Foto: © Screenshot Sky Sport Austria Taktik / 2018 / Q2

Rapid im Hofmann-Abschiedsspiel sehr fluid [Spielanalyse] (2)

Im letzten Spiel von Steffen Hofmann kontrollierten die Wiener die Gäste aus Altach fast durchwegs über 90 Minuten und fuhren einen klaren 4:1 Sieg ein.

Wenig Verbindungen ins Zentrum bei den Gästen

Auch die Altacher traten in einem 4-2-3-1 im Ballbesitz an. Samuel Oum Gouet  kippte bisweilen ab, um sich Platz zu verschaffen, während Salomon recht konsequent das Zentrum hielt. Zweitgenannter ist wohl einer der unterschätztesten Spieler der österreichischen Bundesliga. Der Altacher Mittelfeldspieler mit der Nummer 10 brilliert in der Rolle des alleinigen Sechsers, zeigt sich gut in den Positionierungen und ist nur schwer vom Ball zu trennen. In der Doppelsechs geht sein Einfluss leider etwas verloren. Durch einrückende Mittelfeldspieler wollten die Altacher die Halbräume besetzen, während die Außenverteidiger zwar etwas zurückhaltender, aber dennoch höher als ihre Verteidigerkollegen agierten. Im frühen Aufbau, wenn die Altacher etwas unter Druck gerieten, konnten jene jedoch nur sehr schwierig den Ball nach vorne bringen. Beide Sechser boten sich nur suboptimal an, Passwege ins Zentrum waren kaum zu finden. Immer wieder mussten die Altacher auf hohe und zweite Bälle spielen, welche die Grün-Weißen recht gut zu kontrollieren wussten.

 

Altach im Pressing passiv und mit Problemen

Das Altacher Pressing formierte sich in einem tiefen 4-1-4-1 Mittelfeldpressing, wobei die Achter sehr mannorientiert agierten und so auch immer wieder 4-4-1-1 Staffelungen bildeten. Die 1-1-Staffelung von Grbic und Nutz sollte Verlagerungen zwischen von Rapid von einer zur anderen Seite verhindern, während die Sechser der Wiener immer wieder in Manndeckung und bisweilen sehr weiträumig vor allem von Salomon verfolgt wurden. Selbst wenn Schwab zur Seite kippte verfolgte ihn sein Gegenspieler. Auch im Rest des Mittelfeldes wurden recht strikte Mannorientierungen genutzt, um Zugriff auf die Rapidler zu erlangen. Dies war aus zwei Gründen problematisch.

Mannorientierungen sollen, simpel runtergebrochen, das Spiel in 1v1 Duelle lenken. Dies kann ganz gut funktionieren, wenn man individuell überlegen ist (oder zumindest in den defensiven Zweikämpfen). Bayern München zeigt dies in sehr gut eingebundener Form, Real Madrid ist das Paradebeispiel dafür, wie man mit individueller Überlegenheit mit schwachen Strukturen davon kommt. Ist man jedoch individuell unterlegen, dann ist dies problematisch. Murg, Schaub, Schobesberger, Ljubicic und Schwab sind ihren Gegnern allesamt überlegen und können in 1v1 Duellen zum größten Teil die Oberhand behalten. Schon allein deswegen hatte Altach Probleme die Rapidler in Zaum zu halten.

Durch das bisweilen recht weiträumige Verfolgen des Gegners werden Defensivstrukturen nicht von der Mannschaft in der Verteidigung, sondern von jener im Ballbesitz bestimmt. Bei sehr raumorientierten Defensiven, wie zum Beispiel Valencia unter Marcelino, Atletico Madrid unter Simeone oder Mönchengadbach unter Favre, wird die Struktur von der eigenen Mannschaft und dem Ball bestimmt. Ist der Referenzpunkt der Gegner, reagiert man auf dessen Bewegungen und wird womöglich in Positionen gezogen, die nachteilig für Verteidigen per se sind. Kluge Mannschaften und/oder Einzelspieler erkennen dies früh (beziehungsweise erfahren dies durch Analyse) und nutzen Mannorientierungen zu ihren Gunsten. Gegner werden gelockt und freie Räume werden bespielt. Stefan Schwab zum Beispiel nutzte recht simple, weiträumige Abkippbewegungen um Salomon aus der Position zu ziehen und zentrale Räume für Rapid zu öffnen.

 

Die Altacher lassen sich anlocken, hinter der ersten Pressinglinie befindet sich viel Raum, der einfach zu bespielen ist.

Altach hatte enorme Zugriffsprobleme wegen der Fluidität der Bewegungen der Rapidler im Angriff, weshalb jene auch bereits nach sechs Minuten durch Joelinton nach einem Angriff mit einigen Positionswechseln mit 1:0 in Führung.

 

Rapid spielbestimmend in beiden Halbzeiten

Die Grün-Weißen etablierten recht früh eine deutliche Dominanz gegen die Gäste aus Vorarlberg. Aufgrund des geringen Druckes den die erste Aufbaureihe meist ausgesetzt war, konnten viele Rapidler aufrücken und die Zwischenlinienräume besetzen. Dies führte dazu, dass Altach recht einfach hinten eingeschlossen werde konnten. Durch direkte Pässe im Mittelfeld nach hinten oder in eine andere Zone konnte man das Altacher Pressing anlocken und Freiräume woanders öffnen. Die Passivität der Altacher spielte Rapid perfekt in die Karten und man konnte den Ball sicher zirkulieren lassen. Dennoch erzielten die Altacher kurz vor der Halbzeit den Anschlusstreffer. Interessanterweise ebenfalls aufgrund von Passivität, diesmal aber von Rapid in der Restverteidigung. Zu sechst schaffte man es nicht vier Altacher zu verteidigen, die Flanke von links konnte ungestört gespielt werden und Adnan Grbic bewegte sich im Strafraum klug, sodass er den Ball an Strebinger vorbei ins Tor befördern konnte.

In Halbzeit zwei war jedoch wieder Rapid die spielbestimmende Mannschaft. Nach einem Corner konnte man in Minute 58 das 3:1 durch Schwab erzielen, der das Spielgerät per Kopf ins Altacher Gehäuse beförderte. Die Grün-Weißen beherrschten nun das Spiel komplett und ließen den Gästen keine Chance mehr auf den Sieg. In Minute 73 wurde ein hoher Ball von Thurnwald abgefangen, eine flache Hereingabe konnte nicht richtig verteidigt werden und Steffen Hofmann erzielte an seinem letzten Spiel seiner Profikarriere das entscheidende 4:1.

 

 

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