit mit ins Zentrum, lief dann aus dieser zentralen Position den Innenverteidiger an. Wurde der Außenverteidiger angespielt, so war Lainer bereits zur Stelle. Der Salzburger löste sich früh, aber nicht zu früh, aus der Abwehr, welche in solchen Situationen auch Mal nur zu dritt blieb, wenn Alaba auf der anderen Seite noch nicht wieder zurückgekehrt war.

Bild2: Lazaro läuft den Innenverteidiger an, der unter Druck zum Außenverteidiger spielen kann. Lainer ist aber bereits vorgestartet und presst diesen sehr druckvoll an. Nur Burgstaller und Lazaro verteidigen noch weiter vorne als Lainer.

Starkes Umschalten

Slowenien spielte mit zwei tiefen Sechsern, versuchte so gegen das druckvolle Pressing eine stabile Ballzirkulation zu etablieren. Österreich reagierte darauf durch das weite Rausrücken eines Sechsers, der andere blieb hingegen weiter hinten und sicherte den Raum vor der Abwehr. Slowenien konnte das Zentrum kaum bespielen, da es Khrin und Kampl an ordentlichen Verbindungen nach vorne mangelte, weil Ilicic sich zu sehr entlang der österreichischen Abwehrlinie bewegte. Stattdessen sahen sich die beiden Sechser immer wieder großen Druck ausgesetzt und verloren zu viele Bälle.

 

Österreich kam häufig zu aussichtsreichen Balleroberungen und schaltete auch hervorragend um. Speziell Alaba und Lainer sind hier erneut lobend zu erwähnen. Sie starteten sofort nach vorne und konnten oft in Umschaltsituationen am Flügel angespielt werden. Die zumeist zentraler verteidigenden Arnautovic und Lazaro attackierten die Tiefe. So konnte der Ball schnell aus der Drucksituation nach Eroberung rausverlagert werden und der Platz am Flügel genutzt werden.

 

Starkes Ballbesitzspiel

In Ballbesitz agierte Österreich mit einem 3-4-2-1 gegen das 4-4-2 von Slowenien. Slowenien verteidigte nicht so druckvoll wie Österreich, stellte sich stattdessen beginnend ab dem Mittelkreis auf und achtete auf ein sauberes Verschieben der beiden Viererketten. Das funktionierte auch ganz, speziell auf der rechten Verteidigungsseite standen die Slowenen sehr kompakt. Slowenien hatte Österreichs linken Flügel um Hinteregger, Alaba und Arnautovic wohl als Stärke ausgemacht und fokussierte diesen besonders in der Defensivarbeit. Hatte Österreich den Ball auf der rechten Seite, so verschob Kurtic nicht mit, sondern blieb ballfern sehr breit, um Alaba zu bewachen. Dadurch konnte Lainer eine auffälligere erste Halbzeit spielen, er hatte rechts viel mehr Platz und versuchten den Ball immer wieder mit Digonalpässen zurück ins Zentrum zu bringen – so wie er es auch bei Salzburg macht. Diese Pässe kamen nur relativ selten an, da hier die Abstimmung mit Burgstaller noch nicht ganz passte und er teils zu risikoreiche Entscheidungen traf, potentiell ist dies aber sehr hilfreich für das Ballbesitzspiel.

Lazaro und Arnautovic sind eingerückt, am Flügel ist Platz für Lainer und Alaba. Der Bayern-Legionär wird stets eng bewacht vom Slowenen Kurtic.

Lainer war zwar (auch aufgrund seines Assists) der etwas auffälligere in der ersten Halbzeit, dennoch machte auch Alaba eine hervorragende Partie. Denn auch wenn Slowenien die Räume auf Östereichs linker Seite gut eng machte, konnten Alaba, Arnautovic und Baumgartlinger immer wieder schön kombinieren und die Situationen auflösen.

Bild4: Slowenien steht extrem kompakt, dennoch können sich Alaba und Arnautovic aus dieser engen Situation befreien.

Hilfreich war dafür auch die äußert schwache Defensivleistung von Beric und Ilicic, wodurch immer wieder Rückpässe in die Dreierkette möglich waren. Ilsanker und Hinteregger konnten auch immer wieder mit Ball am Fuß aufrücken, da sie kaum angelaufen wurden.

Bild5: Ilsanker wird nicht attackiert und dribbelt an. Lazaro besetzt sehr gut den Zwischenlinienraum, bindet dadurch sowohl eine Innenverteidiger als auch einen Sechser (im Bild schön zu sehen wie Khrin nicht auf den Ball sieht, sondern sich umdreht, um Lazaros Position im Blick zu haben).

Das Ballbesitzspiel war insgesamt recht variabel. Mal gab es lange Bälle in die Tiefe, Mal wurde mit gutem Kurzpassspiel kombiniert. Viel ging über die Flügel, aber auch das Zentrum wurde gut kontrolliert. Schöpf und Baumgartlinger waren sehr ballsicher. Arnautovic und Lazaro spielten praktisch als Zehner, blieben zunächst sehr zentral und attackierten dann immer wieder gut die Schnittstelle zwischen gegnerischem Innen- und Außenverteidiger.

 

Verbessertes Slowenien und tiefer stehendes Österreich

Slowenien reagierte auf die enttäuschende erste Halbzeit und das schwache Pressing mit zwei Wechseln. Beric musste raus, ebenso Kurtic. Fortan spielte Chievo-Legionär Birsa als Zehner, Ilicic ging auf die rechte Seite – und das slowenische Ballbesitzspiel wurde dadurch viel stärker. Mit Ilicic als Gegenspieler wurde aber auch Alaba stärker, bekam mehr Platz und hatte so auch die meisten Ballaktionen im Spiel (91).

 

Mit dem 3:0 von Arnautovic war die Partie entschieden. Österreich zog sich weiter zurück, verteidigte tiefer in der eigenen Hälfte, ließ aber dennoch nur sehr wenig zu. Slowenien steigerte sich mit der Hereinnahme von Birsa und ging ein etwas höheres Tempo, plagte sich aber dennoch gegen das tiefe 5-4-1.

 

Fazit

Österreich zeigte eine in allen Phasen des Spiels starke Leistung. Besonders gut funktionierte das Spiel bei gegnerischem Ballbesitz, sowohl im hohen als auch im tiefen Pressing. Speziell Lainer und Alaba füllten ihre Rolle gut aus, beide Fallen jedoch für das Spiel gegen Luxemburg aus. Insgesamt passten die Spielerollen sehr gut für das System – was bei Marcel Koller nicht immer der Fall war. Überbewertet sollte der Sieg dennoch nicht werden. Denn die Slowenen zeigten eine sehr schwache erste Hälfte. Als sie nach Umstellungen in der zweiten Halbzeit stärker wurden folgte jedoch prompt der Treffer zum 3:0, welcher die Partie endgültig entschied.

 

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