Foto: © GEPA 2019 / Juni

Zuschauercheck 2018/19: Auf die Klubs wartet Arbeit

Auch die drei überdurchschnittlich gut besuchten Europa League-Playoff-Partien konnten den Zuschauerschnitt nicht heben. Am Ende steht eigentlich eine schwarze Null.

Ein Faktencheck von Georg Sander

 

Lediglich drei Vereine verbuchten ein Minus im Vergleich zur Vorsaison, die anderen bilanzierten positiv. Insgesamt gab es jedoch eine Stagnation und zwar wenn man die Zuschauer pro Match betrachtet. Die Bundesliga argumentiert aber nicht ganz unrichtig, dass insgesamt mehr Personen in die Stadien gekommen sind als in der Vorsaison, da es mehr Vereine und mehr Spiele gab. Wie auch immer: 90minuten.at wirft einen detaillierten Blick auf die Zuseherzahlen der Saison 2018/19 und versucht aufzuzeigen, welche Vereine noch Potenzial haben, wo besser und wo schlechter "gearbeitet" wurde.

Die Qualifikationsgruppe

Wacker Innsbruck

Es ist nicht so, dass Einwohneranzahl mit dem tatsächlichen Potential übereinstimmen müssen. Der Absteiger aus Tirol, der durch einen Aufsteiger aus Tirol „ersetzt“ wird, brachte im Schnitt 4.169 Fans auf den Tivoli. Nicht wenig verwunderlich ist, dass der Zuschauerzuspruch im Vergleich der ersten 22 Runden mit den letzten zehn zurückgegangen ist. Immerhin fehlten da doch einige lukrative Duelle, wie etwa gegen Salzburg oder Sturm. Letztlich scheint es so, dass den Innsbruckern vor allem das Laufpublikum fehlt, das aus den rund 8.000 Fans bei den Heimduellen mit Sturm oder Rapid eben mehr als 10.000 macht. Die Innsbrucker müssen sich nun in der zweiten Liga wieder einmal konsolidieren, mit der WSG Wattens steigt nun ein anderer Tiroler Verein nach 48 Jahren wieder auf. Die Wattener begrüßten im Schnitt übrigens 1.114 Fans – es wird sich nun weisen, inwieweit die Silberberger-Elf das Laufpublikum am Tivoli für sich begeistern kann. 

Die Profertil Arena bot mehr Fans ein Erlebnis, als sich wohl viele erwartet hatten.

TSV Hartberg

Der zweite Aufsteiger spielte eine solide Saison, hätte ohne Punkteteilung auch weniger Abstiegsnot gehabt. Die Schopp-Elf wusste fußballerisch vor allem im Herbst zu gefallen, die lokalen Fans kamen. Allerdings ist die Profertil Arena inklusive Auswärtsfans bereits bei 5.024 Zuschauern ausverkauft und dass dies stets der Fall ist, kann auch niemand verlangen. Im Vergleich zur Aufstiegssaison (1.180) konnten die Oststeirer eine sehr gute Steigerung hinlegen, aber auch den Fans und Schaulustigen gingen mit Fortdauer der Saison, etwas holprigerem Fußball und einer Monate-langen Siegdurststrecke (11.11. - 27.4, Siege gegen SVM und Rapid auswärts) die Luft aus, in der Qualifikationsgruppe kamen dann doch rund 500 bis 600 Fans weniger zu den Spielen. Das zweite Jahr wird dann sicherlich sportlich herausfordernd werden, zudem ist der GAK in die 2. Liga aufgestiegen, was den einen oder anderen Fan dann vielleicht doch lieber zu den Rotjacken als zu den Hartbergern bringen wird.

 

Admira Wacker

Die oftmals als „graue Maus“ bezeichneten Panther zogen die wenigsten Zuschauer in der aktuellen Bundesliga-Saison an. 2.678 ist aber ein Plus von 16,78 Prozent gegenüber der Vorsaison – was ein bisschen schräg wirkt, landeten die Südstäder doch 17/18 auf Rang 5. Zudem ist es bei Besuchen der BSFZ-Arena manchmal verwunderlich, wo sich alleine die durchschnittlich zweieinhalbtausend Fans verstecken sollen. Nichtsdestoweniger konnten die Admiraner eben ein Plus verbuchen, die Wahrscheinlichkeit, dass es nächstes Jahr viel mehr werden, scheint aber nicht sonderlich groß. Während beispielweise Duelle mit Sturm oder dem LASK in vielen anderen Stadien zu den bestbesuchten gehören, waren diese in der regulären Saison sogar unterhalb des Gesamtschnitts angesiedelt. Hier wird man sich für die kommende Spielzeit was einfallen lassen müssen, um das doch nette Stadion wieder besser zu füllen.

 

SCR Altach

Auch wenn die Vorarlberger insgesamt ein kleines Minus im Vergleich zur Vorsaison verbuchen, konnten sich die Vorarlberger im Gegensatz zu den anderen Vereinen in der Qualifikationsgruppe ordentlich steigern. Im Schnitt kamen rund 500 Fans mehr zu den letzten fünf Heimspielen als zu den elf zuvor. Hier scheinen die Zuschauer anerkannt zu haben, dass unter Alex Pastoor doch besser und erfolgreicher gekickt wurde als davor. Allerdings sollte man nicht vergessen, dass die Rheindörfler beispielsweise 2016/17 noch 5.329 Fans im Schnitt in der Cashpoint Arena begrüßen konnten. Hierbei dürfte aber die Qualifikationsgruppe sowie die angefangenen baulichen Maßnahmen ein Fingerzeig dafür sein, dass man gewillt ist, die Besucherzahlen zu verbessern und auch einiges dafür tun möchte. Fraglich ist, ob das Vorarlberger Laufpublikum kommende Saison nicht lieber mehr oder weniger lokale Derbies zwischen Lustenau, Dornbirn und ferner Wacker Innsbruck sehen will – aber das wäre dann auch nur 2. Liga.

SV Matterburg

Die Burgenländer sind – mehr noch als die Admira – gewissermaßen das Sorgenkind der Liga bei den Zuschauerzahlen. Lang vorbei sind die Zeiten, als sich die Fans des SVM in Scharen ins Pappelstadion begeben haben. 11.117 waren es 2003/04 einmal. Davon ist man so weit entfernt, dass es weiter eigentlich gar nicht geht. Dabei machen die Burgenländer – abgesehen von der indiskutablen Infrastruktur – gar nicht so viel falsch. Man hat lokale Identifikationsfiguren wie etwa einen Alois Höller, hat mit Klaus Schmidt einen Trainer geholt, der den physischen Aspekten des Spiels durchaus eine spielerische Note gab, hatte relativ viel Erfolg in der Saison. Und trotzdem verbucht man ein Minus von über 16 Prozent – und schon 2017/18 war mit 3.352 Fans sehr mau. Aber wer weiß, was die kommende Saison bringt? Vielleicht braucht es im Osten Österreichs einfach ein Aha-Erlebnis, die Meistergruppe ist mit einer Leistung wie zuletzt seit Klaus Schmidt das Zepter in der Hand hat, wohl drinnen. Und viel weniger können dann auch wieder nicht kommen. Aber ein Punkt ist in Mattersburg wohl evident: Die Infrastruktur ist nur formell bundesligatauglich.

 

SK Rapid Wien

16.483 Fans kamen im Schnitt zu den Spielen des SK Rapid Wien, ein Minus von 12,28 Prozent im Vergleich zur Vorsaison. 2016/17, der ersten Saison im Allianz Stadion, waren es noch über 21.000 Fans gewesen. Bei der gleichen Anzahl an Heimspielen – bedingt durch das Europa League-Playoff – hat Rapid damit 43.697 Fans verloren. Das sind in etwa so viele, wie die Admira in der ganzen Saison begrüßen konnte. Die Teilnahme an der Qualifikationsgruppe wird da kaum geholfen haben, allerdings hatten die Hütteldorfer inklusive Europacup-Qualifkation, EL-Gruppenphase und Sechzehntelfinale sechs Heimspiele mehr als der Rest in der Qualigruppe (mit Ausnahme der früh im Bewerb gescheiterten Admira). Die Europacupspiele am Donnerstag werden wohl auch ihren Teil dazu beitragen, dass sich so mancher Fan lieber unter der Woche Villarreal ansieht als am Wochenende Altach. Der Trend in Wien-Penzing zeigt aber nun einmal nach unten. Auch wenn die Hütteldorfer nach wie vor mit Abstand die meisten Fans in ihr Stadion locken, sollten die viereinhalbtausend „verlorenen“ Fans im Vergleich zur ersten Saison im Allianz Stadion die Alarmglocken schrillen lassen. Und nur zu sagen: Wir haben die meisten Fans in Österreich ist halt für Rapid auch keine zufriedenstellende Benchmark mehr.

 

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