"Günter Kreissl hat immer wieder Spieler überzeugt, um weniger Geld zu Sturm zu kommen oder hier zu bleiben, weil es sportlich eine andere Perspektive gibt."
90minuten.at: Wenn es aber um ein und denselben Spieler geht und Red Bull und Sturm wollen diesen Spieler, ist der kleine Klub dann nicht immer der Verlierer?
Schicker: Es ist nicht immer so. Es kommt sehr darauf an, welche Persönlichkeit ein Spieler hat. Speziell Günter Kreissl hat immer wieder Spieler überzeugt, um weniger Geld zu Sturm zu kommen oder hier zu bleiben, weil es sportlich eine andere Perspektive gibt. Aber natürlich ist das Geld bei vielen ein dominanter Fraktor.
90minuten.at: Wie sinnvoll sehen Sie eine Variante, ein Kooprationsteam in der zweiten Liga zu haben, wo die Spieler an das Bundesliganiveau herangeführt werden? Und könnten das auch die eigenen Amateure sein?
Schicker: Sehr sinnvoll, weil ich das aus Wiener Neustadt kenne und gesehen habe, was es den Spielern bringt. Vor allem dann, wenn es eine gute Mischung in dieser Kooperationsmannschaft gibt, wo sich junge Spieler neben arrivierten Leuten profilieren müssen. Die eigenen Amateure in die zweite Liga zu bringen ist eine Kostenfrage, aber grundsätzlich junge Spieler in der zweiten Liga vorzubereiten macht Sinn.
90minuten.at: Durch das neue Ligaformat ist aktuell das Erreichen der ersten sechs Plätze das kurzfristige Ziel. Aber mittel- oder langfristig gedacht, wo kann sich Ihrer Meinung nach ein Klub wie Sturm in der Liga positionieren? Was soll und darf der Anspruch sein?
Schicker: Die Mannschaft hat letzte Saison gezeigt, was möglich ist. Wenn ich länger nach vor schaue, sollte ein Platz zwischen Zweiter und Vierter schon immer das Ziel des SK Sturm sein. Das auch mit Spielern, die vielleicht wieder mehr aus dem eigenen Nachwuchs kommen und es muss außerdem ein Ziel sein, dass nicht wie letzten Sommer die Leute reihenweise den Klub verlassen, wenn es eine gute Saison gegeben hat. Es sollen Spieler hier arbeiten, die Sturm als ihren Verein sehen, wo sie auch etwas erreichen können.
90minuten.at: Gibt es heutzutage noch viele Spieler, die so funktionieren?
Schicker: Sie sind eher die Ausnahme, aber es gibt sie und eines meiner Ziele muss sein, die zu finden. Wir werden aber immer wieder akzeptieren müssen, dass Spieler bei anderen Klubs mehr verdienen können. Um der Entwicklung vorzubeugen, die es aktuell gibt, wo Leute teilweise für gar nicht besonders viel mehr Geld trotzdem immer gleich einen Wechsel anstreben, ist auch das Thema von längerfristigen Verträgen ein wichtiges. Die Berater haben mittlerweile aber eine gewisse Macht in dem Geschäft, die es den Klubs nicht immer leicht macht.
90minuten.at: Stichwort Langfristigkeit. Sie sagen, Scouting und Videoanalyse beim Sturm ist ein nächster Schritt in der Karriere. Was ist der übernächste für Andreas Schicker? Ist Trainer ein Thema?
Schicker: Ich habe gerade die A-Lizenz als Trainer gemacht. Ich sehe mich aber eher in dem Bereich, wo ich bisher war und jetzt bin. Nicht, dass ich mir Trainer gar nicht vorstellen kann, aber die Vielseitigkeit der Tätigkeit im Sportmanagement interessiert mich mehr. Sportdirektor in Wiener Neustadt klingt super, in Wirklichkeit heißt Sportdirektor in der zweiten Liga aber Wohnungen suchen, Auswärtsfahrten organisieren oder Ansprechpartner für was auch immer für die Spieler sein. Teammanager oder Pressesprecher gibt es da nicht. Das alles zu kennen ist ein Mehrwert und hilft mir jetzt.