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Miron Muslic: "Ohne Scheitern in Ried wäre ich heute nicht hier"

Cercle Brügge-Trainer Miron Muslic war zu Gast beim Sky Sport Austria Podcast „DAB|Der Audiobeweis“.

Miron Muslic (Trainer Cercle Brügge):
…über die Gründe seiner Vertragsverlängerung: „Auf der einen Seite ist es eine Entscheidung des Herzens. Weil mir Cercle vor zweieinhalb Jahren, nach einer sehr schwierigen Phase, die Chance gegeben hat, noch einmal durchzustarten. Auf der anderen Seite macht es für mich sportlich durchaus Sinn. Ich habe mir jetzt die letzten zweieinhalb Jahre jeden Schritt in meiner Trainerkarriere richtig überlegt. Wir haben bei Cercle die jüngste Mannschaft Belgiens. Und wir reden immer davon, dass wir diese Mannschaft entwickeln. Genau diese Entwicklungsphase ist auch sehr wichtig für mich. Ich bin immer noch ein junger Trainer. Es gibt immer noch tausend Dinge, die ich besser machen kann. Es gibt auch viele Fehler, die ich noch machen muss. Und Cercle gibt mir einfach die Gelegenheit für beides. Für mich war das der logische Weg, trotz Interesse von anderen Vereinen. Diese Vertragsverlängerung war aus meiner und der Sicht meiner Agentur zu hundert Prozent der richtige Schritt. Dieses Projekt gibt mir die Möglichkeit, mich kontinuierlich und stetig weiterzuentwickeln.“
 
…über seine Ziele mit Cercle Brügge: „Wir wollen den Weg, den wir jetzt eingeschlagen haben, zusammen fortsetzen. Wenn wir es schaffen, diese Performance zu halten und uns Schritt für Schritt weiterentwickeln, dann werden wir am Ende des Tages auch da stehen, wo wir hingehören.“

"Das Modell Red Bull Salzburg passiert bei uns eben mit Red Bull, Sturm Graz ist auf einem ausgezeichneten Weg. In der Jupiler Pro League machen das aber zehn, zwölf Mannschaften." - Miron Muslic

…über sein Engagement bei Cercle Brügge: „Franky (Schiemer, Anm.) war der Agent. Er hat mich kontaktiert, dass ein gewisser Carlos Avina, Sportdirektor von Cercle, ihn kontaktiert hat. Sie würden bei Cercle gerne diese aktive, intensive, aggressive offensive Spielweise implementieren. Er war auf der Suche nach Trainern, die sich mit dieser Spielweise wohlfühlen. Franky hat da keine Sekunde gezögert und hat gesagt, dass der Miron der richtige Mann ist. Ein paar Tage später habe ich dann den ersten Anruf von Sportdirektor Carlos Avina bekommen. Der erste Austausch war okay. Ein paar Tage später habe ich drei Spiele von Cercle bekommen. Ich sollte diese drei Spiele analysieren. Ich habe das dann gleich gemacht und auch gezeigt, wie wir das machen und was wir verändern könnten. Wir haben uns dann in Zürich getroffen. Da habe ich dann einfach nochmal das präsentiert, wie ich das alles sehe. Dann ist alles relativ rasch gegangen. Ich habe mich dann mit Franky, Carlos Avina und Paul Mitchell, Sportdirektor von AS Monaco, getroffen. Paul Mitchell hat dann gesagt, dass ihm das taugt, und wir sollen sofort anfangen.“
 
…über die Jupilar Pro League: „Die Jupilar Pro League ist in einem klaren Aufwärtstrend. Letztes Jahr haben fünf Mannschaften international überwintert, dieses Jahr sind wieder fünf Mannschaften dabei. Das zeigt schon, dass diese Liga von Jahr zu Jahr stärker wird. Wir haben heuer im Sommer, was den UEFA-Koeffizienten betrifft, Frankreich überholt. Das ist schon eine Hausnummer. Wir haben (in der Liga, Anm.) einen Marktwert von circa 940 Millionen Euro. Das zeigt, dass die finanziellen Möglichkeiten schon auch da sind.“
 
…über die Unterschiede zwischen der ADMIRAL Bundesliga und der Jupilar Pro League: „Das Modell Red Bull Salzburg, mit der klaren Idee und den vielen jungen Spielern, das passiert bei uns in Österreich eben mit Red Bull, Sturm Graz ist mit Coach Ilzer und Sportdirektor Schicker auf einem ausgezeichneten Weg. In der Jupiler Pro League machen das aber zehn, zwölf Mannschaften. Deswegen ist diese Liga so erfolgreich. Deswegen exportieren wir auch so viele Spieler. Das ist für mich der größte Unterschied zwischen Belgien und Österreich.“

"Diese Zeit in Ried, diese drei Monate, waren und sind prägend für mich. Ohne diesem Scheitern in Ried wäre ich heute nicht hier. Wo das alles so passiert ist, hat sich das unglaublich hart angefühlt." - Miron Muslic

…über Cercle Brügge: „Wir haben die jüngste Mannschaft von Belgien. Wir hatten letztes Wochenende eine Startelf mit einem Altersdurchschnitt von 22,4 Jahren. Diesen Weg gehen wir aber ganz stur und ganz klar. Wir haben im Sommer um die 15 Millionen Euro Einnahmen gehabt, das hat es noch nie gegeben. Die Konsequenz aus unserer Transferpolitik war, dass wir Spieler für knapp 15 Millionen Euro verkauft haben. Diese sechs bis sieben Spieler haben wir dann mit Spielern ersetzt, wo keiner älter ist als 20 Jahre. Also das ist eine ganz klare Strategie.“
 
…über die Nachwuchsarbeit im Verein: „Letzte Saison waren 60% der Cercle-Spieler „Homegrown-Player“. Das heißt, diese 60% kommen eben aus dem Cercle-Nachwuchs. In diesen 15 Millionen Einnahmen kommt ein Drittel aus „Homegrown-Players“, aus dem eigenen Nachwuchs. Wir haben nicht diese Top-Toptalente. Dennoch schaffen wir es, dass wir die Jungs, die wir haben, darauf vorbereiten, dass sie bei uns performen können. Wir geben ihnen die Bühne. Sie sollen sich dann anhand unserer Performance für weitere Aufgaben empfehlen können. Das zeigt schon, dass wir an unserem eigenen Nachwuchs sehr stark festhalten. Aber es kann nicht alles vom eigenen Nachwuchs kommen. Es geht um eine gute Balance.“
 
…über seine Zeit bei der SV Ried: „Diese Zeit in Ried, diese drei Monate, waren und sind prägend für mich. Ohne diesem Scheitern in Ried wäre ich heute nicht hier. Wo das alles so passiert ist, hat sich das unglaublich hart angefühlt. Da habe ich in meiner eigenen Haut erfahren, wie schnelllebig dieses Geschäft ist. Das hat mich aber nicht abgeschreckt. Ich finde, es ist okay, mal zu scheitern. Ich finde, es ist okay, mal am Boden zu liegen. Im Fußball, wie auch im Leben. Aber man muss immer wieder aufstehen. Und das habe ich gemacht. In einer Phase, wo in ganz Fußball-Österreich niemand an mich geglaubt hat.“
 
…über seine Trainerausbildung und seinen Mentor Thomas Weissenböck: „Ich habe von jedem meiner Trainer etwas mitgenommen. Ich habe relativ früh mit meiner Trainerausbildung begonnen. Ich habe jeden Trainerkurs vom ÖFB absolviert. Diese Leidenschaft hatte ich immer in mir. Ich habe eine Gabe, eine Gruppe von Menschen zu führen. Thomas Weissenböck ist als Trainer meine größte Stütze. Frisch aus der B-Lizenz bin ich ihm als Talent aufgefallen. Er hat mich dann gefragt, ob ich mir vorstellen könnte, als spielender Co-Trainer bei den Jungen Wikingern mitzuwirken. Ich habe natürlich sofort zugesagt. Er ist ganz klar mein größter Mentor. Thomas Weissenböck ist auch eine sehr starke Persönlichkeit. Du musst auch mal können mit ihm. Aber irgendwie war das von Anfang an eine Liebesgeschichte.“

"Den Spielern wird viel zu viel zugemutet. Das Spiel wird immer aktiver. Das hat ja eine hohe Belastung für die Spieler zufolge." - Miron Muslic

…über seine Spielidee: „Ich wollte immer schon aktiv, intensiv und hoch spielen. Borussia Dortmund mit Jürgen Klopp, ich dachte mir immer, wie das geht, dass jedes Mal vier Dortmund-Spieler in Ballnähe sind. Diese Idee hat mich immer schon fasziniert.“
 
…über sein „internationales“ Trainerteam: „Wir haben einen internationalen Staff. Mit Jimmy De Wulf haben wir einen belgischen Co-Trainer, mit Radhi Jaidi einen tunesischen ehemaligen Premier League-Spieler. Wir haben mit Bruno Andrade einen dritten Assistenztrainer, der Brasilianer ist und auch diese Südamerika-Connection hat. Mit Stefan Toonen haben wir einen Head of Goalkeeping aus Holland. Eddie Lattimore, unser Head of Performance, ist aus England. Head of Analysis ist Stuart Metcalf aus England. Auch das ist ein riesengroßer Unterschied zu unserer heimischen Liga. Der Erfolg bei Cercle ist auch wegen dem Teamwork bei uns im Staff.“
 
…über den Austausch mit der AS Monaco: „Das alles ist nur möglich, weil AS Monaco da dahintersteht. Wir haben mittlerweile einen Marktwert von 36 Millionen Euro. Monaco gibt den finanziellen Rahmen vor. Der Austausch zwischen den Vereinen ist hervorragend. Einen direkten Austausch zwischen Adi Hütter und mir gibt es nicht. Wir werden uns aber im Jänner wieder sehen, darauf freue ich mich schon.“
 
…über die kommenden Wochen und die hohe Belastung für die Spieler: „Es ist intensiv. Ich finde es nicht okay. Wir haben das letzte Spiel am 27.12. Da hat es wahrscheinlich -10° und wir spielen zwischen Weihnachten und Silvester. Dann haben wir nur eine sechstätige Pause. Dann geht es schon wieder weiter. Den Spielern wird viel zu viel zugemutet. Das Spiel wird immer aktiver. Das hat ja eine hohe Belastung für die Spieler zufolge. Physisch und auch mental. Irgendwann erreicht man das Level der Ermüdung, und dann kommen die Verletzungen.“
 
…über seine Zukunft: „Ich würde sehr gerne in England arbeiten. Die Art und Weise, wie ich Fußball sehe, passt zu dem fußballverückten England. Es ist aktiv, es ist ehrlich, es ist nach vorne. Hoffentlich wird mir das auch gelingen.“

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