"Bei CVC ist der saudische Staatsfonds einer der Geldgeber. Wir müssen uns schon darüber nachdenkenn, woher das Geld stammt und somit kam CVC nicht infrage."
90minuten.at: Wie kam es zu dem koordinierten Vorgehen der Fans?
Peter: Die Fanszenen sind nicht homogen, genauso wie in Österreich. Den deutschen Fußballfans ist wichtig: In den Farben getrennt, in der Sache geeint. Man ist im Wettbewerb und gegeneinander. In grundsätzlichen Fragen sind sie aber oft sehr schnell einig. Das Ziel ist es, den Protest breit aufzustellen. Es gibt ja ein Ultra-Bündnis, bei „Unsere Kurve“ organisieren sich Fanabteilungen, bei welchen es sich um offizielle Abteilungen der Mitglieder der Vereine handelt. Es gibt noch weitere Fanzusammenschlüsse. Es gibt hier ein bestehendes Netzwerk, das sich während Corona gegründet hat. Schon damals haben verschiedene Fanbündnisse gut zusammengearbeitet. Am offensichtlichsten ist der Protest der organisierten Szenen in den Stadien selbst, wir tragen die Fananliegen in die Gremien.
90minuten.at: Wie hat die Öffentlichkeit die Proteste wahrgenommen?
Peter: Die Öffentlichkeit sieht, dass mehr Geld nicht immer zu positiven Ergebnissen führt. Es gibt auch ein Bewusstsein für demokratische Vorgänge in den Vereinen, das geschützt werden soll.
90minuten.at: Ist man nun gegen den Investor oder den Ablauf?
Peter: Der deutsche Fußball ist so organisiert, dass die Vereine gemäß der 50+1-Regelung geführt sind und die Stimmenmehrheit beim Verein ist. Das ist eine Grundregel, die die Fans und Mitglieder verteidigen. Daher kommt beispielsweise auch die Kritik an RB Leipzig. Der Verein hat die Regel – mithilfe des DFB – gebeugt. Wer hat die Entscheidungsfreiheit? Man sieht es ja bei RB Leipzig – ich kann kein Mitglied werden. In Sachen DFL-Investor hat sich die Ablehnung verstärkt. Denn ein Investor trifft Entscheidungen in seinem Sinne, nicht im Sinne des Vereins. Hier werden die Grundlagen des Fußballs verhandelt, so wie Martin Kind die Regelung seit Jahren bekämpft. Natürlich gibt es auch positive Beispiele, wie Dietmar Hopp bei Hoffenheim, der die Entscheidungsgewalt zurück an den Verein gab. Die 50+1-Regel wird derzeit vom Kartellgericht geprüft. Durchgesickert ist, dass sie angewandt werden kann, wenn sie für alle gilt. Grundsätzlich widersprechen einander ein Investment und die 50+1-Regel aber nicht.
90minuten.at: Profifußball ist Freizeitdienstleister – Ist das nicht ein bisschen naiv, sich prinzipiell gegen Investoren zu stemmen?
Peter: Keineswegs. Man sagt hier auch, dass man Freizeitdienstleister ist, aber wir erleben, dass ein Stadion ein soziales Netzwerk, ein Raum ist, an dem man sich trifft. Dort findet mehr statt als nur Unterhaltung. Menschen treffen sich, um Dinge gemeinsam zu tun. Umgekehrt sind Investoren sehr unterschiedlich. Es dreht sich eben um die Frage, wo das Geld herkommt, welchen Einfluss die Geldgeber nehmen wollen. Gerade im deutschen Fußball haben wir gute Erfahrungen gemacht, dass der Business-Gedanke auf der einen sowie Mitbestimmung und Ehrenamt auf der anderen Seite sehr gut zusammenpassen können. Ich selber gehe seit 50 Jahren zum Fußball – die Art von Kompetenz, die die Fans und Mitglieder haben, hat sich ja auch erst entwickelt. Und es war gerade die DFL, die vor zwei Jahren einen institutionalisierten Dialog zwischen Vereinen und Fans aufgenommen hat. Die Klubs müssen diesen führen, aber in einem Gremium für Fankultur wird die Expertise der Fans wirklich angenommen.