Vorneweg: Der Autor dieses Kommentars weiß nicht, was Dominik Fitz oder Ervin Omic sowie alle anderen bewegt, zu im ersten Moment wunderlichen neuen Ufern aufzubrechen.
Schaut man sich die heimische Liga und den relativen Rückfall in der UEFA Fünfjahreswertung an, könnte man sich denken: Vielleicht sind wir doch nicht so gut, wie wir denken.
Eines ist nicht von der Hand zu weisen: Die Austria scheiterte am Dritten der tschechischen Liga, der WAC am gleichplatzierten griechischen Vertreter, Rapid nahm die Hürde Dundee United mit Ach und Krach, Red Bull Salzburg kam über die dritte Qualifikationsrunde zur Königsklasse nicht hinaus.
Kurz: Klubs aus dieser Liga testen im Regelfall gegen Real Madrid und Bayern München, treten aber nicht in Bewerbsspielen gegen sie an.
Zwischenschritte
Das ist aber nicht nur eine Momentaufnahme, diese Klubs holen selten bis nie rot-weiß-rote Ligakicker.
Zur Erinnerung: Die zehn teuersten Transfers Österreichs waren dreimal Leipzig, zweimal Dortmund, je einmal Leeds, Leicester, Southampton, Brighton und Atalanta.
Das sind zwar alles keine kleinen Klubs, aber außer dem BVB sowie der AC Milan, die um weniger Geld Okafor und Pavlovic kaufte, sind das nicht Chelsea, Barcelona oder sonstige Top-top-Adressen.
Österreich ist für die Szoboszlais, Haalands oder Laimers ein guter Ort, um zu reifen und einen Zwischenschritt zur ganz großen Bühne zu nehmen.
Diese vielen Worte sollen ausdrücken, dass Österreich nun einmal generell nicht auf einem Level mit Ländern wie Portugal, Niederlande oder Belgien ist. Gerade für Spieler, die, im Gegensatz zu den gerade erwähnten, keine internationalen Supertalente sind.
Man gibt durchaus viel vom normalen Leben auf, in der Hoffnung, zu den je nach Studie zwei, drei oder vier Prozent zu gehören, die am Ende als Profi ihr Geld verdienen.
Sehr, sehr viele Gründe
In den letzten Monaten sind auf 90minuten allerhand Porträts über alle möglichen Legionäre erschienen und aus diesen Gesprächen ergibt sich vor allem eines: Es gibt unzählige Gründe, wieso ein Spieler aus Österreich zu einem Klub geht, den manche vielleicht erst einmal googeln müssen.
Am Ende des Tages kann jeder der folgenden Gründe für einen für Außenstehende nicht ganz nachvollziehbaren Transfer sprechen. Eine unvollständige Liste, wieso ein Kicker nicht zu einem großen Klub geht:
Es wurde zu lange zugewartet, um sich zu entscheiden.
Man hat sich verpokert.
Es gibt ein Gesamtpaket, das langfristig ausgelegt ist.
Der Klub aus dem kleineren Land zahlt deutlich mehr.
Kein Winter, dafür ein Haus am Meer.
Der/die Lebenspartner:in möchte statt in einem kleinen Dorf lieber in einer großen Stadt leben, selbst wenn es die zweite oder dritte Liga ist.
Das Berufsleben des Partners/der Partnerin ist zu dem Zeitpunkt wichtiger, somit entscheidet er/sie über den Lebensmittelpunkt.
Man beabsichtigt, sich bei sechs Trainings die Woche und 30 Spielen die Welt anzusehen.
Alle anderen denkbaren Gründe.
Letztlich: Geld.
Den letzten Punkt kann man sich nun genauer ansehen:

Das Fußballer-Leben, ein Poker
Was manche vielleicht vergessen: Österreich gehört nicht gerade zu den Ländern, die hohe Gehälter bezahlen. Legt ein rot-weiß-roter Verein 100.000 Euro im Jahr auf den Tisch (entspricht 80.000 Euro brutto), bleiben nach Abzug aller Lohnnebenkosten keine 4.000 Euro netto pro Monat übrig.
Da gibt es für dasselbe brutto andernorts mehr netto. Und wer Profi werden will, ist im Regelfall zumindest schon in einer Sportmittelschule, dann in einer Akademie. Man gibt durchaus viel vom normalen Leben auf, in der Hoffnung, zu den je nach Studie zwei, drei oder vier Prozent zu gehören, die am Ende als Profi ihr Geld verdienen.
Und das können sie dann nur zehn bis 15 Jahre. Wer es nicht zu den ganz großen Klubs schafft, wird nicht ausgesorgt haben.
Natürlich, wer fürs Kicken Geld bekommt, soll tunlichst froh sein. Aber wer würde aus oben genannten Gründen nicht den eigenen Arbeitgeber wechseln?
Weirde Wechsel können am Ende also doch zu hohen Weihen führen. Und selbst wenn nicht: Was spricht denn bitte dagegen, sich die Welt anzusehen sowie dabei auch noch fürs Kicken Geld zu bekommen?
Die Wege des Fußballgotts sind unergründlich
Dem Traum vom Profifußball in den großen Arenen rennt man ohnehin sehr lange nach. Schließlich hat man viel investiert. Was am Ende dabei herauskommt, weiß man jetzt nicht.
Sorgte nicht der Wechsel von David Affengruber in die zweite spanische Liga für Stirnrunzeln, jetzt wird er gegen Mbappé und Co. spielen? Marco Grüll und Patrick Wimmer waren nicht einmal in Akademien. Raul Florucz wurde mit 21 noch in die zweite kroatische Liga verliehen.
Es geht auch eine Stufe darunter: Alessandro Schöpf oder Ercan Kara sind im besten Fußballalter in die USA gegangen, spielen jetzt wieder (zumindest um) die UEFA Conference League.
Weirde Wechsel können am Ende also doch zu hohen Weihen führen. Und selbst wenn nicht: Was spricht denn bitte dagegen, sich die Welt anzusehen sowie dabei auch noch fürs Kicken Geld zu bekommen?