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Fredy Bickel: "Es hat nicht viel gebracht, dass Didi die Liga gekannt hat" (2)

Niemand steht bei Rapid Wien derzeit so oft in der Kritik wie Sportchef Fredy Bickel. Ein Gespräch über das Konzept, mit dem der Verein wieder erfolgreich werden will.

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90minuten.at: Wie wichtig war Ihnen denn der taktische Aspekt? Sprich: Welchen Fußball der Trainer spielen lässt?

Ich finde es falsch zu sagen: Wir wollen taktisch so oder so ausgerichtet sein und dazu hole ich den oder den Spieler. Es ist der Trainer, der auf dem Platz arbeiten muss und der weiß, wie er mit dieser Mannschaft spielen kann. Aber, ich komme gerade von einer Sitzung mit Didi, wo wir die Spielertypen definiert haben, die wir für unser Spiel haben wollen. Da haben wir eine gleiche Linie.

 

90minuten.at: Was ist die gleiche Linie?

Das Verhalten in der Offensive und den Charakter haben wir ganz besonders angesprochen.

 

90minuten.at: Wird Rapid von der Spielweise im Frühjahr anders auftreten?

Das ist unser Ziel. Wir versuchen von außen diese Impulse zu geben – mit dem einen oder anderen neuen Spieler.

"Ob Didi bislang Mannschaften hatte, die dominanten Fußball spielen konnten, das bezweifle ich." - Fredy Bickel

90minuten.at: Wie will Rapid künftig Fußball spielen?

Es geht um die mentale Stärke. Es ist wichtig, dass wir eine Mannschaft haben, die positiv voraus geht. Die sich keine großen Gedanken macht, was passiert im Spiel und außen drumherum. Wir brauchen eine Mannschaft, die mehr Biss hat.

 

90minuten.at: Das heißt: Es liegt mehr am Mentalen als am Taktischen?

Ja.

 

90minuten.at: Rapid scheitert aber in den letzten Jahren meistens auf Dorfplätzen gegen defensive Mannschaften. Ist das nicht mehr ein taktisches als ein mentales Problem?

Das Derby haben wir in fünf Minuten verloren. Wir haben alle in diesen Minuten den Kopf verloren.

 

90minuten.at: Wir halten fest: Rapid hat ein mentales Problem. Aber wie will man Fußball spielen?

Rapid wird in den meisten Spielen mehr Ballbesitz haben. Wir werden in den meisten Spielen dominant auftreten.

 

90minuten.at: Das heißt: Rapid muss in Ballbesitz mehr Lösungen finden. Aber Didi Kühbauer konnte das bislang bei seinen Vereinen nicht erproben, weil er dort auf Konter gespielt hat.

Das würde ich nicht behaupten. Ein Trainer ist so gut wie seine Mannschaft. Ein guter Trainer kann sich auch der Mannschaft anpassen. Ob Didi bislang Mannschaften hatte, die dominanten Fußball spielen konnten, das bezweifle ich.

 

90minuten.at: Aber es ist doch offensichtlich, dass sich Rapid gegen offensive Mannschaften (wie in der Europaleague) leichter tut als gegen defensive Mannschaften wie den WAC oder Sturm Graz in der Liga.

Das streite ich auch nicht ab. In Österreich spielt fast jede Mannschaft gleich gegen uns. So, wie wir es nicht gerne haben. Es stimmt, dass wir dann Probleme haben, wenn keiner das Spiel macht und wir keine Lösung nach vorne finden. Da bin ich ganz gleicher Meinung. Wenn ein Gegner mitspielt, können unsere Spieler ihr Potential besser abrufen. Im Europacup weiß die Mannschaft: Bei einer Niederlage bekommen Sie im Gegensatz zu nationalen Bewerben keine auf den Deckel. Dazu kommt: Wenn wir in der Meisterschaft auf Probleme stoßen, konnten die Spieler dies auf dem Platz in der Vergangenheit kaum einmal zusammen lösen.

"In der Europa League kannst dort viel leichter spielen. Schobi zum Beispiel ist dann am gefährlichsten, wenn er viel Platz hat. In der Meisterschaft hat er nicht viel Platz, weil die Gegner defensiver stehen." - Fredy Bickel

90minuten.at: Herr Bickel, Sie reden schon wieder über das Mentale. Wollen wir nicht über das taktische reden? In der Meisterschaft tut sich Rapid gegen defensive Mannschaften schwer, im Europacup gegen offensive Gegner leichter.

Richtig. Aber das hat doch auch mit der Mentalität von Spielern zu tun.

 

90minuten.at: Aber im Europacup haben sie doch die Mentalität.

Du kannst dort viel leichter spielen. Schobi zum Beispiel ist dann am gefährlichsten, wenn er viel Platz hat. In der Meisterschaft hat er nicht viel Platz, weil die Gegner defensiver stehen. Oder du hast einen Murg, der im Europacup ebenfalls mehr Platz hat und gut hineinzieht. In der Meisterschaft wissen alle genau, dass er das macht und sie machen innen zu.

 

90minuten.at: Das heißt: Sie müssen die Spielertypen ändern oder taktisch etwas an der Spielweise, oder?

Mit dem Spielertyp ändert sich ja auch die Spielweise.

 

90minuten.at: Sie sagen: Sie haben Spielertypen, die Platz brauchen. Was ist die Conclusio?

Den Kader so aufzustellen, dass man verschiedene Möglichkeiten hat, um anders auf die jeweiligen Gegner zu reagieren.

 

Auf Seite 3 des Interviews erzählt Fredy Bickel, was mit Didi Kühbauer in Bezug auf die Rapid-Spielweise vereinbart wurde, wie er die Arbeit von Ralf Rangnick beurteilt und welche Spielertypen man im Winter holen will.

>>> Interview weiterlesen auf Seite 3

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