Dragovic braucht mehr Bewegung ohne Ball [Legionärs-Check]

Der Bayer-Legionär hatte in der ersten Hälfte gegen Schalke viele gute Entscheidungen, vor allem in die Situationen mit dem Ball. In der zweiten Halbzeit gab es allerdings Probleme nach Ballgewinnen und auch mit der Bewegung ohne den Ball.

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Nach fünf Bundesligapartien ohne Startelfeinsatz spielte Aleksandar Dragovic wieder von Beginn an gegen den FC Schalke 04. Der Österreicher startete als rechter Innenverteidiger. Bayer Leverkusen spielte in einem 4-3-3 oder in einem 3-4-3. Die Formation war sehr situationsabhängig, denn Lars Bender, der als rechter Außenverteidiger spielte, rückte im Pressing meist bis ins Mittelfeld nach vorne. Die Schalker bauten mit einer Dreierkette auf und somit standen meist auf beiden Seiten Außenbahnspieler im Mittelfeld. Dadurch positionierte sich Bender öfter im Mittelfeld und es bildete sich ein 3-4-3 im Pressing. Im Ballbesitz agierten die Gastgeber eher in einem 4-3-3. Nur in manchen Situationen rückte ein Außenverteidiger etwas höher, allerdings folgte diese Bewegungen auch auf beiden Seiten. Doch wie tat sich der ÖFB-Legionär im Ballbesitz?

 

Die erste Pressinglinie wird überspielt

In den ersten 45 Minuten des Spieles zeigte Dragovic vor allem mit dem Ball seine gute Entscheidungsfindung. Zwar hatte er nicht so viele Ballkontakte, allerdings konnte er in den wenigen Aktionen situationsgerechte Pässe spielen. Er strahlte am Ball besonders viel Ruhe aus. Anfangs musste er in viele Situationen mit dem ersten Kontakt den Ball hoch nach vorne klären, aber wie zum Beispiel in der 16. Minute (Abbildung 1) zeigte er seine Passstärke und Entscheidungsfindung, um das Pressing der Schalker zu überbrücken.

Abbildung 1: Vertikaler Pass von Dragovic, um das Pressing der Schalker zu verzögern.

Dragovic bekam in dieser Situation den Ball von vorne. Da Schalke das ganze Spiel hoch presste, wurde auch der Innenverteidiger in dieser Situation angelaufen. Guido Burgstaller lief Dragovic von außen nach innen an und versuchte ihn zu einem Rückpass zu zwingen. Die Körperposition des Österreichers orientierte sich nach hinten und auch der zweite Stürmer der Schalker lief nach vorne, um bei einem möglichen Rückpass den Tormann gleich unter Druck setzten zu können. Der ÖFB-Legionär entschied sich allerdings nicht für den Pass zurück zu Lukas Hradecky, sondern für den Pass zu Julian Baumgartlinger. Zwar war Baumgartlinger mit dem Rücken zum gegnerischen Tor und wurde von hinten ein wenig unter Druck gesetzt, jedoch hat dieser Pass von Dragovic für die Anschlussaktion eine große Wirkung. Der Sechser spielte zurück zum Tormann und für den Schlussmann der Leverkusener war es möglich auf die linke Seite auf Wendell zu wechseln. Durch den kurzen Pass vom ÖFB-Legionär zu Baumgartlinger verzögerte er das Anlaufen der Offensivspieler der Gäste. Denn nach dem Zuspiel orientierten sich die drei vordersten Spieler von Schalke zu Baumgartlinger und auch der rechte Achter der Königsblauen verzögerte sein Anlaufen nach vorne. So gab es dann für Hradecky mehr Zeit sich zu entscheiden und auch nach dem Wechselpass auf Wendell hatte der Außenverteidiger mehr Zeit/Platz.

In der 22. Minute eine ähnliche Situation, in der Dragovic wieder einleitete das Pressing der Schalker zu überspielen. (Abbildung 2)

Abbildung 2: Dragovic überspielt die erste Pressinglinie von Schalke 04.

Wieder bekam der Österreicher einen Rückpass zu sich gespielt und die Körperposition war nach hinten gerichtet. Diesmal lief ihn Benito Raman in einem Bogen an und stellte dabei Karim Bellarabi in den Deckungsschatten. Für Dragovic gab es wieder die Möglichkeit direkt zum Tormann zurück zu spielen, allerdings entschied er sich wieder für den Pass zu Baumgartlinger und überbrückte damit die erste Pressinglinie der Schalker. Zudem konnte sich der Sechser aufdrehen und in der Anschlussaktion nach vorne spielen.

Auch in der Defensive machte der ÖFB-Legionär eine gute erste Halbzeit. Er gewann mehrere Luftduelle und stand in der Viererkette beinahe immer situationsgerecht, um Bälle in die Tiefe abzufangen. Allerdings hätte der Österreicher in der zweiten Hälfte mehrere Situationen besser lösen können.

 

Mehr Bewegung ohne Ball

Bereits in der ersten Hälfte gab es einigen Szenen, aber in den zweiten 45 Minuten gab es vermehrt Situationen, in denen ein Mitspieler von Dragovic den Ball hatte, der österreichische Innenverteidiger allerdings nicht anspielbar war. Der ÖFB-Legionär hätte sich dabei aber nur kurz aus dem Deckungsschatten eines Gegenspielers bewegen müssen. Wie zum Beispiel in der 77. Minute. (Abbildung 3)

Abbildung 3: Pfeile zeigen eine bessere Position für Dragovic an und einen möglichen Pass vom Tormann.

Nach einem hohen Ball von Schalke 04 bekam Hradecky den Ball. Der Schlussmann der Leverkusener wollte auch direkt zu Dragovic auswerfen, allerdings war der gegnerische Stürmer zu nah und spekulierte zudem auf den Auswurf. In dieser Situation wäre es besser gewesen, wenn Dragovic sich , sobald er sah, dass sein Tormann den Ball bekam und hinter ihm keinen Gegenspieler war, sofort auf die Seite bewegen hätte sollen. Dadurch wäre er ganz aus dem Deckungsschatten vom Stürmer, wäre für den Tormann anspielbar gewesen und hätte einen Angriff einleiten können.

Vor allem bei Dragovic war dieses Problem in diesem Spiel etwas stärker ausgeprägt und er dadurch im Spielaufbau viel weniger Ballkontakte gehabt hat. So konnte er vor allem seine guten vertikalen Pässe, die oft mehrere Pressinglinien überbrückt, nicht spielen. Zudem gab es oft Situationen nach einem Ballgewinn, in denen Dragovic viel zu hektisch wirkte und mit dem ersten Kontakt gleich nach vorne spielen wollte. Dadurch kam es zu unsauberen Pässen und direkt wieder zu einem Ballverlust.

 

Fazit

Dragovic spielte eine gute erste Halbzeit. Vor allem im Ballbesitz konnte er mehrmals die erste Pressinglinie überspielen und dadurch einen Angriff einleiten. Auch in der Defensive hatte er gute Aktionen und gewann seine Luftduelle. Allerdings spielte er in der zweiten Hälfte um einiges schwächer. Nicht nur bewegte er sich ohne Ball nicht oft genug, um eine Anspielstation zu sein, sondern entschied sich auch nach Ballgewinnen oft für den falschen Pass, der dann zu einem Ballverlust führte. Dennoch konnte die Leverkusener Mannschaft kaum Chancen für die Schalker zulassen und gewannen 2:1. Mit dem Sieg haben sie nun 25 Punkte und stehen am sechsten Tabellenplatz.

 

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