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SV-Ried-Sportdirektor Reifeltshammer: Schlaflose Nächte und die Punkteteilung

Thomas Reifeltshammer, SV Ried-Sportdirektor, war zu Gast bei „Talk & Tore“ bei Sky Sport Austria. Bestimmendes Thema: Der Klassenerhalt.

Thomas Reifeltshammer (Sportlicher Leiter SV Guntamatic Ried):
…über das Wiener Derby: „Ein super Derby zum Ansehen als neutraler Beobachter. Extreme Werbung für den österreichischen Fußball.“

…über das Spiel gegen die WSG Tirol: „Nach dem Spiel gegen Hartberg war es sehr wichtig, dass die Mannschaft eine Reaktion zeigt. Speziell in der ersten Halbzeit war es sehr ordentlich von der Mannschaft. Es ist keine leichte Situation, wenn du so ein Spiel gegen Hartberg hast und ein paar Tage später wieder ein Heimspiel, wo du als Mannschaft, als Verein, als Verantwortlicher sehr unter Druck stehst. Die Mannschaft ist sehr gut umgegangen damit und den Punkt nehmen wir mit, denn der kann womöglich noch entscheidend sein.“

...über Emotionen im Fußball: „Emotionen sind nach dem Spiel logisch, aber irgendwann muss man die Emotionen wieder rausnehmen, auch inhaltlich die Dinge richtig analysieren, kühlen Kopf bewahren und positiv weitermarschieren. Das ist eine Devise, die man als Verantwortlicher mitbringen muss.“

"Fußball ist Unterhaltungsbranche und in der Qualifikationsgruppe wird man sehr gut unterhalten. Ob die Qualität der Spiele dann gut ist, lasse ich dahingestellt." - Thomas Reifeltshammer

…über Druck im Abstiegskampf: „Natürlich ist es keine leichte Situation, aber jeder von uns hat sich auf den Profisport eingelassen. Es sind Emotionen dabei, negative wie positive. Das macht den Sport in Wahrheit auch so schön. Wenn du in Drucksituationen Spiele gewinnst und die Siege danach feierst als Team, nicht nur als Mannschaft, sondern der gesamte Verein, kann das positive Emotionen auslösen. Das macht den Sport einfach aus. In Drucksituationen Siege gemeinsam feiern, das macht süchtig.“

…darüber, wie viel Freude die Arbeit im Abstiegskampf macht: „Sehr viel Freude. Wir haben ein Privileg, dass wir im Fußball arbeiten dürfen. Es schweißt zusammen. In einer Kabine, wie es dort zugeht, speziell nach Siegen, dieses Gefühl bekommt man nur schwierig irgendwo anders. Niederlagen sind Phasen, die dazugehören. In diesen Phasen reift man als Persönlichkeit, als Spieler, als Verantwortlicher. Auch in diesen Phasen muss man positiv bleiben und viele Dinge mitnehmen.“

…über das Ligaformat: „Es gibt viele Interessen. Die eine Seite sind die Vereine und die Spieler, auf der anderen Seite sind Medien, Fans, neutrale Beobachter und Sponsoren. Fußball ist Unterhaltungsbranche und in der Qualifikationsgruppe wird man sehr gut unterhalten. Ob die Qualität der Spiele dann gut ist, lasse ich dahingestellt. Wir als Verein SV Guntamatic Ried sind das dritte Jahr in der Bundesliga. Im ersten Jahr haben wir profitiert von der Punkteteilung, im zweiten Jahr haben wir 16 Punkte Vorsprung gehabt und sind noch hinten reingerutscht und heuer haben wir wieder profitiert. Man weiß als Verein, worauf man sich einlässt. Die Spannung ist absolut gegeben.“

…über den Einsatz von jungen Spielern im Abstiegskampf: „Unterm Strich ist der Druck so enorm auf die Verantwortlichen, speziell die Trainer, dass man eher den routinierten Spielern den Vorzug gibt. Für mich gibt es da nicht jung oder alt. Speziell bei uns haben jetzt auch in dieser Phase immer wieder junge Spieler die Chance bekommen. Nicht weil sie jung sind, sondern weil wir von der Qualität dieser Spieler überzeugt sind. Aber natürlich ist der Druck so enorm, dass es viele Vereine gibt, die eher den älteren Spielern den Vorzug geben.“

…über den Abstiegskampf: „Es ist keine leichte Situation. Aus solchen Phasen kann man aber auch sehr viel mitnehmen. Ich glaube schon, dass wir ein Verein sind, der dann wieder zusammensteht und wir marschieren gemeinsam weiter. Wir haben noch sieben Runden zu spielen und da geht es nur gemeinsam. Ich bin absolut überzeugt, dass wir die Qualität haben, um die Liga zu halten.“

…über die Kritik der Fans: „Menschlich ist es natürlich nicht angenehm. Natürlich hat man schlaflose Nächte und überlegt viel. Solange ich das Gefühl habe, ich kann dem Verein helfen, werde ich zu 100% für den Verein da sein. Ich kann die Forderungen der Fans natürlich nachvollziehen. In dieser Phase muss man den Dialog mit den Fans suchen, damit sie auch gewisse Hintergründe besser verstehen können. Es war ein sehr konstruktives und positives Gespräch. Man hat es beim Spiel gegen Tirol wieder gesehen, dass die Fans 90 Minuten die Mannschaft absolut unterstützt haben.“

"Als Vereinsverantwortlicher hat man dann nicht mehr die Mittel. Ein Mittel ist der Trainerwechsel. Das war letztes Jahr bei Robert Ibertsberger so und jetzt auch bei Christian Heinle." - Thomas Reifeltshammer


…über eigene Fehler: „Wir haben in der letzten Transferzeit gewisse Dinge aus wirtschaftlichen Gründen nicht umsetzen können. Wir haben uns in der Kaderplanung eine Achse zurechtgelegt und die ist uns leider im Laufe der Saison weggebrochen. Wir haben als Team versucht, diese im Winter aufzufangen, was uns unter dem Strich in der Wintertransferzeit besser gelungen ist. Natürlich gibt es immer wieder Kleinigkeiten, die ich jetzt anders machen würde. Fehler machen ist menschlich und das Wichtigste ist, was man aus diesen Fehlern lernt.“

…über die Probleme in der Offensive: „Wenn man einen Blick auf die Tabelle wirft, ist unser großes Problem die Offensive. Da haben wir mit Marco Grüll und Ante Bajic die letzten zwei Jahre jedes Jahr unseren besten Torschützen verloren. Wir haben im Sommer versucht, mit Christoph Monschein das ein bisschen aufzufangen. Das ist uns in dieser Form nicht gelungen.“

…über Stefan Nutz: „Stefan hat damals beim Aufstieg einen wesentlichen Beitrag geleistet, dass der Verein wieder in der Bundesliga spielt. Untypisch für Stefan eine solche Verletzung. Wir haben ihm unmittelbar nach der Diagnose ein Vertragsangebot vorgelegt, dass er nächstes Jahr auch bei uns im Verein eine wichtige Rolle spielt. Wir werden ihn nicht hängen lassen und ich hoffe, dass er noch länger bei uns im Verein bleibt.“

…über Samuel Sahin-Radlinger: „Sami hat man nicht überzeugen müssen von unserem Verein. Wer Sami kennt, der ist ein Local Hero in Ried. Er ist seit seinem ersten Lebensjahr Fan von diesem Verein und hat ein unglaubliches Standing. Logisch, dass Sami sich mit seinen Leistungen für andere Vereine empfohlen hat. Zum jetzigen Zeitpunkt ist es einfach ein unglaubliches Zeichen von ihm. Solche Qualität würden wir im Tor nicht bekommen, wenn Sami nicht in Ried geboren und sich so mit dem Verein identifizieren würde. Für mich ist er einer der besten Torhüter Österreichs.“

…über die vielen Trainerwechsel der letzten Jahre: „Beim ersten Trainer, Andreas Heraf, war eine Situation, wo Andi auf uns zugekommen ist und in der Form nicht mehr weitermachen konnte. Hier waren uns als Verein die Hände gebunden. Dann ist eine Situation eingetreten, wo sehr viele Trainerwechsel gewesen sind in den letzten Jahren, was für Spieler nie angenehm ist. Mit Robert Ibertsberger und Christian Heinle waren zwei Trainer am Werk, wo man gesagt hat, man trennt sich. Als Vereinsverantwortlicher hat man dann nicht mehr die Mittel. Ein Mittel ist der Trainerwechsel. Das war letztes Jahr bei Robert Ibertsberger so und jetzt auch bei Christian Heinle.“

…über Maximilian Senft: „Ich bin zu 100% von ihm überzeugt. Es war eine mutige Entscheidung, aber wir sind völlig von dieser Entscheidung überzeugt gewesen. Er hat auch Mut, wenn er junge Spieler reinwirft, weil er von der Qualität dieser Spieler überzeugt ist.“

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