Foto: © Screenshot ORF Taktik / 2018 / Q2

Löws taktische Probleme: Verbessert, aber zu schwach [Spielanalyse] (2)

Im dritten Gruppenspiel steigerte sich Deutschland erneut, allerdings gab es immer noch taktische Probleme.

Deutschland hatte im Spielaufbau Probleme, weil Kroos als wohl wichtigster Spieler relativ gut kontrolliert wurde. Khedira hielt seine Position im zentralen Mittelfeld dieses Mal gut, was noch im ersten Spiel gegen Mexiko ein großes Problem war. Doch auch dieses Mal war die Einbindung von Khedira ein Problem, da die Rolle des alleiniges Sechsers für den bei Juve als weiträumiger Achtern spielenden Khedira schlichtweg unpassend für seine Charakteristika ist. Sowohl seine Bewegungen als auch seine Entscheidungen am Ball waren oft mangelhaft und ermöglichten kaum einen Fortschritt im Ballvortrag. In den drei Gruppenspielen präsentierte sich Rudy als bester Partner für Kroos im defensiven Mittelfeld, allerdings verletzte er sich bereits früh in der Partie gegen Schweden. Sein Ausfall war wohl mitentscheidend für die schwache Leistung und das Ausscheiden des Teams.

Durch die Struktur im Spielaufbau und die Rollen der beiden Sechser ergab sich die schwierige Aufgabe aus der ersten Aufbaulinie direkt in den eng gehaltenen Zwischenlinienraum zu kommen. Anfangs hatte die Mannschaft damit ihre Probleme, doch im Verlauf der ersten 45 Minuten funktionierte dies besser, da diese Zuspiele vermehrt fokussiert wurden und der rechte Halbraum gut überladen wurde. Zudem verfügen die Innenverteidiger der Deutschen auch die nötige Qualität im Passspiel. Vor allem Süle konnte hier seine guten Vertikalpässe zeigen.

Das Pressing der Südkoreaner war teilweise lückenhaft, was jedoch nur schwierig zu bespielen war. Süle schaffte dies in dieser Situation mit einem hervorragenden Pass in den Zwischenlinienraum.

Immerhin eine Verbesserung Deutschlands in diesem Spiel war die Konterabsicherung. Zwar gab es immer wieder Gegenangriffe der Südkoreaner, welche aber rechtzeitig gestoppt werden konnten, bevor diese gefährlicher wurden. Im vordersten Drittel funktionierte das Gegenpressing recht gut. Torchancen ergaben sich dennoch sehr wenige, weil Südkorea sich bei überspieltem Pressing schnell zurückfallen ließ, in der Abwehr stets die Organisation behielt und generell nur wenig Räume anbot. Das Pressing war auch im tiefen 4-4-2 gut und der Gegner konnte immer wieder auch mit guten Pressingläufen zurückgedrängt werden.

 

Auf kurze Verbesserung folgt Chaos

Bereits gegen Ende der ersten Halbzeit positionierte sich Kroos vermehrt in zentraleren Räumen, was zu einem verbesserten Spielaufbau führte. In der Halbzeit passte Joachim Löw dann an und Kroos war kaum noch auf der links herausgekippten Position zu finden. Das Zentrum wurde nun mit Khedira und Kroos doppelt besetzt und Kimmich positionierte sich variabler, bot sich häufig auch tiefer an.

So ergaben sich zu Beginn der ersten Halbzeit ein paar Möglichkeiten, doch ein Treffer gelang nicht und der Druck auf die Mannschaft wurde mit Fortlauf der Partie immer größer. Joachim Löw wollte mit Wechseln und weiteren Umstellungen die Offensive der Mannschaft stärken. So wurde Khedira für Mario Gomez aus dem Spiel genommen. An der 4-2-3-1-Formation änderte sich dadurch nichts, nur Werner rückte ins rechte Mittelfeld und Özil in die Doppelsechs. Danach gab es mit Müller für Goretzka einen positionsgetreuen Wechsel und für die Schlussviertelstunde brachte Löw sogar noch den offensiven Brandt für Hector. Positiven Effekt hatten diese Wechsel jedoch keinen, da das Spiel etwas chaotisch wurde und die Konterabsicherung stark litt, ohne dass Deutschland vorne mehr Durchschlagskraft entwickeln konnte. Ein Gegentor zeichnete sich ab und in der 94. Minute war es auch so weit. Kurz danach folgte schließlich noch das 2:0 als die Deutschen alles nach vorne geworfen haben.

 

Fazit: Steigerung, aber zu wenig davon

Deutschland steigerte sich bei der WM von Spiel zu Spiel. Nur sind weitere Steigerungen nach dieser Partie eben nicht mehr möglich. Denn Joachim Löw hat letztlich die taktischen Probleme seiner Mannschaft nicht rechtzeitig in den Griff bekommen und kein System gefunden, in dem die Spieler gut eingebunden sind und ihre Stärken zeigen können. Die eklatanteste Schwachstelle aus dem ersten Gruppenspiel gegen Mexiko, die Konterabsicherung, wurde verbessert. Nur war der Spielaufbau weiterhin verbesserungswürdig und es mangelte an Ideen zur Erzeugung von Durchschlagskraft gegen die gut organisierte Defensive Südkoreas. Die Verunsicherung der Mannschaft war zwar speziell in der zweiten Spielhälfte zu merken, allerdings waren primär taktische Gründe ausschlaggebend für das Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft.

 

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