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SKN-General Manager Blumauer: "Bei den ersten Namen war Ranko Popovic noch gar nicht mit dabei" (2)

Der SKN St. Pölten plant gerne in Dreijahresschritten. Meistens ist man schneller dran. Wie damit umzugehen ist, skizziert General Manager Andreas Blumauer im 90minuten.at-'Jahresgespräch'.

90minuten.at: Schaut man sich die Budgetkennzahlen an, wird man wohl Richtung zweistelliges Millionenbudget gehen müssen. Wann soll das so weit sein?

Blumauer: Das wäre gut und wir haben das in der Planung drinnen. Aber man muss auch schauen, wie man die Gelder verwendet. Schaut man sich die Finanzkennzahlen an, dann sieht man, dass der SKN der Verein ist, der vom Gesamtertrag am meisten in den Personalaufwand gibt, hauptsächlich Gehälter. Mir hilft ein zweistelliger Ertrag nichts, wenn ich sehr viel für Marketing und Spielervermittler ausgebe. Für uns war es wichtig, Kennzahlen zu haben, wie viel in den Sport und den Personal fließen soll. Ja, wir sind der Klub, der im Verhältnis zum Umsatz am meisten in das Personal investiert. Wir haben eine Topinfrastruktur. Wir haben in die Steine, nicht in die Beine investiert. Das war der erste Punkt. Dann kamen die strategischen Partner. Jetzt sind wir professionell aufgestellt und wollen den Sport weiter entwickeln. Wir denken, dass das nachhaltiger ist, als alles in die Spieler reinzustecken und dann ist für die Infrastruktur nichts mehr da.

 

90minuten.at: Ein Thema ist in dem Zusammenhang auch die Akademie, die dem NÖFV gehört. Seit Jahren gibt es Überlegungen, die Akademie in den SKN zu integrieren – jetzt hat man nicht den Zugriff auf die lokalen Talente. Wie ist der gegenwärtige Stand?

Blumauer: Es ist ganz wichtig, dass wir eine enge Beziehung zur Akademie haben. Aber ja, sie sind eigentständig. Wir haben den Schritt gesetzt, dass wir mit dem Sportkoordinator Marcel Ketelaer eine neue Position geschaffen haben, der ein enges Bindeglied zur Akademie ist. Seit er das macht, seit einem halben Jahr, ist die Beziehung enorm verbessert worden. Das ist der erste Schritt. Bevor wir weiter machen, muss das einmal gut funktionieren und wir enger zusammen rücken. Es ist kein kurzfristiges Ziel, hier etwas zu verändern.

 

90minuten.at: Ein möglicher Kooperationspartner wäre der SKU Amstetten.

Blumauer: Das ist eine Möglichkeit. Aber wir waren vor drei Jahren selber noch in der zweiten Liga und müssen uns jetzt einmal aufstellen, dass man sich weiterentwickeln kann. Da ist es wichtig, einen Kooperationsverein zu haben. Wir haben die Regionalligamannschaft, in der zweiten Liga haben wir keine, wie es etwa Wacker hat. Auch das ist aber nicht Priorität eins. Wenn wir passende Spieler haben, werden wir aber schauen, ob es in der zweiten Liga einen Kooperationspartner gibt. Wir brauchen jetzt nichts überstürzen.

 

"Wir haben immer kommuniziert, dass wir weder einem Trainer noch Spielern Steine in den Weg legen. Es ist legitim, wenn wer zu einem größeren Verein oder ins Ausland will, sofern der SKN profitiert. " - Blumauer über

90minuten.at: Kommen wir zur Bundesliga selbst. Letzte Woche kam die Aufregung rund um den TV-Vertrag. St. Pölten hat dem Admira-Antrag zugestimmt. Hat man keine Bedenken etwas auszulösen und die Liga ins Chaos zu stürzen?

Blumauer: Mich wundert es, dass sie wissen, wie wir gestimmt haben, weil das geheim war. Wir haben das nicht kommuniziert. Im Zuge des ganzen Prozesses habe ich nicht die Gefahr gesehen, dass die Liga ins Chaos rutscht. Im Gegenteil, es gibt zwölf starke Partner, die Sachen diskutieren. Das soll so sein. Jeder hat seine Meinungen. Dann gab es eine Abstimmung und daran hält man sich. Es ist nicht so, wie es medial gehandhabt wird, dass da eine Unruhe wäre. Der Aufsichtsrat geht sehr besonnen vor, zum Beispiel Gerhard Stocker.

 

90minuten.at: Wäre es nicht besser gewesen, sich erst nach dem ersten Jahr über den TV-Vertrag Gedanken zu machen?

Blumauer: Das passiert jetzt eh. Es wurde über etwas abgestimmt, von dem man nicht wusste, wie sich das auswirkt. Jetzt hat man die ersten Auszahlungen bzw. Berechnungen bekommen, die auf Fakten beruhen. Die gab es bis dato nicht. Die haben wir vor ein, zwei Monaten diskutiert. Es wird jetzt aber kein Prozess eingeleitet. Ich bin relativ entspannt.

 

90minuten.at: Im Raum standen oder stehen von beiden Seiten auch Klagen. Überlegen Sie das auch?

Blumauer: Nein, wir haben nichts, was wir einklagen würden. Wir geben unsere Meinung ab und schauen, was dabei heraus kommt. Natürlich muss jeder Verein aufs Wirtschaftliche schauen und das umsetzen, wovon er am meisten profitiert. Das ist die Aufgabe von jedem Geschäftsführer. Wenn etwas schlüssig ist, muss man dafür stimmen.

 

90minuten.at: Zurück zum Sport, in die nahe Vergangenheit. Hegen Sie die Befürchtung, dass Ihnen Leistungsträger von finanzkräftigeren Klubs abgeworben werden könnten in der Winterpause?

Blumauer: Ich habe da keine Angst. Wir haben einen ausgeglichenen Kader, der auf jeder Position doppelt besetzt ist. Natürlich haben sich einige Spieler ins Rampenlicht gespielt. Das ist aber ein ganz normaler Prozess. Wir haben mit einem Großteil längerfristige Verträge, es wird nicht günstig. Mehr als drei Viertel des Kaders hat Verträge über die Saison hinaus. Das war uns wichtig, weil wir eine junge Mannschaft haben. Wir haben gehofft, dass sie sich weiter entwickeln und das ist eingetreten. Wir sind gerüstet. Wir haben das Ziel, die Mannschaft beisammen zu lassen. Aber wir haben immer kommuniziert, dass wir weder einem Trainer noch Spielern Steine in den Weg legen. Es ist ein ganz natürlicher Prozess, wenn man sagt, dass man die Mannschaft nicht die nächsten fünf Jahre zusammen lassen will. Es ist legitim, wenn wer zu einem größeren Verein oder ins Ausland will, sofern der SKN profitiert.

 

90minuten.at: Bei wichtigen Spielern wie Mislov oder Pak läuft der Vertrag im Sommer aus. Streben Sie da Vertragslängerungen an?

Blumauer: Wir haben schon einige verlängert, von Balic und auch Drescher, bei dem wir die Option gezogen haben. Im Trainingslager wollen wir einige Gespräche führen. Es sind aber wenige und wir wollen den Stamm zusammen halten. Das wird auch passieren. Mit den beiden werden wir auch sicher sprechen. Es ist aber kein Feuer am Dach, ganz im Gegenteil.

 

90minuten.at: Eines der größeren Probleme kleinerer Vereine ist, dass Spieler keine längerfristigen Verträge haben. Ist das auch ein Schlüssel zum Erfolg?

Blumauer: Das Problem, das wir hatten, ist, dass wir in den letzten beiden Saisonen bis zum Ende nicht wussten, in welcher Liga wir spielen würden. Vor zwei Jahren gelang der Klassenerhalt in der letzten Runde, letzte Saison überhaupt erst in der Relegation. Das war für den Verein extrem schwierig. Wir wollten heuer vorzeitig wissen, in welcher Liga wir spielen, um frühzeitig den Kader zu planen. Das macht uns um eine Klasse stärker. So wie es aussieht, werden wir das bald wissen. Dann können wir das erste Mal eine Saison gut durchplanen. Das wäre ein Meilenstein.

 

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