Konrad Laimer mit situationsgerechter Entscheidungsfindung am Ball

Laimer konnte mit RB Leipzig in der 13. Runde der deutschen Bundesliga gegen Paderborn mit 3:2 gewinnen. Der Österreicher zeigte im Spiel seine gute Entscheidungsfindung mit dem Ball und stach auch wieder durch sein enormes Laufpensum heraus.

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RasenBallsport Leipzig startete in die Partie mit einer 4-2-2-2-Formation. Dabei spielte Konrad Laimer auf einer der beiden Sechserpositionen. Er tauschte oft mit Diego Demme die Positionen. Das heißt, dass die beiden situativ auf das Spielgeschehen reagierten und so dann die linke oder rechte Sechserposition besetzten. Allerdings war Laimer nicht der einzige Österreicher, der in der Startelf stand. Auch Stefan Ilsanker und Marcel Sabitzer begannen das Spiel gegen den SC Paderborn. Die Leipziger pressten die Gastgeber von Anfang an hoch an und versuchten schon weit vorne in der gegnerischen Hälfte Balleroberungen zu haben. Meist versuchten die Stürmer den Pass vom Innenverteidiger auf den Außenverteidiger zu erzwingen. Dieser Pass war meistens auch gleichzeitig der „Trigger“ für die ganze Mannschaft vorne aggressiv anzupressen. Die Gäste gewannen auch mehrere Bälle, da sie für den Außenverteidiger (vor allem für den linken Außenverteidiger) den Raum eng machten und sich der Abwehrspieler selten aus dieser Situation lösen konnte. Dadurch hatte Leipzig öfters Balleroberungen in der Nähe des gegnerischen Sechzehners und kam immer wieder zu Torabschlüssen.

In der zweiten Hälfte hatte das Spiel ein anderes Bild. Leipzig presste erst einige Meter weiter hinten und Paderborn baute mehr über die rechte Seite auf.  Das Pressing von RB blieb zwar gleich, aber der rechte Außenverteidiger der Gastgeber Laurent Jans konnte sich mehrmals mit einem Dribbling aus der Pressingsituation herauslösen und so das Pressing überspielen. Paderborn hatte in der zweiten Hälfte auch längere Ballbesitzphasen und konnte sich auch mehrere Chancen erspielen. Die Gastgeber konnten sogar noch zwei Anschlusstreffer erzielen.

 

Laimer mit guter Entscheidungsfindung im Ballbesitz

Im Ballbesitz hatte Leipzig gegen das im 4-4-2 pressende Paderborn mehrere Spielaufbauvariationen. Eine dieser Variationen war, dass die Leipziger mit einer flachen Viererkette aufbaute und der Sechserraum meist nur von einem Mittelfeldspieler besetzt wurde. Der Sechser war dann meist Demme. Laimer rückte weiter nach vorne und agierte als Achter. Auch gab es Ballbesitzphasen, in denen Leipzig mit einer Dreierkette aufbaute. Da ließ sich meist Demme zwischen den beiden Innenverteidiger fallen oder kippte neben den Innenverteidigern ab. Laimer besetzt daraufhin den Sechserraum alleine und versuchte dadurch eine Verbindung zu den Stürmern aufrecht zu erhalten. Bei der Dreierkette schoben dazu die Außenverteidiger hoch, sodass die beiden äußeren Zehner hineinrücken konnten und so kein großes Loch in der Mitte entstand.

Konrad Laimer zeigte in dieser Partie wieder, wieso er zu den Stammkräften bei den Leipzigern gehört. Zunächst war es auffallend, dass er sich immer sehr oft mit Schulterblicken umschaut, um sich gut orientieren zu können. Dadurch konnte er sich auch öfters situationsgerecht positionieren und beispielsweise im Ballbesitz als eine Anspielstation dienen. Dazu versucht er, neben konstanten Ballfordern, auch immer die richtige Körperposition zu haben, sodass er sich entweder nach vorne aufdrehen oder auch mit dem ersten Kontakt nach vorne spielen kann. Auch zu sehen war, dass die meisten Ballaktionen von ihm nach vorne waren. Nur selten ging es nach hinten. Allerdings zeigte er so seine gute Entscheidungsfindung mit dem Ball, da er oft einen situationsgerechte Lösung hatte. Wie zum Beispiel in dieser Szene (Abbildung 1)

Abbildung 1

Nach einem Pass von Ilsanker auf Patrik Schick ließ der Stürmer den Ball auf den aufrückenden ÖFB-Legionär prallen. Der Österreicher spielte mit dem ersten Kontakt einen diagonalen Pass auf den linken Flügel zu Christopher Nkunku. Daraufhin kam Leipzig in das letzte Drittel und beinahe zu ihrem ersten Abschluss in dieser Partie. In dieser Aktion war gut zu sehen, dass sich Laimer konstant als Anspielstation anbot und auch viele Schulterblicke machte. Er versucht auch schon für Ilsanker anspielbar zu sein, aber in dieser Situation kam der Ball direkt zu Schick. Jedoch orientierte sich Laimer gleich nach vorne und forderte den Ball von seinem Stürmer. Als er sah, dass er den Ball bekam, schaut er sich gleich um, wo er hinspielen könnte. Sein erster Blick war auf den linken Flügel, da sich die meisten Spieler von Paderborn auf den rechten Flügel orientierten und sich auf der anderen Seite dementsprechend Raum öffnete. Zudem bewegte sich Nkunku situationsgerecht nach vorne und konnte vom Österreicher angespielt werden. Es gibt aber noch weitere Szenen, in denen Laimer seine Stärken im Ballbesitz zeigte. (Abbildung 2)

Abbildung 2

Nordi Mukiele bekam vom Innenverteidiger den Ball und wurde vom linken Mittelfeldspieler von Paderborn Kai Pröger attackiert. Auch die Gastgeber pressten ähnlich wie die Leipziger, da auch der Pass zum Außenverteidiger ein „Trigger“ für sie war. Allerdings war der Abstand zwischen der Angriffslinie und der Mittelfeldreihe oft zu groß und Leipzig konnte sich mehrmals mit einem Pass zum Sechser aus dem Pressing herauslösen. Wie in dieser Situation. Mukiele wird unter Druck gesetzt und durch das Anlaufen des Gegners werden ihm die Passoptionen nach vorne genommen. Schon als Mukiele den Ball bekam, bewegte sich Laimer seinem Mitspieler entgegen und schaute sich um. Zudem hatte er einen guten Abstand zu Mukiele, da er nicht zu nah entgegenkam und auch nicht zu weit weg stand. Er nützte den Raum zwischen den Linien perfekt aus. Mit dem zweiten Kontakt spielte der Außenverteidiger Laimer an. Der Pass wurde auf den rechten Fuß gespielt und der Österreicher musste sich nach hinten aufdrehen. Zwar war das in dieser Situation kein großes Problem, weil die Stürmer nicht wirklich nach hinten attackierten, aber falls der Pass auf den linken Fuß kommen würde, hätte sich der ÖFB-Legionär gleich nach vorne aufdrehen und einen Pass nach vorne spielen können. Nach dem Aufdrehen spielte Laimer einen Pass auf Demme, der einen Seitenwechsel auf den linken Flügel spielte. Somit war das Pressing von Paderborn überspielt.

Laimer kann aber nicht nur situationsgerechte Pässe spielen, sondern sich auch mit einem Dribbling aus engen Drucksituation lösen. Wie zum Beispiel in der 42. Minute. (Abbildung 3)

Abbildung 3

Laimer bot sich wieder an und bekam den Ball von Demme. Wieder schaute er sich mit vielen Schulterblicken um und sah, dass er von mehreren Spielern umgeben war. Der Pass kam auf den linken Fuß und so konnte er sich nach vorne orientieren. Nach der Ballannahme wurde er sofort von vier Gegenspielern unter Druck gesetzt. Um sich aus der Drucksituation herauszulösen täuschte er mit seinem zweiten Kontakt einen Pass an, legte jedoch den Ball am Gegenspieler, der in den Zweikampf wollte, vorbei. So konnte er sich aus dem Pressing lösen und auf den linken Flügel spielen.

 

Kleine Fehler im Defensivverhalten

In dieser Partie konnte Laimer wieder seine Stärken im Zweikampfverhalten und im Pressing zeigen. Viele seiner Zweikämpfe konnte er auch gewinnen. Allerdings gab es wenige Male, in denen er sich in der Defensive besser verhalten hätte können und das Pressing wäre nicht überspielt worden. Wie zum Beispiel in dieser Pressingsituation. (Abbildung 4)

Abbildung 4

Leipzig presste hoch an und es wurde der Triggerpass für das Pressing zum Außenverteidiger gespielt. Das Anlaufen von Sabitzer verunmöglichte dem Außenverteidiger einen Pass entlang der Linie oder hoch nach vorne. Jedoch stand der Sechser der Gastgeber in der Mitte frei und konnte vom Abwehrspieler angespielt werden. In der Anschlussaktion konnte der Mittelfeldspieler dann auch noch die zweite Pressinglinie überspielen, da er genug Zeit hatte sich aufzudrehen. Laimer hätte viel früher nach vorne schieben müssen, um bei einem möglichen Pass den Sechser gleich unter Druck setzen zu können. So konnte Paderborn das Pressing der Leipziger über den Außenverteidiger und den Sechser überspielen. Im Pressing war der Sechser einige Male frei, da auch, wie bei Paderborn, bei RB ein größerer Abstand zwischen den Linien war. Laimer wäre oft zu spät gewesen, jedoch spielten die Gastgeber kaum über den Sechser, was eindeutig ein Mittel gegen das hohe Pressing gewesen wäre. Julian Nagelsmann sah dieses Verhalten im Spiel und obwohl Paderborn kaum über die Sechserposition spielte und stellte der RB-Coach daraufhin die Formation um. Leipzig presste noch vor der Halbzeit nicht mehr mit zwei Stürmern an, sondern eher in einem 4-4-1-1/4-2-3-1. Damit konnten sie den Raum hinter der ersten Pressinglinie besser abdecken.

 

Fazit

Konrad Laimer spielte wieder eine gute Partie und setzt seine starken Leistungen fort. Zwar gäbe es einige Verbesserungen im Pressing, jedoch gewann er viele seiner Zweikämpfe und versuchte auch oft durch sein großes Laufpensum Fehler im defensiven Positionsspiel auszubessern. Im Ballbesitz konnte er viele situationsgerechte Entscheidungen treffen, um das Pressing von Paderborn zu überspielen oder einen Angriff einzuleiten. Durch konstantes Umschauen und anbieten war er zudem oft für seine Mitspieler anspielbar. Nach diesem 3:2 Sieg ist RB Leipzig zweiter Platz und erster Verfolger von Borussia Mönchengladbach.

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