Pro & Contra: Ist Marko Arnautovic diesen Preis wert?
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Pro & Contra: Ist Marko Arnautovic diesen Preis wert?

Die Verhandlungen zwischen SK Rapid und Marko Arnautovic laufen weiter, vor allem finanziell ist der Spagat für die Hütteldorfer groß. 90minuten diskutiert, was für und gegen den Sensationstransfer spricht.

Sportdirektor Markus Katzer bastelt weiter am Rapid-Kader für die Saison 2025/26, am Dienstag wurde Ercan Kara als vierte feste Neuverpflichtung präsentiert. Über Hütteldorf hängt aber vor allem eine Frage: Gelingt der Sensationstransfer von Marko Arnautovic?

Laut einem aktuellen Bericht des "Kurier" laufen die Verhandlungen weiter - offen bleibt die Frage, ob sich der Tabellenfünfte der abgelaufenen Bundesligasaison das üppige Gehalt des Stürmers leisten kann. Von rund drei Millionen Euro Bruttogehalt pro Saison ist aktuell die Rede, das Geld soll durch Mehreinnahmen und zusätzliche Sponsoren aufgestellt werden.

Aber wäre Arnautovic die notwendigen Anstrengungen für Rapid am aktuellen Punkt seiner Karriere überhaupt wert? 90minuten diskutiert in einem Pro und Contra.

PRO - Wie Messi bei Barcelona?

Georg Sohler

Ein Arnautovic-Transfer wäre nach der verkorksten SCR-Saison ein dringend benötigtes Ausrufezeichen in Wien-West. Eigentlich müsste der Ex-Inter-Kicker einige Abstriche machen. Die betreffen einmal den Sport: Rapid muss sich als Fünfter der abgelaufenen Saison durch die mehrrundige Qualifikation für die Conference League quälen. Woanders hätte "Nautl" die Chance auf einen höherklassigen europäischen Bewerb, eine attraktivere Liga - und mehr verdienen würde er dort auch. Rapids bestes und vermutlich auch einziges wirkliches Argument in Verhandlungen ist: Marko, du darfst immer spielen, sofern du deinen 36 Jahre alten Körper nur irgendwie für ein paar Minuten auf das Spielfeld schleppen kannst.

Am Geld sollte es Rapid nicht scheitern lassen: Neben Arnautovic' sportlicher Qualität und zu Rapid passender Mentalität käme angesichts seiner Beliebtheit ein gerütteltes Maß davon bald wieder retour. Eine Studie errechnete beispielsweise, dass Lionel Messi beim FC Barcelona für 30 Prozent des Umsatzes verantwortlich war. Ticket- und Sponsoring-Einnahmen stiegen, ebenso die Trikotverkäufe. "Messi generiert mehr, als man für ihn ausgibt", wurde Präsident Juan Laporta dazu zitiert.

Vielleicht schießt der Routinier Rapid ja auch zu Erfolgen, etwa im Europacup. Dieser brachte letzte Saison Bruttoeinnahmen von über zehn Millionen Euro. Alleine die Qualifikation spülte 2024/25 3,7 Mio. Euro in die grün-weißen Kassen. Rapid wäre ja gesetzt, würde Gegnern wie der Fiorentina oder Nottingham im Playoff aus dem Weg gehen.

Es wäre allenfalls ein lässiges Zeichen an andere Ex-Legionäre, ihr Fußballwissen am Ende der Karriere hierzulande zurückzugeben.

Georg Sohler

Es wäre allenfalls ein lässiges Zeichen an andere Ex-Legionäre, ihr Fußballwissen am Ende der Karriere hierzulande zurückzugeben. Was Aleksandar Dragovic kann, muss Arnautovic doch auch können. Stellt sich abschließend die Frage: Wenn er jetzt ein Jahr verletzt zwischen Bank und Tribüne pendelt, sich kein Erfolg einstellt und er dennoch viel kostet - wird er es das wert gewesen sein? Die Antwort könnte dann lauten: Ja, weil Rapid dann gemäß dem hauseigenen Prinzip "Trial-and-Error" wenigstens weiß, dass ein alternder Superstar auch nicht zu einer sportlichen Verbesserung führt.

Mehr zum Thema - Für Marko Arnautovic wäre der Wechsel zu Rapid eine Rückkehr. Schon im Nachwuchs machte er sich quer durch Wien einen Namen:


CONTRA - Nicht um diesen Preis

Daniel Sauer

An der Geschichte selbst gibt es natürlich wenig auszusetzen: Marko Arnautovic, einer der erfolgreichsten österreichischen Fußballspieler überhaupt, kehrt im Spätherbst seiner Karriere zum SK Rapid nach Wien - nach Hause - zurück, um Spielpraxis für die WM 2026 zu sammeln. Es wäre ein schöner Abschluss für einen Weg, der im Sommer 2006 mit dem Abschied aus Österreich begonnen hat. So einfach ist die Angelegenheit aber nicht. Marko Arnautovic ist nicht nur Fußballer, sondern ein Geschäftsmann.

Als Profi in Deutschland, England, China und Italien, ist man ein gehobenes Gehaltsniveau gewohnt, von dem sich nur die wenigsten gerne wegbewegen. Auch wenn Arnautovic laut Rapid-Sportdirektor Markus Katzer gerne nach Hütteldorf kommen will, muss die grün-weiße Geschäftsstelle ein Paket schnüren, das es in sich hat. Und was bekommt Rapid im Gegenzug? An guten Tagen entscheidet Marko Arnautovic Spiele. Er wäre ein Zugpferd, das Rapid in vielerlei Hinsicht guttun könnte.

Er würde sich wohl über Arnautovic freuen: Neo-Rapid-Trainer Peter Stöger
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Er würde sich wohl über Arnautovic freuen: Neo-Rapid-Trainer Peter Stöger

Nüchtern betrachtet ist das mit der Verpflichtung verbundene Risiko aber enorm. Arnautovic ist 36 Jahre alt, drei Jahre älter als Guido Burgstaller zum Zeitpunkt seiner Rapid-Rückkehr. Seit Sommer 2022 hat er für Verein und Nationalteam 36 Spiele verpasst, viele davon aufgrund muskulärer Verletzungen. Dabei hielt sich die Belastung bei Inter Mailand schon stark in Grenzen: 17 Ligaeinsätze, nur fünf davon von Beginn weg, im Schnitt 31 Minuten Spielzeit.

Mit entsprechender Trainingssteuerung und der ein oder anderen Pause, wenn die Mannschaft zur WSG Tirol oder der SV Ried fährt, lässt sich in Österreich vielleicht mehr herausholen. Körperlich ist der ÖFB-Rekordspieler aber ohne Zweifel weit über dem Zenit.

Jetzt aber zum eigentlichen Problem. Man stelle sich vor: Bei Arnautovic zwickt Ende August der Oberschenkel, Rapid steht im Playoff der Conference League, am Ende reicht es nicht für den Aufstieg, die Kameras finden den Star auf der Tribüne des Allianz-Stadions. Ist dieses Szenario wirklich so weit hergeholt? Vor einem Herbst, der angesichts der bevorstehenden Präsidiumswahl ohnehin ungemütlich werden könnte, birgt ein Sensationstransfer viel Sprengkraft. Auch wenn der finanzielle Schaden bei einer Verletzung oder anderweitigen Problemen durch Versicherungen und Vertragsklauseln limitiert werden könnte, blieben die Fragen: Warum hat man den eingeschlagenen Weg nicht einfach weiterverfolgt? Hätte man den Kader nicht anderweitig verstärken können? War es richtig, so viele Ressourcen in einem Spieler zu bündeln, den man sich eigentlich nicht leisten kann?

Sollte Marko Arnautovic in wenigen Tagen in Hütteldorf unterschreiben, markiere ich mir den Tag des Debüts dick im Kalender und freue mich, ihn wieder in Österreich zu sehen. An Stelle von Markus Katzer, Steffen Hofmann und der neuen Geschäftsführerin Wirtschaft Daniela Bauer hätte ich zurzeit aber ordentliche Bauchschmerzen.


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