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Günter Kreissl: „Die Bilanz eines Abstiegskandidaten“

Günter Kreissl erhöht den Druck auf Franco Foda, gibt den Medien eine Teilschuld und ist bereit, bei einer weiteren Niederlage „umzurühren“.

Drei Frühjahres-Spiele der Tipico-Bundesliga von Sturm Graz sind absolviert, die Truppe von Franco Foda konnte bisher keinen einzigen Punkt ergattern. Vom ehemaligen Tabellenführer aus der Herbstsaison ist nur noch ein Schatten seiner selbst übergeblieben. Sportdirektor Günter Kreissl ortet jedoch Aufklärungsbedarf und hat zu einem Medientermin eingeladen, um aktuelle Themen zu besprechen bzw. kleinere Missverständnisse auszuräumen.

 

Über den Ausgang der aktuell miserablen Situation – das Wort „Krise“ will Kreissl nicht in den Mund nehmen, meint Kreissl: „Es hat keinen Bruch in der Mannschaft gegeben. Ich habe aber wahrgenommen, dass es zu schnell eine zu kritische Berichterstattung gab, die uns alle verunsichert hat. Man hat schon beim 2:2 gegen Mattersburg die Frage gestellt, ob dies der Beginn einer Krise sei. Nach dem Cup-Aus gegen St. Pölten war es dann eine „Mini-Krise“ und nach der nächsten Niederlage die „Große-Krise“. Da hatte ich schon das Gefühl, dass das alle belastet.“

 

„Bilanz eines Abstiegskandidaten“

Kreissl ist sich dennoch bewusst, dass die Leistungen aktuell nicht passen, spricht das auch klar an: „Im Frühjahr bin ich weder mit den Leistungen, noch mit den Ergebnissen auch nur ansatzweise zufrieden. Ich bin kein Freund davon, Dinge irgendwie schön zu reden. Wenn etwas dementsprechend schlecht ist, muss man auch mit den Fingern darauf zeigen. Elf Punkte aus zwölf Runden ist die Bilanz eines Abstiegskandidaten. Für diese Ausbeute ist das gesamte Team viel zu gut. (…) Wir stehen zwar aufgrund unseres überragenden Starts noch gut da, aber der Zeitraum, in dem unsere Resultate nicht mehr passen, ist mir zu lange.“

Kreissl stellt auch klar, dass kurzfristig nur Franco Foda selbst den Weg aus dem Schlamassel finden kann: „Prinzipiell trägt der Trainer die  Alleinverantwortung, denn er sieht die Mannschaft jeden Tag und sammelt Eindrücke. Er gestaltet das ganze Programm und daher muss sich das Trainerteam Gedanken machen, wie wir dieses Problem wieder in den Griff bekommen. Ich werde nicht dafür bezahlt, Franco Foda gescheite Tipps zu geben, wie man es denn machen könnte. Wir haben uns genau für dieses Betreuerteam entschieden, weil wir mit diesem vom Erfolg überzeugt sind. Derzeit sind wir das aber leider nicht.“

 

„Bin bereit umzurühren“

Kreissl ist auch bereit, schmerzhafte Veränderungen im Klub vorzunehmen, wenn sich an der aktuell negativen Entwicklung nichts ändern sollte. Vor allem der hohe Frustrationslevel bei den Fans macht Kreissl Kopfzerbrechen. „Es galt die Leute wieder für Sturm zu begeistern. Wenn uns dieses große Ziel nach dieser Saison gelungen ist, war es ein tolles Jahr. Derzeit kommen wir allerdings von diesem Weg ab, trotzdem sehe ich diesbezüglich keine Alternative. Daran ändert sich nichts und ich bin auch bereit umzurühren, wenn ich merke, es geht wieder in die falsche Richtung. Es gilt dabei die richtige Mischung zu finden zwischen „Ruhe bewahren“ beziehungsweise Zuversicht und zu sagen „so darf es nicht weitergehen“.

 

Die Deadline für die Trendumkehr hat sich Kreissl mit dem Spiel gegen Altach gesetzt. „ Weil ich glaube, dass dieses Spiel essentiell ist“, so der Sturm-Sportchef. Sollte also auch dieses Spiel in den Sand gesetzt werden, will Kreissl alle hinterfragen, auch sich selbst. Und natürlich den Trainer: „Der Trainer wiederum ist verantwortlich für die Tagesarbeit, das System, das Personal, etc. Und auch alle Spieler. Vom Kapitän abwärts.  Es kann sich keiner aus der Verantwortung rausnehmen.“

 

>>> Alle Aussagen von Günter Kreissl auf sturmnetz.at

 

Franco Foda nach der letzten Niederlage im Interview