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2023 zeigt Österreichs Fußball die Grenzen auf [Kommentar]

Es ist leichter, sich Richtung Spitze zu bewegen, als dort zu verbleiben. Das muss der heimische Fußball 2023 schmerzlich lernen.

+ + 90minuten.at PLUS - Ein Kommentar von Georg Sohler + +

 

Das Jahr 2023 hatte viele Highlights zu bieten: Nations League bei den Frauen, EM-Quali der Herren, Sturms Cupsieg und, und, und. In verschiedenen Geschwindigkeiten ging es für den Herren- und Frauenfußball in den letzten Jahren bergauf. Aber wer irgendwo im Tabellenmittelfeld herumdümpelt, kann mit drei Siegen schnell einen Sprung nach vorne schaffen. Dort aber auch zu verbleiben, das ist die große Herausforderung. Dieser muss sich Österreichs Fußball in seiner Gesamtheit stellen.

 

Zwei Seiten von Medaillen

Es gibt immer zwei Seiten. Auf der einen etwa die Erfolge in der Nations League von Irene Fuhrmann und ihren Kickerinnen vor rund 10.000 Fans. Auf der anderen Seite steht hingegen die Infrastruktur in der heimischen Frauen-Bundesliga oder auch der Umstand, dass das Niveau der Liga eben sehr breit gestreut ist, was sich dann letztlich international bemerkbar macht. Österreichs Herren-Nationalteam schafft wiederum die EM-Quali recht souverän, besiegt sogar Deutschland, aber ist von den Topteams in Bewerbsspielen doch noch etwas entfernt. Von der Happel-Ruine ganz zu schweigen...

"Auf der einen Seite stehen etwa teilweise tolle Spiele in Europa, auf der anderen Seite lacht zum Jahreswechsel wieder einmal Meister Salzburg von der Tabellenspitze, obwohl der Kick kaum anzusehen ist." - Georg Sohler

Und im Klubfußball der Herren? Auf der einen Seite stehen etwa teilweise tolle Spiele in Europa, am Ende schleppte sich nur Sturm, mit all dem Glück, das man letztes Jahr nicht hatte, auf Rang drei. Aber auf der anderen Seite lacht zum Jahreswechsel wieder einmal Meister Salzburg von der Tabellenspitze, obwohl der Kick kaum anzusehen ist. Klar, lässig, dass Markus Schopp mit dem TSV Hartberg super performt und der LASK im neuen Stadion wieder in die Spur findet. Andererseits kennen Rapid nach dem x-ten Neustart und die Austria mit der nächsten wirtschaftlich-katastrophalen Bilanz die Tabellenspitze nur noch vom Hörensagen. Und auch eine Liga weiter darunter gibt es den GAK, rund um den DSV Leoben wird gerade ermittelt, als sei es 2007.

 

Jahrelang bergauf

Vor 15 Jahren war Österreichs Fußball oftmals eine Lachnummer. Das Nationalteam ein Jausengegner, die Klubs erkickten peinliche Europacup-Auftritte, über das damalige Standing des Frauenfußballs spricht man heutzutage wohl besser überhaupt nicht. Menschen mit Herz, Hirn, Geld, ein bisschen Zufall und Visionen – sowie natürlich der Portion Wahnsinn – führten Österreichs Nationalteams (unter Marcel Koller) sogar an die Top 10 heran, Champions League ist die Regel, nicht mehr die Ausnahme; genauso übrigens wie altbackene (Klub-)Stadien. Klarerweise hilft die Verbreiterung des europäischen Bewerbsfelds, genauso wie mehr Geld im Fußball generell. Erreicht hat man das schon noch selber, die Regeln gelten ja von Spitzbergen bis Sizilien.

Allerdings gibt es eben die erwähnten Dämpfer. Es ist bei weitem nicht alles Gold, was glänzt. Sich auf dem gegenwärtigen Erreichten auszuruhen, wird nicht funktionieren. Denn wenn ein kleines Land wie Österreich bei den Großen mitspielen kann, können das andere natürlich auch. Es heißt am Ball bleiben, die aufgezeigten Grenzen anerkennen, daraus die richtigen, individuellen Schlüsse zu ziehen und 2024 alles dafür zu geben, dass weiter verbessert wird.

 

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