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Franz Schiemer: „Ich kann dem Trainer die Ausrichtung ganz klar vorgeben“

Gerade ein paar Tage im Amt wird Franz Schiemer als Ried-Manager und Stefan Reiter-Nachfolger kritisch beäugt und muss die wohl härteste Krise der vergangenen Jahre bewältigen. Schiemer sei zu jung, zu unerfahren zu alles. Im 90minuten.at-Interview spricht er darüber, wie er Manager wurde, über seinen Vorgänger und seine Vorstellungen vom Fußball sowie das Vorbild Ralf Rangnick. Das Gespräch führte Georg Sander

(Hinweis: Das Interview wurde vor der 1:6-Niederlage gegen Red Bull Salzburg geführt) 

 

90minuten.at: Wie groß sind die Fußstapfen, in die Sie treten?
Franz Schiemer:
Die sind groß, das ist klar. Stefan (Anm.: Reiter) hat nicht umsonst 20 Jahre beim Fußballverein gearbeitet. Das ist heutzutage ein unglaublicher Zeitraum. Weltweit gibt es wenige, die momentan so lange bei einem Verein bleiben. Das zeigt, was für ein wichtiger Mann er für die SV Ried war und ich möchte gar nicht in seine Fußstapfen treten. Es ist jetzt eine andere Zeit und deswegen habe ich vor, Dinge ein bisschen anders als er zu machen. Ich will mich einfach auf diese Zeit freuen. Es geht darum, wieder neue Wege zu gehen und den Verein anders aufzustellen. Das heißt nicht, dass alles, was vorher war, schlecht war.

 

Die Ablöse von Reiter war nicht unbedingt aus freien Stücken, es soll interne Probleme gegeben haben. Was spricht für Sie dennoch für diesen Generationswechsel?
Da müssen Sie eigentlich den Vorstand fragen. Ich ahne einmal, dass die letzten Jahre eher nach hinten los gegangen sind, es wurde immer gegen den Abstieg gespielt. Von mir erhofft man sich wohl eine andere Richtung. Das ist heutzutage im Fußball so: Wenn der Erfolg ausbleibt, werden Positionen verändert und man probiert etwas Neues. Das ist auch für mich eine Chance, zu zeigen, dass ich das möglich machen kann.

 

Ist die Situation für Sie belastend, so in diese Position zu kommen?
Nein, ich habe eher das Gefühl, dass die Berichterstattung eher kritisch bis negativ ist. Das kommt mir eigentlich ganz gelegen. Es wäre schwieriger, die Position in Salzburg zu übernehmen, wenn die drei Mal das Double geholt haben. Wenn man es dann nicht holt, hat man ein Problem. Deshalb bin ich eigentlich sehr entspannt. Unabhängig von der Erwartungshaltung freue ich mich auf meine neue Tätigkeit.

 

Sie werden oft auf Ihr Alter reduziert. Machen wir nicht. Aber für den Sportdirektor ist das Netzwerk wichtig. Ist Ihres groß genug?
Mein Netzwerk ist sehr gut. Ich war bei drei Vereinen, habe viele fähige Leute kennen gelernt und viel mitgenommen. Ich bin 13, 14 Jahre im Profifußball und habe auch abseits vom Rasen sehr viel mitbekommen.

"Klare Vorgaben und Strukturen helfen, um guten und erfolgreichen Fußball zu spielen. " - Franz Schiemer

Was haben Sie dem Verein präsentiert, bevor man sich für Sie entschieden hat?
Ich habe meine Vorstellung von modernem Fußball geschildert. Gewisse Dinge aufgezeigt, die man besser machen kann. Es waren ein paar Gespräche, die scheinbar positiven Anklang gefunden haben. Ich habe klare Vorstellungen und das habe ich gerade von meiner Zeit aus Salzburg mitgenommen, von Ralf Rangnick und vom ganzen Verein: Klare Vorgaben und Strukturen helfen, um guten und erfolgreichen Fußball zu spielen. Ohne eine klare Vorgabe vom Verein wird die Sache schwierig.

 

>>> Seite 2: Franz Schiemer: "Wir wollen überfallsartig attackieren, aggressiv sein"

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