Am Samstagabend trifft das ÖFB-Team im Zuge der WM-Qualifikation in der Linzer Raiffeisen-Arena auf Zypern (ab 20:45 Uhr im LIVE-Ticker>>>).
Einer der Kandidaten für die Position des Mittelstürmers ist Raul Florucz, der sich bei seinem neuen Verein, dem belgischen Meister Union Saint-Gilloise, pudelwohl fühlt und am Fließband scort.
Kann er das Stürmer-Problem im ÖFB-Team für die Zukunft lösen? Die beiden Redakteure Harald Prantl und René Mersol diskutieren diese und drei weitere Thesen zu den bevorstehenden beiden Spielen des Nationalteams gegen Zypern und Bosnien.
These: David Alaba hat seine Einberufung mit seinen Leistungen auf Klubebene nicht gerechtfertigt. Andere Spieler hätten sich die Nominierung mehr verdient.
Harald Prantl: Na da bin ich ja mal gespannt, ob der Kollege "andere Spieler" nennen kann, auf die das zutrifft. Nicht nur angesichts der vergangenen Erfolge und der Rolle, die Alaba auf und abseits für dieses ÖFB-Team spielt, halte ich das für eine sehr, sehr steile These. Mir stellt sich auch die Frage, wie angesichts des eben erst erfolgten Saisonstarts in den Top-Ligen die "Leistungen auf Klubebene" zum aktuellen Zeitpunkt ernsthaft bewertet werden sollen. Übrigens haben auch Stefan Posch und Florian Grillitsch in der neuen Saison noch nichts geleistet, weil sie noch nicht gespielt haben. Aber egal, solange David Alaba fit ist, ist er eine Bereicherung für dieses Team. Punkt.
René Mersol: Ich stimme Harald zu: Würden wir die Nominierungen ausschließlich an den Klubleistungen messen, gäbe es mehrere Spieler, die diesmal nicht im Aufgebot stehen dürften. Auch in der Innenverteidigung finden sich Akteure außerhalb des Kaders, die sich eine Nominierung vielleicht eher verdient hätten als manch aktueller Teamspieler. David Alaba gehört allerdings nicht in diese Kategorie. Ein fitter Alaba ist mit seiner Klasse und Führungsstärke auf wie neben dem Platz unverzichtbar für das Nationalteam. Und klar ist auch: Wäre er nicht fit, wäre er gar nicht erst nominiert worden.
These: Mit einem Raul Florucz in dieser Form brauchen wir uns keine Sorgen machen, wer im ÖFB-Team die Tore macht.
René Mersol: Keine Sorgen hat man bekanntlich nur, wenn man ein Stadion in Ried im Innkreis hat. Florucz ist ein helles Licht am Horizont, aber er allein wird das Stürmer-Thema nicht zu lösen vermögen. Nachdem Niki Wurmbrand zur U21 geschickt wurde, ist Florucz der einzige ÖFB-Angreifer im Kader unter 30. Sich nur auf Florucz zu verlassen, wäre waghalsig, wenn nicht fahrlässig. Ich stimme der These aber insofern zu, als der Belgien-Legionär der Torjäger der Zukunft sein kann - wenn seine Entwicklung in dieser Form anhält. Klar ist aber auch, dass es definitiv Alternativen braucht, die ich so aktuell nicht sehe.
Harald Prantl: Sprechen wir von dem ÖFB-Team, das in den vergangenen acht Spielen 19 Tore geschossen hat? Marko Arnautovic – vier Tore in den letzten sechs Einsätzen, Michael Gregoritsch fünf Tore in sieben Spielen, Christoph Baumgartner drei Tore in sieben Spielen, Marcel Sabitzer drei Tore in sechs Spielen. Jaja, dramatisch die Torflaute der Offensivkräfte. Eine Sache stimmt aber freilich: für die Zukunft drängen sich aktuell überschaubar viele Kicker auf, die auf hohem Niveau ihren Torriecher beweisen. Da ist der Aufstieg des Raul Florucz schon sehr erfreulich. Übrigens haben die Rieder auch keine Keine Sorgen mehr, sondern ihrem Stadion im Sommer einen neuen Namen gegeben...
These: Prekäre Ausgangslage in der Tabelle: Verliert Österreich das Auswärtsspiel in Bosnien, dann ist öha!
Harald Prantl: Ja, das ist natürlich richtig. Wenngleich man schon differenzieren muss; die bosnischen Auftritte waren bisher alles andere als berauschend, die Ergebnisse aber freilich schon. Kurzum, ich bin nicht sicher, ob sie diese Schlagzahl punktetechnisch halten können. Und überhaupt, warum geht es hier um das Spiel in Zenica?! Hoffentlich sind die ÖFB-Kicker da vernünftiger und fokussieren sich zunächst mal auf die Aufgabe Zypern, das wird nämlich auch kein Spaziergang.
René Mersol: Immer langsam mit den jungen Pferden. Das ÖFB-Team sollte (und wird) danach trachten, einmal die Aufgabe Zypern ordentlich zu erledigen. Dann kann man sich mit Bosnien befassen. Als "prekär" sehe ich die Ausgangslage aber nicht, weil Österreich nach Verlustpunkten ja gleichauf mit Bosnien liegt. Es steht aber natürlich außer Frage, dass man die Partie in Zenica nicht verlieren darf, ein Sieg ließe uns alle vermutlich noch wesentlich ruhiger schlafen.
These: Ob sich das nicht rächen wird, dass Nikolaus Wurmbrand ins U21-Team abgegeben wurde. Seine Qualitäten in der Offensive hätten dem ÖFB-Team insbesondere bei einer engen Partie sehr geholfen.
René Mersol: Der Rapid-Angreifer bringt eine Dynamik mit, die das Team so noch nicht hat. Ob das in engen Spielen helfen kann? Ja. Ob es jedoch einen entscheidenden Unterschied machen kann, wage ich nicht zu beurteilen, da wir Wurmbrand auf Nationalteam-Ebene und in dieser Mannschaft noch nicht haben spielen sehen. Da muss er sich erst einmal beweisen - und das ist der Grund, warum ich ihn lieber im A-Team gesehen hätte.
Harald Prantl: Ralf Rangnick hat erklärt, dass es Wurmbrand womöglich gar nicht in die Spieltagskader gegen Zypern geschafft hätte, er es ihm freigestellt hat, ob er nicht lieber für die U21 auflaufen möchte. Das wollte Wurmbrand, und das zeigt, dass das ein ziemlich vernünftiger junger Mann ist. Denn in diesem Alter geht es vor allem um eines: Spielminuten. Da ist es für den österreichischen Fußball und auch für Wurmbrand schlauer, er kickt in der U21-Startelf als im besten Fall vielleicht zehn Minuten für das A-Team. Angenommen Marko Arnautovic stürmt gegen Zypern in einem 4-2-3-1-System, dann hat Ralf Rangnick immer noch Michael Gregoritsch, Raul Florucz und Romano Schmid und/oder Patrick Wimmer auf der Bank. Das sollte reichen.