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Einer wie keiner sonst [Euro 2020, Tag 10]

Robert Lewandowski erzielt Polens Tor gegen Spanien. Er ist einer dieser Fälle, wo es diesen einen Mann in einer Mannschaft gibt, und dann den Rest. Von ihm erwartet man dann einerseits alles und noch mehr. Auf der anderen Seite ist das für ein Team noch selten gut gewesen.

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In den tausenden kursierenden Tippspielen, die während dieser Euro so laufen, hatten am Samstag wohl sehr viele alles falsch. Frankreich schafft es nicht, eine massive Überlegenheit gegen Ungarn in einen Sieg zu verwandeln. Deutschland gewinnt 4:2 gegen Portugal, was so niemand erwartet hat, auch ich nicht, wie man nachlesen kann. Und Spanien hat wie schon im ersten Spiel ein bisschen komisch herumgespielt und so den Polen ebenfalls einen Punkt ermöglicht. Da könnte es jetzt für die große Mannschaft Europas und der Welt zwischen 2008 und 2012 tatsächlich eng werden, mit dem Aufstieg ins Achtelfinale. Entspannt können Luis Enriques Leute jedenfalls nicht ins letzte Gruppenspiel gegen die Slowakei gehen.

Torschütze der Polen gegen Spanien war übrigens ein gewisser Robert Lewandowski. Wer sonst, werden jetzt viele fragen? Viele eher oberflächliche Beobachter werden von dieser Mannschaft überhaupt nur diesen Spieler kennen. Immer wenn in einer Mannschaft, ein Spieler turmhoch herausragt, erzeugt das ähnliche Geschichten. Meistens sind es Offensivspieler und alle erwarten sich, dass ebendieser Spieler das schon richten wird. Tut er dann auch oft, vielschichtig gelagerte Probleme erzeugt es aber auch. Nicht nur dann, wenn dieser eine Superstar derart speziell ist wie zum Beispiel Zlatan Ibrahimovic oder einst Emmanuel Adebayor bei Togo.

"Ein bisschen kann man so ein Phänomen auch im Vorfeld des letzten Gruppenspiels von Österreich gegen die Ukraine beobachten. Marko Arnautovic darf wieder mitspielen und plötzlich liegt alle Hoffnung bei ihm. " - Jürgen Pucher

Lewandowski etwa beklagte nach dem ersten Spiel gegen die Slowakei mangelnde Unterstützung seiner Kollegen. Er würde nicht genug Bälle bekommen. Er ist es eben gewohnt, beim FC Bayern von Spielern seines Formats unterstützt zu werden. Für die Stimmung im Team sicher nicht optimal. Ibrahimovic hat regelmäßig über seine, in seinen Augen nicht ausreichend mit Können ausgestatteten, Kollegen gemault. In anderen Fällen, etwa Lionel Messi oder Didier Drogba früher bei der Elfenbeinküste, ging das bis zu Gruppenbildungen in der Mannschaft, teilweise werden solche Fälle sogar ein Politikum. Für jeden Trainer mit so einer Konstellation in der Mannschaft, ist das eine Herkulesaufgabe.

Ein bisschen kann man so ein Phänomen auch im Vorfeld des letzten Gruppenspiels von Österreich gegen die Ukraine beobachten. Marko Arnautovic darf wieder mitspielen und plötzlich liegt alle Hoffnung bei ihm. Auf einmal ist es völlig klar, dass er in der Startelf stehen wird, was zu Beginn des Turniers keinesfalls klar war. Er muss es richten, was bisher nicht geklappt hat. Eine eigenartige Dynamik mit einem Hauch Verzweiflung, die da entsteht. Arnautovic ist sicher an guten Tagen einer der den Unterschied machen kann. Aber sicher nicht der einzige Spieler im Team Foda mit großer individueller Klasse. Die anderen müssen jetzt Interviews geben, und brav sagen, wie wichtig die Rückkehr von Arnautovic ist. Er selbst wird zumindest übermotiviert sein, wenn nicht noch mehr. Man wird sehen, ob sich da am Montag alles in die richtige Richtung bewegt.

 

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