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Zuschauercheck 2018/19: Auf die Klubs wartet Arbeit (2)

Auch die drei überdurchschnittlich gut besuchten Europa League-Playoff-Partien konnten den Zuschauerschnitt nicht heben. Am Ende steht eigentlich eine schwarze Null.

Die Meistergruppe

SKN St. Pölten

Ein unbeschreiblich toller Saisonstart, Teilnahme an der Meistergruppe, trotzdem vermeldete die NV Arena nicht ein einziges Mal „ausverkauft“. Nicht einmal beim Heimspiel gegen den SK Rapid Wien. Vermutlich wissen nicht einmal die Vereinsverantwortlichen, woran es liegt, auch wenn das nicht unbedingt für sie spricht. Klar, ab dem Weggang von Didi Kühbauer wurde der Kick nicht erfolgreicher, aber selbst zu Saisonbeginn war das Stadion gerade mal gegen Salzburg und die Austria mehr als zur Hälfte gefüllt. Durch die Transfersperre konnte Ranko Popovic auch keine Verstärkungen erwarten, die St. Pöltner performten im oberen Playoff wie ein Absteiger. Wenigstens eine Sorge hat man nicht: Das Heimspiel gegen Wacker Innsbruck besuchten nicht einmal 3.000 Fans, wenn Wattens aufsteigt, dann verliert man zumindest hier keine Zuschauer, oder doch?

 

Sturm Graz

Natürlich haben die Blackies nach Rapid die zweitmeisten Zuschauer, haben einen Schnitt von über 11.000 und das ist grundsätzlich gut. Aber die Schieflage begann zuerst mit einer Ergebniskrise, dann mit einer fußballerischen, was Roman Mählich den Kopf kostete und auch der zuerst bejubelte Geschäftsführer Sport Günter Kreissl geriet mehr und mehr in die Kritik. Am Ende der Saison hatten die Fans trotz Erreichen des Europacups die Nase voll und unterstützten die Mannschaft nicht mehr. Das ist insofern bitter, als das den durchschnittlich 8.500 Fans in der Saison 2015/16 zwei Saisonen mit über 10.000 folgten und dieser Schnitt in der gerade abgelaufenen Spielzeit noch einmal angehoben werden konnte. Es ist eben ein leidensfähiger, hartnäckiger Stamm an Fans da, der auch zu aus Grazer Sicht eher mäßig attraktiven Gegnern wie St. Pölten zu 9.000 kommt. Das Feuer, das mit dem Cupsieg – dem ersten nationalen Nicht-Salzburg-Titel seit 2012/13 – entfacht wurde, ist aber verpufft und muss jetzt neu angezündet werden. Sonst werden sich die Fans vielleicht wieder verabschieden. Oder so mancher, der gerne Fußball schaut, aber kein dezitierter Fan ist, wird sich Alternativen suchen, etwa den GAK? Denn der inbrünstig gehasste Lokalrivale kickt seit Jahren von Aufstieg zu Aufstieg, spielt in der Merkur Arena, hat mit Klubs wie Ried oder Wacker ebenfalls attraktive Gegner und könnte sein Schräflein dazu beitragen, dass der Schnitt 19/20 wieder fällt.

Hat sich ausgezahlt, der Neubau in Favoriten

Austria Wien

Nach quälenden Jahren im Happel-Oval mit zuletzt nur noch 6.829 Fans im Schnitt zeigt sich, dass der Umzug in die neue Generali Arena inklusive U-Bahn-Anbindung einen ordentlichen Boost gab. 9.997 Fans im Schnitt vermeldet die Bundesliga für die Veilchen. Dabei verwöhnten die Favoritner, die gerne „Anspruch und Stil“ haben, ihre Anhängerschaft nicht unbedingt mit Scheiberlkick und Erfolg. Am Ende errumpelte sich die Ibertsberger-Elf, die ab Sommer eine Ilzer-Elf sein wird, Rang 4 – hinter dem Emporkömmling LASK und dem WAC. Beinahe ausverkauft war man beim vom vor allem Verhalten der Polizei überschatteten Weihnachtsgeschenk am 16. Dezember. Das 6:1 sahen bekanntlich wenige Rapid-Fans, da die in der Kälte ausharren mussten. Leer spielen konnten die Kicker die neue Arena aber trotz zwischenzeitlich sieben sieglosen Spielen im Frühjahr nicht. Gegen Salzburg (9.578, sehr schlechtes Wetter) und den WAC (11.252) kamen dann zu den letzten zwei Saisonheimspielen doch noch einige Fans. Vermutlich wird in der kommenden Spielzeit viel davon abhängen, ob Christian Ilzer erfolgreich startet, attraktiv spielen lässt und vielleicht eine Überraschung in der Europacup-Quali gelingt.

 

Wolfsberger AC

Zwei Jahre Schonkost und Abstiegskampf haben ihre Spuren hinterlassen, die sensationelle Saison 2019/20 hat aber wieder viele Fans zurück gebracht. Nach 3.708 Fans im Durchschnitt 2016/17 und gar nur 2.850 im Jahr drauf kamen nun 3.646 Fans. Aber im Lavanttal gibt es weitaus mehr Potential. Im Aufstiegsjahr 2012/13 betrug der Schnitt 5.155, 14/15 sogar 5.279, ehe er drastisch zurück ging. Der südlichste Außenposten steht nun aber vor dem 'kleinen' Problem, dass eine derartige Spielzeit sich meistens schwer wiederholen lässt und (zumindest, aber sehr wahrscheinlich nur) drei Europacupspiele auf die Fans warten. Die sind zwar nicht in Kärnten, aber Gegner wie AC Milan oder United, die ebenfalls fix in der Gruppenphase sind, werden wohl mehr ziehen als Wattens und Altach. Zudem hat Lokalrivale Austria Klagenfurt eine gute Rückrunde in Liga zwei gespielt und ist somit auch ein Angebot an Fußballspielbesucher. Resümierend kann man festhalten, dass in Wolfsberg Luft nach oben ist, eine Verbesserung des Zuschauerschnitts aber schwierig wird.

 

LASK

Wenn die Linzer irgendwann auf die Gugl gegangen wären, hätten sie mit Sicherheit einen höheren Zuschauerschnitt, schließlich ist die TGW Arena in Pasching mit 6.009 Fans rappelvoll und ausverkauft. Die Gugl wollen und können sie nicht nehmen, man wartet lieber auf das neue Stadion. Bemerkenswert ist auf jeden Fall, dass das Waldstadion nie richtig leer war. Der Auswärtssektor ist bekanntlich groß bemessen, dadurch limitiert sich grundsätzlich die Zahl der Heimfans. Während aber andere Klubs große Schwankungen zwischen Topspielen und anderen aufwiesen, kamen nur gegen die Admira unter 5.000 Fans. Das erklärt dann den guten Schnitt von 5.197, was eine Auslastung von über 86 Prozent bedeutet. Zum Vergleich: Das würde etwa bei den Veilchen einen Schnitt von 15.272 bedeuten. Das zeigt schon, dass der LASK hier seine Fans gut an sich binden konnte. Wie und ob das mit den (zumindest in der Europa League fixen) Gruppenspielen im internationalen Bewerb, mit neuem Trainer und ohne – noch nur Joao Victor – Mannschaft funktionieren wird, steht noch in den Sternen. Allerdings planen die Linzer klug und es ist davon auszugehen, dass die Fans auch eine etwas schwächere Saison verzeihen würden.

 

Red Bull Salzburg

Jahrelang hatte man den Eindruck, die Bullen würden mit den Titeln in Serie das Stadion leer siegen. Somit beschränkte man die Kapazität bei nationalen Spielen vorsichtshalber einmal auf 17.218. Gegenüber der Vorsaison mit EL-Halbfinale konnte man sich noch einmal steigern, ein Plus von 24,08 Prozent steht zu Buche, auch wenn man um ein Rapid-Heimspiel, traditionell bestens besucht, umgefallen ist, weil die Hütteldorfer unten landeten. Allerdings: 2014/15 lag der Zuschauerschnitt noch knapp über 10.000, 15/16 nur noch bei rund 8.500. in den letzten beiden Jahren deutlich unter 8.000. Langsam aber sicher gewinnen die Salzburger Fans zurück oder erschließen sich neue Zielgruppen. Die Diskrepanz zwischen Europacup und Liga ist freilich enorm. Gegen Leipzig und Neapel kamen je 29.520 Fans, gegen die kleineren Klubs der Liga wie St. Pölten, Altach oder Wolfsberg nur rund 6.000. Und die Salzburger haben den Hebel angesetzt: Mit dem Saisonabo bekommt man ein Vorverkaufsrecht für die Champions League. Das dürfte dann für die kommende Saison wohl nochmal einen deutlichen Schub bringen.

Es wird besser werden

Es ist nicht alles schlecht gewesen in dieser Saison, was die Zuschauer betrifft. Die Austria hat das erwartete Plus hingelegt, Hartberg konnte sich eigentlich recht gut etablieren, der Serienmeister verbucht mehr Fans. Und auch Rapid wird wie in den letzten Jahren wohl auf eine Platzierungs-technisch maue Saison wieder eine bessere folgen lassen. Die Bundesliga selbst zeigt sich zufrieden und auch dort wird man wohl irgendwann im Herbst etwas erstaunt gewesen sein, dass sich in Mattersburg, St. Pölten und Innsbruck auf den Tribünen wohl wenig tut. Auch wenn man mit Wattens ein Team mittragen wird, das sich am Ende der Zuschauertabelle einpendlen wird, ist von einer Verbesserung auszugehen. Dass Rapid tabellarisch und Sturm und Austria fußballerisch underperformen, wird in der gehäuften Form ja nicht mehr auftreten.

Dennoch liegt der Ball bei den Klubs, auf allen Ebenen dafür zu sorgen, dass die Fans kommende Saison zahlreicher kommen als diese – das bedeutet nebst sportlichem Erfolg freilich auch, dass man infrastrukturell und rund ums Spiel das anbietet, was nötig ist.

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